Nachhaltiges Bauen – eine Forderung, die gerade auch im Kommunalwahlkampf immer wieder erhoben wird. Aber wie soll das gehen? Bei einer gemeinsamen Besichtigung haben sich Kommunalpolitiker und interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Dunningen, Schramberg und Lauterbach auf Einladung von SPD, Grünen und Buntspecht bei der Firma Permatecs in Dunningen über ein ungewöhnliches Gewerbegebäude informiert, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Vor zehn Jahren schon haben Beate und Manfred Schneider hier ein zweistöckiges Verwaltungsgegbäude mit angeschlossener Werkhalle aus Stroh, Holz und Lehm gebaut. In seiner Begrüßung erzählte der Schramberger Buntspecht-Stadtrat Martin Himmelheber, er sei durch Zufall auf dieses ungewöhnliche Projekt ganz in der Nähe gestoßen. „In nächster Zeit werden wieder viele Kindergärten, Schulen und andere kommunale Gebäude errichtet, uns interessiert, ob wir bei Ihnen etwas abschauen können.“
Das Gebäude besteht aus einer Holzständerkonstruktion, bei dem die Fächer mit Strohballen ausgefüllt werden. Innen und außen erhält es einen etwa fünf Zentimeter dicken Lehmverputz. Zum Versteifen wurden OSB-Platten verwendet. Der Strohhausbau sei ihnen eine Herzensangelegenheit gewesen, so die Schneiders. Vor zehn Jahren sei das alles noch sehr neu gewesen. „Wir haben aber
im Landratsamt und vom Kreisbrandmeister sehr viel Unterstützung erhalten“, lobte Manfred Schneider.
In einer Dunninger Schreinerei hätten sie die einzelnen Wände vorgefertigt. Das Holz so Beate Schneider, stammte aus dem eigenen Wald. „Wir haben 3500 Strohballen gebraucht.“ Ein befreundeter Landwirt habe das Stroh geliefert und deshalb auf das Spritzen von Halmverkürzer verzichtet. In der Werkstatt habe man die Strohballen mit Hilfe von Spanngurten und Wagenhebern sehr stark
zusammengepresst. „Da können sie nicht mehr mit der Hand einfach reinbohren.“
Noch in der Werkstatt kamen die ersten Lehmverputzschichten drauf. Innerhalb weniger Tage waren dann die Halle und das Verwaltungsgebäude gestellt. Wegen der in unseren Lagen für Lehmputz nicht so günstigen Wetterverhältnisse haben die Schneiders das Gebäude an den dem Regen ausgesetzten Seiten mit Holz verschalt.
Nach zehn Jahren sind die Schneiders immer noch sehr zufrieden mit ihrem Gebäude: „Wir haben fast immer eine Luftfeuchtigkeit von etwa 50 Prozent.“ Die Wärmedämmung sei ausgezeichnet, das Gebäude habe Passivhausstandard. „Wir brauchen bei einer Gesamtfläche von etwa 600 Quadratmetern so 1500 Euro Heizkosten“, berichtet Manfred Schneider. Die meiste Wärme werde über die
Maschinen abgegeben und in einem 5000-Liter-Wassertank gespeichert.
Unterstützung an sehr kalten Tagen komme von einer Sechs-KW-Elektroheizung. Eine zehn-KW-Photovoltaikanlage auf dem Dach liefert Strom fast komplett für den Eigenbedarf. Besonders im Sommer seien in der Halle die Temperaturen angenehm – höchstens 24 Grad, so Manfred Schneider. Klimaanlage: Fehlanzeige. Da sie sehr viel in Eigenleistung gemacht haben, seien die Baukosten für sie
niedriger ausgefallen als für eine konventionelle „Blechhalle“. Wenn man das nicht könne, sei ein solches Gebäude wohl fünf bis zehn Prozent teurer als ein herkömmlicher Industriebau, schätzen die Schneiders. In der Fragerunde ging es um den Brandschutz, die Architektur, die Feuchtigkeit oder Mäuse.
Natürlich würden sie mit dem heutigen Wissen einiges anders machen. Der Versuch mit einem Kalkputz sei gescheitert, erzählt Beate Schneider: „Ein Hagelsturm hat da große Löcher reingeschlagen.“ Die komplizierte Dachform würde er nicht nochmal manchen, ergänzt Manfred Schneider. Auf der anderen Seite, da war sich die Runde einig: „Es braucht Pioniere, die etwas ausprobieren.“
Inzwischen gebe es schon etliche Beispiele von Kindergärten, die als Strohhäuser gebaut wurden, so Beate Schneider. Dafür spreche das gute Klima und die Schadstofffreiheit. Nach anregenden anderthalb Stunden betonte Kreisrat Berthold Kammerer (SPD), er habe viel gelernt und bekannte, das interessante Gebäude bisher nicht gekannt zu haben. Peter Schimak (Buntspecht) lobte den Pioniergeist der Schneiders: „Wenn mehr Leute Ihre Einstellung hätten, wären wir schon weiter.“