Derzeit quälen sich die Züge, auch die schnellen, auf der Gäubahn um die Kurven. Die Pendolinos sind ausgemustert, die Bahn und die Zugbaufirmen haben die Probleme mit defekten Zügen nie in den Griff bekommen. Doch jetzt keimt wieder Hoffnung auf, wie der Interessenverband Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn mitteilt.
REGION (him) – Nachdem die DB AG vor gut zwei Jahren angekündigt hätte, auf der ICE-Verbindung Stuttgart – Zürich keine Neigetechnik-Züge mehr einsetzen zu wollen, hätten „viele Reisende die Hoffnung auf schnellere Zugverbindungen aufgegeben“, schreibt der Verband. Die Bahn hätte stets auf technische Probleme der Neigetechnik verwiesen, die von der Fahrzeugindustrie nicht gelöst werden könnten. Nicht erwähnt worden sei dabei allerdings, dass in zahlreichen europäischen Nachbarländern Neigetechnik-Züge zuverlässig und ohne Probleme fahren.
Der Verband glaubt, dass ausgerechnet die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) zeigten, „dass der Einsatz von Neigetechnik-Zügen auch in Deutschland funktioniert.“ Schon heute betreibt die SBB ja Teile des Zugverkehrs auf der Gäubahn.

Auf Anfrage des Interessenverbands Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn hätten die Schweizer bestätigt, „dass ihr Neigetechnik-Zug der Baureihe ETR 610 bereits etliche Probefahrten auf deutschen Strecken, unter anderem auch der Gäubahn, erfolgreich absolviert hat“, so Rainer Kaufmann, der Geschäftsführer des Interessenverbands in der Mitteilung.
Die offizielle Zulassung für das Streckennetz der DB AG erwarteten die SBB noch in diesem Jahr, wenn einige behördliche Auflagen erfüllt worden seien. Für den Vorsitzenden des Interessenverbands, den Tuttlinger CDU- Landtagsabgeordneten Guido Wolf, sei dies eine ausgesprochen erfreuliche Nachricht. „Jahrelang hat uns die DB gesagt, Neigetechnik geht nicht. Jetzt beweisen uns unsere schweizerischen Nachbarn das Gegenteil und eröffnen die Perspektive für schnellere Züge zwischen Stuttgart und Zürich“, so der Verbandsvorsitzende in der Mitteilung.
Wolf will nun darauf drängen, dass Neigetechnik-Züge wieder auf die Gäubahn zurückkehren. Er erinnert in diesem Zusammenhang an eine Zusage, die Bahnchef Grube ihm gegeben habe: „Herr Grube hat uns die Rückkehr der Neigetechnik-ICE versprochen, wenn die technischen Probleme gelöst sind. Was die Schweizer vormachen, sollten wir doch auch hinbekommen.“
Ähnlich sieht es auch die grün-rote Landesregierung. Auf Nachfrage der NRWZ erklärt der Sprecher des Landesverkehrsministeriums, Edgar Neumann: „Auch für das Land bleibt die Beschleunigung der Gäubahn ein ganz zentrales Anliegen. Das Land setzt nach wie vor auf die Rückkehr der Neigetechnik und die Verkürzung der Reisezeiten.“ Hier sei in allererster Linie die Deutsche Bahn in der Pflicht. Denn das jetzige Interimskonzept sei, wie der Name bereits zum Ausdruck bringe, nur eine Übergangslösung. „Allerdings beobachten wir bei Bund und Deutscher Bahn bedauerlicherweise keine Aktivitäten, die Zusage, dass die Neigetechnik auf die Gäubahn zurückkehren wird, umzusetzen“, so Neumann wörtlich.
Das Land habe daher in diesem Jahr eine Untersuchung in Auftrag gegeben, mit welchen Kombinationen aus Infrastrukturausbau und Zugtechniken verschiedene Beschleunigungsstufen erreicht werden könnten. „Dabei werden unter anderem in Europa und der Schweiz verfügbare Neigetechnikzüge betrachtet“, so Neumann abschließend.
Eine von der DB angeforderte Stellungnahme liegt uns noch nicht vor.
In der Schweiz fahren seit 1997 die ICN Neigezüge ohne Probleme auf der Jurafusslinie von Lausanne über Zürich bis St. Gallen. Zu behaupten, dass es Probleme mit der Neigetechnik gäbe ist absoluter Quatsch. Die 610 fahren nun auch schon seit 5 Jahren und sind ebenfalls problemlos. Warum in Deutschland das nicht gehen sollte, was in der Schweiz funktioniert, muss mir jemand erklären.