Donnerstag, 30. November 2023
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Rottweil

Zunftmeister verspricht: “Nit schwätze. Mache!”

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Schramberg. Pünktlich, aber zur falschen Narrenmarschversion (der schnellen) kamen am Samstag um 11 Uhr Elferräte, Oberbürgermeisterin und Ratsmitglieder aus dem Rathaus und schritten auf den Elferwagen. Frisch bemalt stand der vor dem Rathaus. Und die närrische Bevölkerung hatte sich davor zur Schlüsselübergabe versammelt.

OB Eisenlohr blickt aufs blaue Haus

Meerjungfrau Dorothee Eisenlohr begrüßte die Elferräte, die Gemeinderäte und alle „wichtigen Leute, und die, die sich dafür halten“ vor dem Rathaus. Sie sei froh, dass es nach drei Jahren nun endlich wieder losgehe und hoffe auf verantwortungsvolle Leut‘ im Elferrat, denen sie den Schlüssel übergebe.
Dann blickte sie hinüber zum „blauen Haus“, aus dem Stephan Wegner das Rathaus und sie ständig im Blick habe – wie grad auch wieder. Und tatsächlich: Der Schwabo-Chef guckte zum Redaktionsfenster hinunter auf den Platz.

Stephan Wegner blickt von oben herab auf das Geschehen. Foto: him.

Sie erinnerte an eine Geschichte von einem fehlenden Schild und später schief hängenden Schild am Rathaus, über das sich die Zeitungsleute mokiert hätten. Sie überreichte Schwabo-Redakteur und Elferrat Fabian Riesterer eine gelbe Wasserwage und wünschte sich, dass die Zeitungsleute weiterhin „akkurat und kleinteilig“ über das Geschehen im Rathaus berichten mögen.

Fabian Riesterer testet die Wasserwaage. Foto: him

Anschließend gab sie dem Elferrat für die dreitägige Herrschaft ein Dutzend Arbeitsaufträge mit. So möge der Elfer das Tennenbronner Hallenproblem lösen und zumindest „auf die Schnelle 15 Millionen“ auftreiben. Zum Schulcampus solle der Elferrat geschlossen nach Stuttgart fahren, um so den akuten Bildungsnotstand in Schramberg zu demonstrieren, forderte Eisenlohr. Das Dolomiti sei unter Denkmalschutz zu stellen und eine „Diversivitätsstrategie für den Elferrat“ erarbeiten. „Ui ui ui ui uiuiui auauaua au“, schallte es über den Platz. Letzter Wunsch an Zunftmeister Tobias Dold: Den Schlüssel nicht verlieren.

Der Schlüssel ist überreicht. Foto: him

Nach dem – richtigen – Narrenmarsch hatte Dold den Schlüssel umgehängt und freute sich, seine erste Schlüsselübergabe als Zunftmeister zu erleben. „Wir sind heiß auf unsere Fasnet.“ Er freue sich, dass nun die geballte Kompetenz der Narren gefragt sei und verkündete das Motto: “Nit lang schwätze, mache!“
Das gelte für den Schiltachumbau. Dafür seien die Bach-na-Fahrer die Experten. Auch bei der Wirtschaftsförderung wären die Narren echte Fachleute: „Wir fördern alle Wirtschaft-en.“

Beim Bürgerbus sollte die Stadt mal einen Aufkleber des Hauptsponsors draufkleben, fand Dold und überreichte Eisenlohr einen riesigen Aufkleber: „Stadt Schramberg“.

Quizfrage: Was hat Tobse Dold grad gesagt, dass älle so en Lätsch na ziehget? Anworten erbeten an die NRWZ-Redaktion. Foto: him

Die Machbarkeitsstudie zur Bahnlinie nahm er ebenfalls aufs Korn: Mit dem eigenen Zügle habe die Narrenzunft doch schon bewiesen, dass dieses um alle Kurven komme und alle Höhenunterschiede überwinde. Mit 15 Plätzen sei es schon überdimensioniert für die Strecke nach Schiltach. Er empfahl eine Probefahrt im Anschluss an die Schlüsselübergabe.

Machbarkeitsstudientestfahrt. Foto: him

Fasnet fürs Teambuilding nutzen

Als „Teambuilding-Maßnahme“ riet der Zunftmeister zum Besuch der Fasnet durch die gesamte Verwaltung. Als Mediationsexperten stünden die Elferräte bereit. Bei den neuen Freiflächen beim Busbahnhof schlug Dold das Anlegen eines Campingplatzes mit Bachzugang vor. Außerdem könne man eine Talstation für eine Seilbahn auf den Schlossberg dort bauen.

Auch nahm Dold die Haushaltsreden der Fraktionssprecher aufs Korn. Zu jeder fiel dem Zunftmeister etwas ein, nur bei Jürgen Reuter („Aktive Bürger“) musste er passen: „Da bin ich nicht mitgekommen.“

Schließlich appelliert er an alle auf dem Rathausplatz: „Wartet nicht, bis was los ist, macht selber was los: Nit lang schwätze, mache!“

Noch einmal ertönt der Narrenmarsch und etliche Närrinnen und Narren ziehen hinter der Stadtmusik her zum Bruckbeck zur traditionellen Ordensverleihung mit Wurschtsalatessen.

Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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