SCHRAMBERG, 24. Oktober (him) – Vor der Gemeinderatssitzung am Donnerstag summste und brummte es im Schramberger Rathaus. OB Thomas Herzog hatte zum Geburtstagsempfang für die beiden Altstadträte Martin Grüner und Siegfried Moosmann eingeladen.
In seiner Ansprache erinnerte Herzog an die Lebensleistung der beiden „als engagierte Bürger und insbesondere Kommunalpolitiker: Sie haben sich für das Gemeinwohl, für unsere Stadt in verschiedenster Weise verdient gemacht.“
Zunächst wandte er sich an „Dr.“ Grüner, den er „als einen der bekanntesten und profiliertesten Politiker unserer Stadt“ bezeichnete. Grüner hat im Sommer seinen 85. Geburtstag begangen.
Als Urenkel von Paul Landenberger und Frida Landenberger, geborene Junghans, verkörpere er quasi auch ein Stück Wirtschaftsgeschichte der Stadt. Seine politische Karriere startete Martin Grüner zunächst als Stadtrat der Liste FDP/Freie Wähler in den Jahren 1965 bis 1973. In dieser Zeit habe er beispielsweise das Projekt Hallenbad als Fördervereinsvorsitzender vorangebracht, den Zweckverband Wasserversorgung Kleine Kinzig und die Eingemeindung Waldmössingens habe er mitgestaltet. 1969 wurde Martin Grüner Mitglied des Deutschen Bundestages. Viele Jahre war er parlamentarischer Staatssekretär, zunächst im Wirtschafts-, später im Umweltministerium.
Trotz seiner Tätigkeit in Bonn und seines dortigen Wohnsitzes habe sich Grüner als Förderer der Kultur in Schramberg hervorgetan, etwa als Kuratoriumsmitglied und Mäzen im Verein Schramberger Orgelkonzerte.
Siegfried Moosmann, besser bekannt als der „singende Stadtrat“, feierte am 21. August seinen 80. Geburtstag. Aufgewachsen ist Moosmann in Aichhalden. 1960 begann er bei Spiralfedernfabrik Carl Haas in Schramberg zu arbeiten und wurde bereits 1965 in den Betriebsrat gewählt und sieben Jahre später Vorsitzender bis zu seiner Pensionierung 1994. Moosmann war auch aktives Mitglied der IG Metall.
25 Jahre lang, von 1975 bis 1999 saß Moosmann im Schramberger Gemeinderat und war schwerpunktmäßig im Bauausschuss und später im Ausschuss für Umwelt und Technik tätig. Zwei Wahlperioden gehörte er dem Kreistag an.
Seit 1973 CDU-Mitglied, engagierte er sich als stellvertretender Fraktionssprecher, aber auch als „Chefplakatierer“.
Im Kirchengemeinderat, im Aufsichtsrat der Volksbank und in der Vertreterversammlung der AOK, bei der Kolpingsfamilie, bei der Höflevereinigung, bei Marktplatz Kirche und im Verein Schramberger Orgelkonzerte engagierte sich Moosmann ebenfalls. Sein Engagement über die vielen Jahre lasse sich als vorbildlich bezeichnen, so Herzog.
Auf den „singender Stadtrat“ zurückkommend witzelte Herzog, dass dieses „Alleinstellungsmerkmal“ ihm seit der diesjährigen Kommunalwahl aus den eigenen CDU-Reihen streitig gemacht werde: „Der Nachwuchs steht sozusagen in den Startlöchern. Jüngst auf dem Sulgener Bürgerfest wurde Dominik Dieterle als der neue ‚singende Stadtrat‘ von seinen Bandmitgliedern von Oyster Supply vorgestellt.“
Martin Grüner dankte – auch im Namen von Siegfried Moosmann – für die Ehrung und hatte zunächst die Lacher auf seiner Seite, als er OB Herzog korrigierte: „Ich habe keinen Doktor – Sie bringen mich sonst noch in große Plagiatsverlegenheit!“
Anders als Moosmann habe er keinerlei Talent zum Singen und sei deshalb während seiner Schulzeit im „Dritten Reich“ im Gymnasium von einem Lehrer immer wieder gedemütigt worden. Eines Tages habe er sich an diesem Lehrer gerächt: Als er wieder vor der Klassen habe vorsingen sollen, habe er das NS-Lied „Die Fahne hoch“ gesungen, oder besser gekrächzt. Der Lehrer habe getobt.
Gern erinnere es sich an die mehr als 40 Jahre zurückliegende Zeit als Schramberger Gemeinderat, etwa an die mehr als eine Million Euro teuren Versuche, in Schramberg Thermalwasser anzubohren. Es sei immer die Frage gewesen, wann und ob man aufhören müsste. Schließlich sei ja leider nichts draus geworden, so Grüner.
Viele ehemalige und derzeitige Gemeinderäte und –rätinnen, aber auch Amtsleiter waren gekommen, um mit den beiden Jubilaren anzustoßen und in Erinnerungen zu schwelgen.