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Neue Diagnosemethoden ausgezeichnet

Internationaler Preis für Mitarbeiterin der Behindertenhilfe der Stiftung St. Franziskus

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Astrid Borck wurde für ihre Pionierleistungen in der Testung der Hörfähigkeit von Menschen mit Taubblindheit und Hörsehbehinderung ausgezeichnet. Was das bedeutet und welche praktischen Auswirkungen ihre Arbeit hat, darüber berichtet die Stiftung in einer Pressemitteilung.

Heiligenbronn.  Kürzlichr war es endlich so weit: Der renommierte Distinguished Service Award von Deafblind International (DbI) konnte im Rahmen einer Veranstaltung in Heiligenbronn an Astrid Borck im Beisein von vielen Weggefährten, Vorgesetzten und Kollegen übergeben werden.

Vor der Übergabe hatte die Statue in Form zweier aufeinanderliegender Hände eines Erwachsenen und eines Kindes schon eine lange Reise von Kanada nach Deutschland hinter sich. Drei Kollegen hatten ihn stellvertretend für Astrid Borck Ende Juli in Ottawa bei der 18. International World Conference des DbI entgegengenommen.

Worum geht es?

In der Regel läuft ein Hörtest folgendermaßen ab: Der Klient nimmt ein Prüfsignal wahr und gibt Rückmeldung, dass er dieses wahrgenommen hat, zum Beispiel über das Drücken eines Knopfes oder indem er es verbal rückmeldet. Den meisten Kindern und Jugendlichen mit Hörsehbehinderung oder Taubblindheit ist dies nicht möglich, weshalb sie häufig als „nicht testbar“ gelten.

Eine Odyssee an Untersuchungen haben viele der zumeist jungen Klienten hinter sich, die von Astrid Borck und ihrem Team auf ihr Hörvermögen getestet werden. Lange Krankenhausaufenthalte und unzählige Besuche in Arztpraxen sowie nicht auf die Kinder angepasste Rahmenbedingungen führen nicht selten dazu, dass sich Menschen, die von Geburt an weder richtig sehen noch hören können, weiteren Untersuchungen verschließen.

Hier ist besonderes Fingerspitzengefühl, Zeit, Erfahrung, Einfühlungsvermögen und Vertrauensaufbau nötig. Ebenso das Wissen um unterschiedliche Kommunikationsmöglichkeiten, zum Beispiel taktiles Gebärden, wie auch weiteres taubblindenspezifisches Wissen.

Was ist neu?

Viele Klienten kommen zu mehreren Terminen, oft über Monate hinweg, bis ein tragfähiges Ergebnis, das Aussage über das Hörvermögen gibt, gewonnen werden kann. Aber auch die räumlich und sächlich taubblindenspezifische Ausstattung spielt eine erhebliche Rolle, damit sich die Kinder und Jugendlichen wohl und verstanden fühlen und sich auf die Testsituation einlassen.

Und nicht zuletzt die Möglichkeit, die Testungen von zwei versierten Fachkräften durchführen zu lassen. Gerade bei den meisten Kindern und Jugendlichen mit Hörsehbehinderung oder Taubblindheit gilt es, die noch vorhandenen und individuell unterschiedlichen Seh- und Hörreste zu erkennen und ihnen mithilfe individuell auf sie angepasster Hilfsmittel einen weiteren Zugang zur Welt zu ermöglichen.

Die Kooperationen der Pädagogischen Audiologie für Kinder und Jugendlichen mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung mit dem Schulpädakustiker und der Pädaudiologie Freiburg, die Astrid Borck federführend auf- und ausbaute, sind dabei maßgeblich.

Astrid Borck und ihr Team, bestehend aus Beate Alffermann, Monika Klaus und Sandra Siebert, schreiben in ihrem erst kürzlich veröffentlichten Buch „Eine Tür zur Welt öffnen“: „Neben dem Sehen gehört auch das Hören zu den wichtigsten Sinnen von Menschen. Diese Sinne tragen als Fernsinne am meisten dazu bei, Informationen über die Umwelt, aber auch über sich selbst als Individuum zu erhalten (…) Noch weniger Alltagseindrücke erfahren Menschen mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung. Sie benötigen deswegen jede ihnen zur Verfügung stehenden Zugänge zur Welt, die ihr Leben um neue Eindrücke, Erfahrungen und geistige Konzepte bereichern“.

Auszeichnung als  Motivation

Die Auszeichnung ist Astrid Borck und ihrem Team der Pädagogischen Audiologie für Kinder und Jugendliche mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung Bestätigung und Motivation, ihre Arbeit stetig weiterzuentwickeln, um zukünftig noch spezifischer auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung eingehen zu können.

Mirko Baur, Schweizer Präsident des DbI, nahm an der Übergabe des Awards an Astrid Borck online teil. Außerdem war eine Familie aus Mannheim, deren hörsehbehinderte Tochter erfolgreich in der Pädagogischen Audiologie getestet und durch deren Netzwerk mit Hörhilfen versorgt werden konnte, zugeschaltet.

Ebenso der Schulpädakustiker der Pädagogischen Audiologie: Torsten Saile aus dem Hörhaus Tuttlingen, der regelmäßig Klienten mit Hörsehbehinderung und Taubblindheit vor Ort in Heiligenbronn mit dem Team der Pädagogischen Audiologie testet und mit Hörhilfen versorgt. Teilweise in Kooperation mit Dr. Rainer Beck, Pädaudiologe aus dem Uniklinikum Freiburg, der für solche Termine eigens nach Heiligenbronn anreist.

Einige von ihnen hatten im März dieses Jahres Empfehlungsschreiben für die Nominierung nach Kanada geschickt, welche ausschlaggebend für die Verleihung des Awards an Frau Borck waren.

Die Pädagogische Audiologie für Kinder und Jugendliche mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung in Heiligenbronn ist ein Fachdienst des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums Sehen der Stiftung St. Franziskus und gehört somit zum hiesigen Kompetenzzentrum Taubblindheit, eines von nur vier in ganz Deutschland.

 

Pressemitteilung (pm)
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