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„Rottweil-Krimi: Recherchen im Verhörraum“, Veröffentlicht: Mittwoch, 4. August 2021, 0.54 Uhr

Rottweil-Krimi: Recherchen im Verhörraum

Ein lebloser Richter auf dem Hofgerichts-Stuhl, zwei Frauen-Leichen im Testturm: Diesen Mittwoch kommt ein neuer Regional-Krimi in die Buchhandlungen. Sein Titel: „Die Toten von Rottweil“.

Der Autor ist in der Szene kein Unbekannter: Herbert Noack, 1961 in Bautzen geboren und seit 33 Jahren in der Region ansässig, hat bereits drei Krimis verfasst. Allesamt spielen sie auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostella. Noack, gelernter Mechaniker und hauptberuflich in der Industrie tätig, hat diesen selber bereits komplett absolviert – und nicht als „Alptraum“ empfunden, wie seine Krimis knackig überschrieben sind.

Die Triologie hatte Erfolg: Allein zu Lesungen sind bereits über Tausend Menschen gekommen, wie Noack im Gespräch mit der NRWZ erklärt. „Dabei fragten mich Leute immer wieder: Schreiben Sie mal was zu unserer Region?“, berichtet der Autor.

So entstand die Idee zum nunmehr vierten Buch: ein vor allem in Rottweil angesiedelter Plot. Die Stadt sei für ihn seit Jahren Dreh- und Angelpunkt, sagt Noack, der in Vöhringen lebt, den es aber nicht nur zu Jazzfest, Ferienzauber und Fasnet stets nach Rottweil zieht.

Zentriert ist „Die Toten von Rottweil“ um Kommissar Zeller herum. Der wortkarge Anfang 50jährige, hat, was ein Ermittler seit Friedrich Dürrenmatts „Der Richter und sein Henker“ braucht, um interessant zu sein: Licht- und Schattenseiten. Einerseits lässt er sich nicht verbiegen und ist der Gerechtigkeit verpflichtet, andererseits greift er allzu oft zum Flachmann mit Hochprozentigem in seinem Jacket.

Noack hat dem Kommissar eine junge Ermittlerin aus Triberg zu Seite gestellt. Sie kommt frisch von der Polizeihochschule und ist voller Buchwissen und Tatendrang – ein spannungsreicher Kontrast zum knarzigen Original Zeller. Gemeinsam versuchen sie, die Todesfälle aufzudecken, die so gar nicht zum als beschaulich gezeichneten Rottweil passen wollen.

Noack bringt in seinem Krimi das alte und das neue Rottweil zusammen. Foto: pm

Was man dem Buch anmerkt, ist einerseits die reiche Leseerfahrung des Autors: Von Erzähl-Temperamenten wie Jules Verne und Alexandre Dumas und Experimentatoren wie Stanislaw Lem und Michail Bulgakow reicht das Firmament seiner Leitsterne bis zum Dramatiker Volker Braun, dem Lyriker Reiner Kunze und dem Formulierungs-Kraftpaket Günther Grass, wobei er vor allem dem Erzähler Joseph Roth einen Ehrenplatz einräumt.

Zum andern hat Noack breit recherchiert: Er hat nicht nur Sitzungen am Landgericht besucht und Alt-Stadtarchivar Dr. Winfried Hecht befragt. „Ich bekam sogar eine Sonder-Führung auf dem Testturm und durfte bei der Kripo Rottweil in Zellen und Verhörräume hineinschnuppern“, verrät der Autor – immer noch begeistert und dankbar für diese Unterstützung.

Was dabei herauskam, können die Krimifans nun selber ausloten. Seine zentrale Maßgabe hat Herbert Noack jedenfalls eingehalten: „Für mich muss ein guter Krimi unterhaltsam sein, ohne dass man bodentief in Blut watet“, fasst er schmunzelnd zusammen.

„Die Toten von Rottweil“ führt eine ganze Reihe von Krimis fort, in denen Rottweil als Hochburg für Verbrechen dasteht. Bestseller-Autoren wie Ferdinand von Schirach und Oliver Bottini haben in und um die Stadt schon Morde stattfinden lassen, ebenso Rebecca Michéle, die eine Krimi-Reihe in Rottweil ansiedelte, in der bisher zwei Bände erschienen sind.

Info: „Die Toten von Rottweil“ (310 Seiten) ist im Gmeiner-Verlag erschienen und als Paperback-Ausgabe im Buchhandel zum Preis von 13 Euro erhältlich, das E-Book kostet 9,99 Euro.

 

 

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