Die beiden Oropax-Brüder Thomas und Volker Martins haben am Sonntag im Rottweiler Freibad alle nass gemacht. Und vor allem sich selbst, denn das Chaostheater spielte nicht nur auf und im Wasser, sondern auch im strömenden Regen.
Unser Fotograf Ralf Graner vom Team Ralf Graner Photodesign war dabei. In der Bildergalerie sind seine schönsten Fotos.
Oropax traten vor einem komplett blauen Publikum auf, denn nachdem aus dem anfänglichen Tröpfeln ein Dauerregen geworden war, hüllte sich schließlich auch der letzte Resistente in die vorausschauend vom Veranstalter zur Verfügung gestellten Plastikpelerinen.
Oropax, das ist Slapstick pur. Wortspielereien ohne Ende, anfangs von zwei griechischen Göttern in Waschkörben auf einem Floß, schunkelnd natürlich zum Sirtaki aus Alexis Sorbas. Von Herrn Akles, der nicht Herr Kules sein darf, von der Eule, die man einst nach Athen trug und die jetzt nur noch eine Le ist – die EU gibt’s nicht mehr. „Sehr Ihr die Wälder, seht Ihr Devisen – haben wir denn gar keine Mittel mehr?“
Da bleibt auch unter den nassen Pelerinen kein Auge mehr trocken, wenn Thomas unter seinem Waschkorb die DB-Neigetechnik, also den Pendolino, präsentiert, der ein Saitenwürstle ist und das dann der malträtierte Zuschauer bekommt, der die ganze Show über Opfer ist. Ihm nimmt Volker die Chipstüte ab, weil das ja sowieso ungesund ist, leert die Wasserflasche drüber und reicht es zurück: „Jetzt geht´s zur Not auch aus Kartoffelbrei durch!“ Die Flasche wird dann anschließend zum Katapult, Oropax lieben nämlich auch die technischen Spielereien. Da wird dann das Schlauchboot so lange aufgepumpt, bis es platzt und Volker seinen vermeintlich durch die Luft geschleuderten Bruder mittels Zigarettenrauch reanimieren muss. Eine andere Wasserflasche wird mit einem kleinen batteriebetriebenen Spielzeugboot zur Oropaxinsel gesteuert, und schließlich gelingt den Technikern sogar ein echter Regenbogen. Regnen tuts dennoch weiter, doch weder Zuschauern noch den durchgeknallten Brüdern macht das was aus.
Die amüsieren sich über den Testturm: Der könnte wahlweise als Wachtturm für die neue JVA oder als Tower für den Berliner Flughafen durchgehen, machen sich über Nordic Walker lustig und ziehen Grimmsche Märchen durch den Kakao – oder besser durch das Freibadwasser, in dem sämtliche Requisiten nach und nach landen, auch die Milch, die schwul macht, denn sie ist ja homogenisiert. Volker als Walker im türkis-glänzenden Jogginganzug landet schließlich auf dem Dreimeterbrett, seine Walkingstöcke reichen bis ins Wasser: „Hier macht man ja so lange Dinger, die dann nur rumstehen“, und sein Bruder in Skiern auf dem Fünfmeterbrett. Kurz stockt der Atem – er will doch nicht wirklich damit runterspringen? Doch, diese Chaoten sind zu allem fähig. Springt Kopf voraus, die Skier bleiben an der Oberfläche und Thomas taucht auf: „Mir hat es fast das Genick gebrochen! Meine Perücke ist geplatzt!“ Und sein Bruder kontert trocken – äh nass: „Drum hab ich mir eine Glatze wachsen lassen!“ Na, wenn das alles ist…
Slapstick: „Was sind Fische, die in der Vergangenheit stinken?“ Rochen, klar. Und das Gemüse, mit dem man jemanden rettet? Ein Rettich, klar. Der landet auch im Freibadwasser, ebenso die Honigmelone, die damit zur Wassermelone mutiert. Kein Wunder, dass das Wasser dann kaputt ist: „Es war im Eimer!“ Nach anderthalb Stunden Lachen und Regen machen sich die beiden in ihren Neoprenanzügen vom Acker, zurück bleibt ein begeistertes Publikum und jede Menge nasser Requisiten und Kostüme im Wasser – Chaostheater eben. Weder ganz sauber noch ganz dicht.