SCHRAMBERG (pm/pz/him). Einen Fall von Tierquälerei meldet der Tierschutzverein Schramberg zum Jahreswechsel: Zwei Lämmer einer Schafherde seien bei der zum Jahreswechsel herrschenden Kälte kurz nach der Geburt erfroren, drei weitere Lämmer seien ebenfalls in der Nacht vom 30. zum 31. Dezember zur Welt gekommen und erst Stunden später angemessen versorgt worden, berichtet der Verein in einer Pressemitteilung. Die Polizei ermittelt.
Offensichtlich befanden sich in der Herde mit annähernd 200 Tieren, die ein Schäfer aus der Region, jedoch nicht aus Schramberg seit einigen Tagen auf dem Gelände im Gewann Heuwies zwischen der Erddeponie und dem Biotop in der Nähe des Beschenhofs auf dem Sulgen abgestellt hatte, auch mehrere hochträchtige Mutterschafe. Und dies, obwohl der Schäfer dazu verpflichtet gewesen wäre, diese Tiere geschützt in einem Stall unterzubringen, wie der Tierschutzverein versichert.
„Die Haltung trächtiger Mutterschafe auf der Winterweide, birgt die Gefahr, dass die Tiere nachts bei eisigem Frost und unter fehlender Aufsicht des Schäfers ablammen. Dies ist ein grober Verstoß gegen Tierschutzbestimmungen“, erklärt Claudio Di Simio vom Tierschutzverein Schramberg. Die Wolle neugeborener Lämmer schütze in den ersten Wochen nur unzureichend gegen Wind und Kälte. Diese würden bei den derzeit herrschenden nächtlichen Temperaturen somit erheblich leiden. Zudem seien die Tiere unmittelbar nach der Geburt naß und könnten dadurch sehr schnell auf dem Boden festfrieren. Laut Polizeibericht seien zwei neugeborene Sauglämmer verendet, „drei weitere Jungtiere überlebten bei Minustemperatur und schneebedeckter Wiese.“
Auf Anordnung eines hinzugezogenen Amtstierarztes versorgte der Schäfer am Donnerstagmorgen seine Tiere, denen nach den tierschutzrechtlichen Bestimmungen bis zur vierten Lebenswoche ein geeigneter Witterungsschutz zur Verfügung gestellt werden muss, wie die Polizei weiter mitteilt. Ein Ermittlungsverfahren gegen den Schäfer hätten die Polizeibeamten des Polizeireviers Schramberg eingeleitet, so Polizeisprecherin Bärbel Schatz.
Bereits in der Vergangenheit sei dem Tierschutzverein von derartigen Fällen berichtet worden, weshalb sich die Tierschützer hin und wieder selbst vor Ort ein Bild machen wollten. Gegen den betroffenen Schäfer hat der Verein nun Anzeige erstattet, denn an einen „Unfall“ glaubt Claudio Di Simio nicht: „Leider gelten sogenannte Nutztiere immer noch als Tiere zweiter Klasse und ihr Wert bemisst sich nur an ihrer wirtschaftlichen Rendite.“ Jede Maßnahme, die mit zusätzlichem Aufwand und damit Mehrkosten verbunden sei, schmälere am Ende den Gewinn. Das Tier bleibe dabei meistens auf der Strecke, oder wie in diesem Fall, verende auf frostigem Boden, so die Tierschützer.
Auf Nachfrage der NRWZ hat die Polizei bestätigt, dass gegen den Tierhalter Anzeige erstattet worden sei. Auch seien Beamte mit einem Veterinär vor Ort gewesen, um die Angaben zu überprüfen. Beim Kreisveterinäramt war am späten Freitagnachmittag niemand mehr zu erreichen.