ROTTWEIL (hil) – Schwester Gabriele Maria Sorg wurde als eine der letzten Barmherzigen Schwestern in Rottweil bereits vor sieben Jahren verabschiedet. Jetzt verlässt sie auch Rottenmünster und kehrt ins Mutterhaus der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul nach Untermarchtal zurück, um dort Aufgaben in der Ordensleitung zu übernehmen.
Im Jahre 1854 kamen die ersten Schwestern nach Rottweil, um im Spital für das Wohl von Kranken, Alten und Wöchnerinnen zu sorgen. Viele Rottweiler erzählen voller Stolz, dass sie im „Spittel“ zur Welt gekommen sind. Im „Asyl“ in der Schramberger Straße wurden so manche Wehwehchen bei Jung und Alt zugepflastert und mittellose Menschen bekamen eine Mahlzeit oder auch Kleider.
Die Schwestern machten auch zahllose Hausbesuche als ambulante Krankenpflegerinnen. Der Orden der Vinzentinerinnen war schon damals so modern und am Puls der Zeit, dass die Schwestern in der ehemaligen Kriegsdammschule bereits 1858 mit einer ersten Kindergartengruppe starteten, obwohl Friedrich Wilhelm August Fröbel den ersten Kindergarten Deutschlands gerade erst 18 Jahre vorher eingerichtet hatte. Zeitweise waren bis zu 21 Schwestern in Rottweil.
Sie arbeiteten im Konvikt, in der privaten Geburtsklinik von Dr. Martin und von 1917 bis 1954 im Kreiskrankenhaus. Schwester Jutta war die letzte Ordensschwester, die bis 2008 im Kindergarten Himmelreich tätig war. Zusammen mit Schwester Gabriele Maria wohnte sie im Kaplaneihaus. Altershalber beendete Schwester Jutta ihre Arbeit im Kindergarten und ging nach Schwäbisch Gmünd, wo sie in der ordenseigenen Einrichtung St. Josef noch ihren „Unruhestand“ verbringt.
Schwester Gabriele Maria zog um ins Rottenmünster, wohin sie schon vorher täglich mit dem Fahrrad fuhr, um als Ergotherapeutin ihren Dienst zu tun gemäß dem vinzentinischen Auftrag „Liebe sei Tat.“ Im Pressebericht stand damals „ein Stück Sozialgeschichte der Stadt geht zu Ende.“ Die beiden Schwestern wurden seinerzeit feierlich im Heilig-Kreuz-Münster verabschiedet.
Aufgeschlossen und freundlich ist Schwester Gabriele Maria weiterhin vielen Menschen in der Stadt begegnet. All die Jahre war sie neben ihrer Arbeit im Rottenmünster auch noch ehrenamtlich in Rottweil tätig. Sie sang viele Jahre im Münsterchor. Sie wurde auch in den Kirchengemeinderat von Heilig Kreuz gewählt. Bis heute war sie für die Gesamtkirchengemeinde Kontaktperson im Vorstand der Wärmestube.
Am Heiligen Abend gestaltete Schwester Gabriele Maria alljährlich zusammen mit engagierten Gemeindemitgliedern und der AWO im Gemeindehaus Adolph-Kolping einen besinnlichen Abend für Menschen die allein sind. An festlich gedeckten Tischen gab es ein Weihnachtsessen. Musik und besinnliche Texte brachten etwas Weihnachtsstimmung in den grauen Alltag der Eingeladenen.
Schwester Gabriele Maria sah man auch auf dem Weihnachtsmarkt des Rottenmünsters, wo sie am Stand der Ergotherapie von Socken bis zu Kindermöbeln alles verkaufte. Sie ist eine Frau, die mitten im Leben steht.
Die Vinzentinerinnen wählen alle sechs Jahre eine neue Ordensleitung. Am 14. März wurde Schwester Gabriele Maria vom Generalkapitel zu einer der vier Generalrätinnen gewählt, welche die Generaloberin in der Leitung des Ordens unterstützen. Deshalb kehrt sie jetzt in das Mutterhaus zurück. Sie wird dort einem kleinen Konvent von Schwestern vorstehen.
Die Ordensleitung ist für alle Belange der Gemeinschaft zuständig. Dazu gehören über 5500 Mitarbeiter in den verschiedensten Einrichtungen des Ordens. Dazu gehören große Krankenhäuser wie etwa Rottenmünster oder das Marienhospital in Stuttgart, mehrere Alten- und Pflegeheime, das Bildungshaus Untermarchtal und zwei große landwirtschaftliche Betriebe in Untermarchtal und in Rottenmünster.
In Tansania versuchen die Schwestern seit 1960 mit über 20 Missionsstationen, zu denen Schulen, Werkstätten, Einrichtungen für Behinderte und Landwirtschaft gehören, die vielfältige Not im Land zu lindern. Es ist also ein weit gefächertes Aufgabenfeld, das auf Schwester Gabriele Maria wartet.
Weitere Informationen zum Orden der Vinzentinerinnen von Untermarchtal siehe unter www.untermarchtal.de