Etwa 25 Narren und vielleicht 500 Zuschauer haben am Fasnetsmontagmorgen in Rottweil einen einzigartigen Narrensprung gestaltet beziehungsweise erlebt. Polizei und Ordnungsamt, sehr präsent in der alten Reichs- und Narrenstadt, ließen die Menschen zunächst gewähren. Es blieb nach bisherigen Informationen völlig friedlich. Die Polizei löste die Ansammlung nach rund 15 Minuten per Lautsprecherdurchsage auf.
Zuschauer wie Narren – diese unter der Larve – waren fast durchgehend mit einem Mundschutz ausgerüstet. Polizei und Ordnungsamt ließen alle einige Minuten lang gewähren, beobachteten das Geschehen, das sie ganz offenbar nicht aufhalten konnten.
Noch gegen 7 Uhr war es ruhig im Städtle, dann sammelten sich nach und nach einzelne Narren, Zuschauer und die Polizei. Eine Gruppe zog weit vorher schon durch die Gassen, ließ ein „O Jerum“ in Moll erklingen – die Fasnet hat bekanntlich ein Loch.
Schlag 8 Uhr formierte sich der Narrensprung des Corona-Jahres 2021, zwei junge Damen hatten den Narrenmarsch per Konserve dabei, die Narren juckten aus dem Schwarzen Tor. Zuschauer säumten die Obere Hauptstraße, Handys wurden gezückt, um das Geschehen festzuhalten.
Dass plötzlich all die Sprungteilnehmer herbeikamen, dass sie aus den umliegenden Gassen strömten, war laut einem Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz für die Ordnungskräfte überraschend. Die Polizei hatte mit Menschen gerechnet, die die Warnungen vor einem Auflauf ignorieren würden, aber dass es so viele sein würden, hatten sie offenbar nicht erwartet. Es fiel gegen 8.10 Uhr die Entscheidung, den Sprung aufzulösen.
Ein junger Bereitschaftspolizist, der sich sichtlich nicht ganz wohlfühlte in seiner Rolle des den Sprung auflösenden Beamten, leistete sich dann auch den Fauxpas des Tages – die Menschen sollten doch bitte den Mindestabstand zueinander einhalten, sagte er über den Lautsprecher eines Einsatzfahrzeugs, damit ein „erfolgreicher Narrensprung“ gewährleistet werden könne. Ein verzeihlicher Fauxpas, den die Zuschauer mit einem fröhlichen Lachen quittierten.
Vertreter der Narrenzunft beobachteten den eigentlich nicht legalen Sprung, sie hatten die Veranstaltung abgesagt. Wie Frank Huber, Sprecher der Zunft, erklärte, sehe sich die Zunft nicht als Ordnungsmacht, könne nicht eingreifen. Die Polizei habe diese Aufgabe sehr gut und vor allem mit Augenmaß gelöst. Allen falle nun eine Last von den Schultern: „Wir haben 4000 Narren, von denen heute etwa 0,5 Prozent auf der Straße waren“, so Huber. Das sei absolut überschaubar geblieben. Auch hätten die Narren die Situation nicht politisch, nicht zur Provokation genutzt.
Tausende Menschen saßen unterdessen vor dem Alternativprogramm von Narrenzunft und Stadtverwaltung – „Fasnetdahoim„.
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