Die Stadtverwaltung Rottweil hat offenbar kurzfristig eine Benefizveranstaltung Jugendlicher zugunsten der Krebshilfe abgesagt. Eine Partynacht samt DJs hätte in den Räumen des Stadtjugendrings im Parkhaus Stadtmitte stattfinden sollen. Und zwar am morgigen Samstagabend. Doch offenbar weil die örtlichen Rocker des Motorradclubs Red Devils als Sponsoren der Benefiz-Feier aufgetreten sind, hat die Verwaltung nach Mitteilung des Veranstalters den Stecker gezogen. Die Jugendlichen wollen nun nach Spaichingen ausweichen und abgespeckt feiern.
Seit zwei Tagen sind die Red Devils bundesweit in den Schlagzeilen. Aufgrund einer Initiative ihrer Ortsgruppe („Chapter“) in Tuttlingen haben sich auch die Rottweiler angekündigt, auf den gefährlichen Straßen der Region Frauen und Kindern, die „Angst haben sobald es dunkel wird das Haus zu verlassen“, Begleitung anbieten zu wollen. Eine Bürgerwehr zu bilden als Reaktion auf die Ausschreitungen, verübt von Asylbewerbern, in der Silvesternacht. Ein Vorhaben, das Polizei und Landes-Innenministerium sogleich rundheraus abgelehnt haben. Das Gewaltmonopol habe die Polizei, Bürgerwehren seien nicht sinnvoll.
Innenminister Reinhold Gall (SPD) wies nach Medienberichten das „Hilfsangebot“ der Rockergruppierung Red Devils ausdrücklich zurück. Gerade Rockergruppen stünden im Zentrum polizeilicher Ermittlungen, weil sie durch Gewaltdelikte und Rauschgiftkriminalität auffielen, wird Gall zitiert.
Doch natürlich sind Rocker auch Menschen. Claus „Graf“ Gönninger, „President“ des Red Devils Motorradclubs Rottweil, erklärt auf der Facebookseite des Clubs von sich, 2003 an Krebs erkrankt zu sein. Vor Weihnachten sei er nun gefragt worden, ob er ein Benefizkonzert zugunsten krebskranker Kinder unterstützen wolle. Nachdem er selbst „erst nach einer harten Chemo“ habe geheilt werden können, „habe ich ohne weiter nachzudenken eine Geldspende zugesagt.“ Im Gegenzug sollte nach seinen Angaben das Red-Devils-Clublogo mit anderen Sponsoren auf die Plakate des Veranstalters gedruckt werden.
Die Benefizparty sollte morgen, Samstagabend stattfinden. Als Veranstalter treten der Stadtjugendring Rottweil und ein kleiner Veranstalter namens Z-Levels auf. Letzterer hat zuletzt einige Partys in der Gegend organisiert. „Wir hoffen auf tatkräftige Unterstützung unserer Feiermeute“, heißt es in der Ankündigung der Befefiz-Feier, „um gemeinsam Gutes zu bewirken. Es wird sicher wieder eine legendäre Party, und noch schöner wird sie mit dem Gedanken im Hinterkopf, etwas Gutes zu bewirken.“ Der Erlös sollte an den Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen gehen.
Nun wird die Party in einer Ersatz-Location in Spaichingen stattfinden, dem Café Treibsand, und offenbar kleiner ausfallen, wenn auch mit den für Rottweil angekündigten DJs. Denn: „Leider müssen wir euch mitteilen“, heißt es auf der Veranstaltungsseite, „dass uns die Stadt Rottweil, jetzt kurz davor, einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.“ Und weiter: „Da ihnen einer unserer Sponsoren nicht in den Kram passt, haben sie uns jetzt kurz vor knapp die Veranstaltung abgesagt. Viel Arbeit, Zeit, Schweiß und Liebe, die wir investiert haben, gehen mal kurz den Bach runter.“
Die Stadt sagt also die Party ab? Wegen der Rocker? „Wir können ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, wie man so herzlos sein kann, um wegen so einer ‚Lappalie‘ so ein Projekt einfach absagt“, schreibt das Z-Levels-Team.
Der örtliche Red-Devils-Chef stellt den Zusammenhang so her: Sein Engagement sei „nun dem Event zum Verhängnis“ geworden. Der Red-Devils-Motorradclub Rottweil hab außer der Spende mit der ganzen Veranstaltung nichts zu tun. „Verlieren tun nur die kranken Kinder“, schreibt der Rockerboss. „Den verantwortlichen Entscheidungsträgern kann ich nur sagen: Ihr seid mehr als erbärmlich. Und ihr wagt es, über uns zu urteilen, ich kann meine Abscheu gegen euch gar nicht ausdrücken.“
Das Verständnis derer, die der Veranstalter Z-Levels auf Facebook erreicht, ist gleich Null. Beispielhaft im O-Ton hier ein Kommentar: „Echt ein trauriges Deutschland…in erster Linie geht’s um ein guten Zweck und für Kids und denen fällt nix besseres ein als so was…nur wie du sagst Zille einer Lapallie und wenn alle Sponsoren denen nicht passen würden ist doch scheiss egal es geht ja in erster Linie den Kids zu helfen…lächerlich ohne Witz!!!“
Oder, etwas drastischer: „wäre es ein benefizkonzert für Flüchtlinge gewesen wärt ihr bestimmt nicht die falschen sponsoren gewesen und es hattew stattgefunden.. wetten? arschlöcher… die kinder tun mir leid, die hätten von der Aktion total profitiert.“ Das findet sich auf der Facebookseite der Rottweiler Rocker.
Inzwischen hat uns die Stellungnahme der Stadtverwaltung erreicht. Wir haben sie hier inklusive weiterer Details veröffentlicht.
Das Rocker-Logo prangt derweil auf dem Veranstaltungsplakat einträchtig neben so namhaften wie dem der Kreissparkasse.
So ein schwachsinn. Man muss die Rocker ja nicht unterstützen aber es geht doch immernoch um einen guten Zweck