Der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais informierte sich in einer Anfrage an die baden-württembergische Landesregierung über die wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis Rottweil. Darüber heißt es in einer Pressemitteilung:
Mit knapp 140.000 Einwohnern zählt der Landkreis Rottweil zu den kleinen Landkreisen Baden-Württembergs. Nichtsdestoweniger kommt der Industrie in Rottweil aber eine besonders hohe Bedeutung zu. Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung lag im Landkreis Rottweil mit 47,2 Prozent im Jahr 2017 weit über dem Landesdurchschnitt (33,7 Prozent).
Verarbeitendes Gewerbe umfasst jene Wirtschaftszweige, bei denen am Ende Produkte hergestellt bzw. verarbeitet werden. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 war der Kreis Rottweil überdurchschnittlich stark von Rückgängen der Wirtschaftsleistung getroffen, danach sei das Wirtschaftswachstum aber „überdurchschnittlich dynamisch“ gewesen, heißt es in der Antwort des Wirtschaftsministeriums.
Neben dem Verarbeitenden Gewerbe (2019: 26.300 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) spielt der Kfz-Bereich (6.300) sowie das Gesundheits- und Sozialwesen (6.300) im Landkreis Rottweil eine übergeordnete Rolle. Insgesamt konzentrierten sich in diesen drei Wirtschaftszweigen 2019 etwa zwei Drittel der Beschäftigten im gesamten Landkreis.
Zudem ist die Wirtschaft im Landkreis Rottweil im Vergleich zum Land stärker durch kleine und mittlere Betriebe geprägt. Der Beschäftigungsanteil von Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten lag im Jahr 2018 mit 38,9 Prozent über dem Landesdurchschnitt von 36,8 Prozent. Überdurchschnittlich hoch lag auch der Anteil an allen Beschäftigten im Landkreis Rottweil bei den Betrieben zwischen 50 und 249 Beschäftigten (Landkreis Rottweil: 31,6 Prozent, Baden-Württemberg: 27,4 Prozent).
„Trotz dieser erfreulichen Zahlen hat die Wirtschaft harte Wochen hinter sich, welche von Kurzarbeit und Unsicherheiten geprägt waren,“ sagte Karrais. Der Landkreis Rottweil sei zudem stark vom produzierenden Gewerbe und insbesondere durch die auf die Metallbe- und -verarbeitung spezialisierte Automobilzulieferindustrie sowie die zugehörigen Maschinen- und Anlagenbauer mit einem Schwerpunkt in der Wertschöpfungskette des Verbrennungsmotors geprägt, ist in der Antwort des Wirtschaftsministeriums zu lesen.
Dass die heimische Wirtschaft unter Corona besonders leidet, macht ein Satz in der Antwort deutlich: „Die Corona-Krise trifft diese Unternehmen besonders hart, denn die Branche steht mit Blick auf den konjunkturellen Abschwung, globale Handelskonflikte sowie den Transformationsprozess ohnehin schon vor großen Aufgaben.“ Die größten Herausforderungen lägen kurzfristig in der Sicherstellung der Liquidität und mittel- bis langfristig in der strategischen Neuausrichtung des eigenen Unternehmens, befindet das zuständige Ministerium und verweist auf den Strategiedialog Automobilwirtschaft, der bei der Neuausrichtung helfen solle.
Der FDP-Landtagsabgeordnete ist sich sicher: „Jetzt sind pragmatische Entscheidungen gefordert, um unseren, aber auch alle weiteren 34 Landkreise in Baden-Württemberg zu unterstützen.“ Die Politik müsse jetzt die Wirtschaft „entfesseln“, indem Bürokratie abgebaut und finanziell Luft zum Atmen gegeben werde. „Die Verlängerung des Kurzarbeitergelds ist sicher an der einen oder anderen Stelle hilfreich, aber beim Wiederaufschwung hilft das nur wenig,“ sagte der Abgeordnete. Es müsse daher durch steuerliche Erleichterungen dafür gesorgt werden, dass investiert werden könne.
Für Karrais stehe fest, dass die Automobilbranche als Rückgrat der lokalen Wirtschaft mit den zahlreichen Zulieferern noch mehr in den Blick zu nehmen sei. Eindimensionale Impulse zugunsten der batteriegebundenen Elektromobilität seien fehl am Platz. „Leider spricht die Landesregierung mit gespaltener Zunge, wenn sie einerseits technologieoffen die klimaneutrale Mobilität fördern will, aber im praktischen Handeln vor allem Batterieautos unterstützt. Ein Umdenken ist jetzt dringender erforderlich, als jemals zuvor,“ übt der FDP-Politiker Kritik.
„Eine große Chance Arbeitsplätze zu erhalten ist das Vorantreiben der Wasserstofftechnologie. Mit dem Verein H2-Region Schwarzwald-Baar-Heuberg haben wir eine gute Ausgangslage für unsere Region, zum Spitzenreiter bei dieser Zukunftstechnologie zu werden,“ erklärte Karrais. Darum sei der Abgeordnete Gründungsmitglied des Vereins und suche aktiv nach Unterstützern bei Unternehmen und Kommunen.