In Sulz hatte bis heute an einer Baustelle eigentlich ein Durchfahrtsverbot für Autofahrer gegolten. Die Polizei hat zuletzt in nur einer halben Stunde sechs Sünder erwischt, die trotz einer auf Dauerrot geschalteten Ampel durchgefahren sind. Angekündigt war auch, dass weitere Kontrollen folgen sollten. Doch jetzt macht die zuständige Verkehrsbehörde einen Rückzieher, hat sich zu einer neuen Ampelregelung entschieden. Für die Erwischten aber ist das keine Entwarnung.
Sulz (gg/pz). “Bezugnehmend zur Pressemitteilung für den Landkreis Rottweil vom 10. Juni 2015, 14:35 Uhr, möchten wir Ihnen zur Kenntnis geben, dass die Verkehrsbehörden die bauausführende Firma beauftragt haben, die Ampelregelung ‘Dauerrot’ an der Baustelle der Bundesstraße 14 auf der Gemarkung Sulz am Neckar einzustellen. Es wird danach eine allgemein übliche Ampelregelung eingerichtet.”
So amtlich drückt sich am Mittwoch mittag die Pressestelle der Polizei in Tuttlingen aus. Im Klartext: In der Stadt am Neckar haben die Behörden offenbar eingesehen, dass ihre bisherige Regelung Mist ist. Und die Autofahrer haben sich den Weg durch die Baustelle statt weit drum herum erzwungen. Eine Verkehrsschau hat das ergeben, auch im Hinblick auf die Erfahrungen der Polizei im Hinblick auf dickköpfige Autofahrer vor Ort.
Nur eineinhalb Stunden vor dieser Meldung hatte die Polizei berichtet, überraschend viele unbelehrbare Rotsünder erwischt zu haben. “Insgesamt sechs Verstöße – innerhalb einer halben Stunde – wegen des Missachtens des Rotlichts an einer Ampelanlage haben Beamten des Polizeireviers Oberndorf beanstanden müssen”, hieß es da im Polizeibericht.
Der Fall: In Sulz wird an der B14 gebaut. Nur Busse dürfen durch, sie können eine installierte Ampel auf Grün schalten. Für Autofahrer aber bleibt sie Rot. Bisher.
Die Ordnungshüter hatten am Dienstagabend zwischen 22.15 und 22.45 Uhr die Ampelanlage der Baustelle an der Bundesstraße 14 überwacht. Trotz einer entsprechenden Beschilderung waren die betroffenen Autofahrer, als die Ampel Rotlicht zeigte, in die Baustelle eingefahren.
Bereits seit einigen Tagen schaltet die Ampelanlage der Baustelle nur für die Linienbusse auf Grünlicht. Mit dem Zusatzschild “Ampel Dauerrot” wird auf die Ampelschaltung hingewiesen, so die Polizei. Für den betroffenen Bereich ist eine örtliche Umleitung eingerichtet. In den örtlichen Zeitungen und Gemeindeblättern wurde auf die verkehrsrechtlichen Beschränkungen schon hingewiesen.
Die Polizei wies darauf hin, dass das Missachten des Rotlichts an Ampelanlagen weitreichende Folgen mit sich bringt. So droht nicht nur ein saftiges Bußgeld, sondern auch ein Fahrverbot und Punkte in der Verkehrssünderkartei in Flensburg.
In den kommenden Tagen wollten die Beamten die Kontrollen fortführen – mit dieser Kampfansage an unbelehrbare Autofahrer endete die erste Pressemitteilung.
Eineinhalb Stunden später kündigt die Polizei dann “eine allgemein übliche Ampelregelung” an, die an der Baustelle eingerichtet werde. Der Pressesprecher ergänzt: “Somit würden Teile des Berichts nicht mehr den aktuellen Gegebenheiten entsprechen. Wir bitten dies bei der Veröffentlichung zu berücksichtigen.”
“Rotlicht ist Rotlicht”, ergänzt der Sprecher im Gespräch mit der NRWZ. Das bedeutet für die Erwischten: Das Bußgeldverfahren gegen sie wird eingeleitet, da gibt es kein Pardon, auch wenn man das nun moralisch diskutieren könnte, wie der Polizeisprecher bedauernd sagt.
Das eine normale Ampelschaltung jetzt doch plötzlich geht Zeigt wie Sinnfrei die Dauerrotschaltung war.