
Orte, an denen sowohl Kinder als auch Erwachsene eine gute Zeit haben, sind in den Ferien Gold wert. Das „SchieferErlebnis“ in Dormettingen ist ein solcher Ort – noch dazu bei derzeit freiem Eintritt.
Dormettingen – Im Mittelpunkt der weitläufigen Anlage steht der Ölschiefer. Dieses dunkelgraue bis schwarze Sedimentgestein enthält zu etwa zwei bis drei Fünfteln Kreogen, eine Vorstufe von Erdöl. Und es enthält reichlich Fossilien – gerade in seiner lokalen Variante, dem Poseidonschiefer, auch „Schwäbischer Ölschiefer“ genannt.

Zusammen mit Kalkstein kann Ölschiefer in einem schmalen geologischen Streifen, in dem auch Dormettingen liegt, abgebaut und zu Zement verarbeitet werden. Leicht ersehen lässt sich das an den Loren, die wenige Kilometer nordöstlich von Schömberg seit Jahrzehnten scheinbar pausenlos über die B 27 schweben. Sie bringen das Bruchmaterial zur Weiterverarbeitung in die zugehörigen Anlagen.
Freizeitträchtig ist dieses Thema für sich genommen noch nicht – eher im Gegenteil, bedeutet der Abbau doch erhebliche Eingriffe in die Natur. Mit dem „SchieferErlebnis“-Areal machen die Firma Holcim, die das Dormettinger Zementwerk aktuell betreibt, und die Gemeinde Dotternhausen jedoch aus sprödem Bergbau ein Event.

Das gelingt zum einen, weil stetig neuer Ölschiefer herangekarrt wird. Dieser kann auf einem speziellen Platz in aller Gemütsruhe erforscht – oder vielmehr: abgeklopft – werden. In den leicht zu trennenden Schichten, die im Erdzeitalter des Jura, grob gesagt vor 200 bis 150 Millionen Jahren an den Grund eines Meeres absanken, wurden zahllose Tiere und Pflanzen eingelagert, deren Umrisse sich bis heute teils atemberaubend gut erhalten haben.
Nicht nur für Kinder ist es ein Vergnügen, solche Gesteinsbrocken zu sezieren und sich von immer neuen Funden überraschen zu lassen. Man braucht kaum Geduld und wird schon für die kleinste Mühe schnell belohnt. Werkzeuge kann man mitbringen – es stehen aber auch Hämmer und Meißel kostenlos zur Ausleihe bereit.

Freizeit-Atmosphäre entsteht beim „SchieferErlebnis“ freilich nicht nur beim Forschen und Entdecken. Denn der Fossilien-Klopfplatz ist Teil eines großen, ansprechend gestalteten Areals mit etlichen Attraktionen.
Da findet sich etwa ein Abenteuerspielplatz, der den Namen wirklich verdient: Mit diversen Klettermöglichkeiten, einem Gezeitenbrunnen, acht Meter hohen Spieltürmen, Rutschen und Gerätschaften zum Materialtransport – ideal, um ganz in der Bergbau-Tradition des Ortes selbst aktiv zu werden.
Daneben lockt ein Amphitheater mit Freilichtbühne, auf der in der wärmeren Jahreshälfte Events steigen. Und es gibt ein weltläufig-modernes Restaurant „Schieferhaus“, in dem sich Gäste allen Alters nach einer Fossilien-Erkundung stärken und entspannen können.
Nicht zuletzt bietet das gesamte Areal ein tolles Naturerlebnis – mit großem See samt künstlerisch wiederbelebtem Urzeit-Fisch, Terrassen, einem Baumhain und viel freiem Blick auf das teils wie ein Buch geschichtete Sedimentgestein, das weit mehr ist als ein Rohstoff zur weiteren Verarbeitung.

Trotz aller Wohlfühl-Atmosphäre: Auch die dunkle Seite wird nicht ausgeblendet. Ein Erinnerungspfad vergegenwärtigt den Ölschieferabbau während der NS-Zeit. So wird etwa anhand eines Schiefermeilers gezeigt, wie KZ-Häftlinge schuften mussten, um Treibstoff aus dem Gestein zu gewinnen – und dabei in einem menschenfeindlichen System gequält und zu Tode geschunden wurden.
Wenige Gehminuten entfernt findet sich auch das Werkforum der Firma Holcim. Es lädt zu einem Spaziergang durch die Erdgeschichte ein: Prächtige Versteinerungen von Ichtyosauriern, Fischen, Muscheln, Seelilien und vielem mehr sind dort ausgestellt.
Das Werkforum macht zudem deutlich, dass sich das „SchieferErlebnis“ in ein weit größeres Netzwerk einfügt: Es ist eine von 20 Infostellen des „GeoParks Schwäbische Alb“, der noch viele weitere Entdeckungen in der östlichen Nachbarschaft Rottweils bereithält.
Info: Nähere Informationen etwa zu den aktuellen Öffnungszeiten finden sich unter www.schiefererlebnis.de.