LAUFFEN (mm) – Zwölf Syrer leben seit ein paar Tagen in Lauffen. Und sie sind unglaublich dankbar über die große Hilfsbereitschaft, die ihnen im Ort entgegenschlägt. Bürgermeister Ulbrich hat sie jetzt besucht und offiziell als Bürger der Gemeinde willkommen geheißen.
Vor wenigen Tagen sind 12 junge Syrer in Lauffen eingetroffen. Am Freitag kam Bürgermeister Ralf Ulbrich zu Besuch, und bekam auch gleich stilecht starken Tee in kleinen Gläsern serviert. Und ein riesiges Dankeschön auf Deutsch – das erste Wort, das die Flüchtlinge schon auf Deutsch können. Denn sie sind zutiefst dankbar, das ist an dem Nachmittag zu spüren.
Dankbar für die Hilfe, denn die ist enorm. Das Team um Dr. Angelika Haupt, die derzeit stellvertretende Ortsvorsteherin, tut wirklich alles für die jungen Leute. Hat die Küchenausstattung organisiert, einen Staubsauger und Fahrräder besorgt. Und inzwischen Fahrradschlösser, denn das erste der Räder wurde schon geklaut.
Sie weiß, welchen Bus die jüngeren unter ihnen nehmen müssen, wenn sie am ersten Schultag nach Rottweil müssen, um am Deutschunterricht teilzunehmen. „Mama“ wird die engagierte Ärztin schon von den Syrern genannt. Wilfried Matusza wiederum ist der Chauffeur, er bringt diejenigen zum Arzt, die einen brauchen. Und das tun einige, einer von ihnen hat sehr starke Schmerzen, die möglicherweise von Splittern im Rücken kommen.
Die wildeste Aktion war Anfang der Woche: „Sie haben am Mittwochabend um acht erfahren, dass sie am nächsten Morgen in Ellwangen sein müssen. Da haben wir sie halt morgens um fünf auf den Bahnhof gebracht“, erzählt Haupt.
Und Jennifer Engeser, die im Rathaus für die Flüchtlinge zuständig ist, weiß, welche Behörde für welches Papier zuständig ist und organisiert alles drumherum. „Wir wollen Euch als neue Bürger in Deißlingen und wir werden unser Bestes tun, Euch eine neue Heimat zu geben!“, betonte Bürgermeister Ulbrich am Freitag.
Und das sind keine leeren Worte. Inzwischen sind nämlich auch die Sportvereine eingeschaltet, die Jungs dürfen beim Fußball und allen anderen Sportangeboten der Gemeinde mitmachen – kostenlos, versteht sich. Auch da strahlen die Augen der Zwölf, und als der Schultes ihnen verkündet, dass jeder, der will, bei der Gemeinde arbeiten darf, für einen Euro die Stunde, da ist die Freude riesig.
„Thank you Germany!“ – Khaled ist der, der am besten Englisch spricht und für die anderen übersetzt. Und wenn ihm mal ein Wort fehlt, dient das Handy als Übersetzer. Khaled erzählt von der Flucht, von den Zuständen in ihrer Heimat, von der Frau und den vier Kindern einer der Gruppe, um die herum täglich Bomben fallen. So schnell wie möglich will er sie da rausholen.
Ob da nicht auch mit Geld nachzuhelfen sei? Na, da muss der Schultes das deutsche Rechtssystem kurz darstellen – mit Bestechung kriegt man die deutsche Botschaft leider nicht weich. Immerhin: Die Syrer werden bevorzugt behandelt, eine kleine Erleichterung für die Flüchtlinge.
Khaled, der gerne in Deutschland Informatik studieren will, erzählt vom Weg durch die Balkanstaaten, zeigt auf seinem Handy die Fotos von verschimmelten Brötchen, die man ihnen in Ungarn gab und wie man ihnen Wasser aus der Toilette zum Trinken anbot. Erzählt von einem kleinen Jungen, der gestorben ist, weil Polizei ihnen Pfefferspray ins Gesicht sprühte. Von Elektroschocks und wie Vieh eingesperrten Flüchtlingen.
Und dankt immer wieder den Lauffenern und Deißlingern für die große Hilfsbereitschaft. Denn die ist riesig: Allein 30 Fahrräder wurden gespendet, Möbel, Kleider, „es rufen immer noch ständig Leute an“, freut sich Angelika Haupt. Und über den netten Besitzer eines Fahrradladens, den sie fragte, ob er nicht alte Fahrradschlösser hätte. „Hatte er nicht, aber dann hat er ins Regal gelangt und mir drei neue gegeben!“ Und die Lauffener und Deißlinger freuen sich über die hilfsbereiten jungen Männer, die gern mit anpacken und gleich zu Anfang ihren Vorgarten mit Steinmustern geschmückt haben.