Bei der Mitgliederversammlung der Bezirksgruppe Rottweil-Tuttlingen des Blinden- und Sehbehindertenverbands Württemberg begrüßte die Bezirksgruppenleiterin Maria Pahl am Nachmittag des 6. April, wieder zahlreiche Mitglieder. Gekommen war auch Winfried Specht vom Blinden- und Sehbehindertenverband Württemberg und Engelberd Leib vom Betreuungsverein im Landkreis Rottweil.
Er berichtete den Mitgliedern und ihren Gästen über die Bedeutung einer Vollmacht und die Unterschiede zur gesetzlichen Betreuung. Eine Vollmacht erteile man üblicherweise für drei Bereiche: Vermögensangelegenheiten, Gesundheitsvorsorge und Wohnen. Damit Angehörige oder Freunde auch an Bankkonten kommen, brauche man eigene Bankvollmachten, informierte Leib.

Was viele nicht wüssten: Mit dem 18. Geburtstag haben Eltern keine Möglichkeit, für ihre Kinder zu entscheiden, es sei denn, diese haben ihnen eine Vollmacht dazu erteilt. Auch Eheleute müssten sich gegenseitig bevollmächtigen. Man kann eine Vollmacht beim Notar aufsetzen lassen – Kosten etwa 60 Euro aufwärts – oder auch selbst aufstellen. Für wichtige Angelegenheiten wie Immobilienverkäufe müsse es aber eine notariell beglaubigte Vollmacht sein.
Ein gesetzlicher Betreuer hat den Vorteil, dass seine Arbeit von einem Gericht überprüft wird. Wer eine Vollmacht hat, kann diese jederzeit benutzen. „Man sollte dem- oder derjenigen also wirklich vertrauen“, so Leib. Allerdings kann man auch eine Vollmacht jederzeit widerrufen und muss sie dann auch einziehen.
Zu Leibs Vortrag gab es etliche Fragen von den Mitgliedern, etwa wo man eine Vollmacht am besten aufbewahrt. „Lieber nicht im Bankschließfach oder im Tresor zu Hause“, rät Leib, „im Notfall kommt dann niemand dran.“ Entweder beim Notar oder zu Hause in einer Mappe mit allen wichtigen Unterlagen, so sein Tipp. Auch eine Kopie beim Hausarzt zu hinterlegen, sei gut.

Im Anschluss an den Vortrag ehrte Winfried Specht Ruth Seckinger für sage und schreibe 70 Jahre Mitgliedschaft im Blindenverband. Seckinger sei auch in der Bezirksgruppe im Vorstand aktiv gewesen, lobte Specht und überreichte der Jubilarin eine gerahmte Ehrenurkunde. Maria Pahl überreichte im Namen der Bezirksgruppe einen Gutschein. „Sie ist sehr treu und immer da.“ Sie betonte den guten Humor der Jubilarin: „Wenn ich schlechter Stimmung bin, dann rufe ich sie an, und der Tag ist gerettet.“

Die Bezirksgruppenleiterin berichtete von derzeit 37 Mitgliedern in der Bezirksgruppe und den verschiedenen Aktivitäten von Bezirksgruppenleitung und Beirat.
Beim Kassenbericht konnte Pahl von einer Verbesserung des Kassenstandes berichten, auch dank Horst Gülich. „Er sorgt für die Einnahmen aus den Bußgeldern – und ich geb sie wieder aus“, scherzte sie.
Über die Verbandsarbeit berichtete Winfried Specht. So wolle der Verband auf politischer Ebene für Veränderungen bei der neuen Verordnung zu den e-Rollern eintreten, weil das für Blinde und Sehbehinderte doch sehr ungünstig sei.

Anselm Schmid berichtete vom Treffen der Selbsthilfegruppen im Kreis Rottweil, an dem er für die Bezirksgruppe teilgenommen hatte. Ein anderes Thema war “Alexa“: Die Schwäbische Zeitung hat inzwischen das Angebot für Blinde, über ein Digital-Abo sich per Spracherkennung und Alexa Artikel aus der Lokalzeitung vorlesen zu lassen, realisiert. Bei den hiesigen Lokalzeitungen sei dies leider noch nicht möglich. Das sei eine „sehr sinnvolle Sache“, bestätigte Pahl. „Ich fühle mich inzwischen sehr gut informiert.“ Voraussetzung für die Nutzung dieses Digitalabos sei ein Smartphone und eine WLAN-Verbindung.

Im Anschluss saßen die Mitglieder noch eine Weile beisammen und freuten sich über die traditionellen Fleischküchle und Kartoffelsalat.