Über zahlreiche Besucher durfte sich das Heimathaus Tennenbronn am vergangenen Sonntag freuen. Über die Veranstaltung berichtet Alfred Moosmann:
Schwarzwald-Guide Martin Grießhaber referierte in zwei Rundgängen an Bildwänden und Schaustücken, wie die meist wohlhabenden Bauern ihre Hochzeit feierten und welche Sitten und Gebräuche eine Rolle spielten.
Insbesondere die evangelischen Bauernhochzeiten waren begleitet von prachtvollen Frauentrachten mit großen schweren Schäppeln und voluminösen Faltenkragen. Tragen durften Schäppel und Kragen nur unverheiratete Frauen.
Auch für die Braut war es nach der Hochzeit vorbei und auf Bildern, beispielsweise von Taufen, sind nur noch ledige Patentanten mit Schäppel zu sehen. Andere Anlässe zur Schaustellung der Schäppeltrachten waren öffentliche Feste wie Kirchweih oder Umzüge, hier konnte man zeigen, dass man etwas hatte.
Insbesondere die Faltenkragen sind ein historischer Beleg der gehobenen Gesellschaft. Martin Grießhaber verwies als Beispiel auf die Villinger Patrizier, deren Faltenkragen in überspitzter Form noch heute zum Häs der historischen Villinger Narrozunft gehören. Die ursprünglich vom Stand her niedrigeren Bauern konnten sich mit der Zeit solche Merkmale von gesellschaftlicher Bedeutung aneignen. Auch die zunehmende prachtvolle Ausstattung der Schäppel zeugt vom wachsenden Reichtum.
Der Hochzeitslader
Vor der Hochzeit zog ein „Hochzeitslader“ von Haus zu Haus, verkündete das anstehende Ereignis und lud die Gäste ein. Die Bauernhochzeit selbst begann mit der Bewirtung der ersten Gäste mit der „Morgensupp“, es folgte das „Hinausbeten“ und der große Hochzeitszug bewegte sich zur Kirche. Auch das öffentliche zur Schau stellen der Aussteuer auf dem Brautwagen, gefolgt von der als Mitgift erhaltenen „Brautkuh“, gehörte dazu.
Nach dem Rundgang konnten sich die Gäste passend zum Thema noch weitere Eindrücke aus alten Filmdokumente der Arbeitsgemeinschaft „Sitte und Brauchtum“ aus St. Georgen verschaffen. Die „Trachtentage“ im Heimathaus werden am Sonntag, 19. März fortgesetzt. In einem Workshop wird dann gezeigt, wie aus einer Stoffbahn ein Faltenkragen hergestellt wird.
