ROTTWEIL – An Weihnachten besuchen traditionell weitaus mehr Menschen einen Gottesdienst als während des Jahres. Das war auch in Rottweil zu spüren. Und weil das Heilig-Kreuz-Münster derzeit geschlossen ist, herrschte in Auferstehung Christi und in der Kapellenkirche eine teils drangvolle Enge.
Am Nachmittag von Heilig Abend war die Kapellenkirche beim Krippenspiel für die Kleinsten bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Kinder der Kleinen Kantorei unter der Leitung von Sabine Kammerer und die Vorschola der Münstersängerknaben mit Robert Kopf sangen und spielten das Krippenspiel von Gerd-Peter Münden.
Auch die Auferstehung-Christi-Gemeinde hatte zu einem nachmittäglichen Familiengottesdienst zusammen mit den Hörgeschädigten und der italienischen Gemeinde eingeladen. Die Mädchenkantorei stimmte die vielen Gottesdienstbesucher musikalisch auf das Fest ein und gestaltete dann unter der Leitung von Wolfgang Weis auch den Gottesdienst.
Die Mitternachtsmesse zelebrierte Pfarrer Jürgen Rieger in der Auferstehung-Christi-Kirche. Schon bei der musikalischen Einstimmung mit den Münstersängerknaben füllte sich die Kirche zusehends. Die Münstersängerknaben unter der Leitung von Robert Kopf bereicherten mit weihnachtlichen Chören und Motetten die Messfeier.
In seiner Predigt sagte Pfarrer Rieger, die bekannte Geschichte von der Herbergssuche und der Geburt im Stall sei für uns Weihnachtsromantik pur. Aber mit dieser Romantik sei es nicht weit her gewesen. Jung, schwanger, obdachlos, Entbindung in einem Stall. Daneben die Hirten, arm, am Rande der Gesellschaft, vor der Stadt.
Auch hier und heute blühe nicht das volle Leben. Und immer noch gehörten in unserer Welt Gewalt, Terror, Krieg und Flucht für viele Menschen zum Alltag. In unserer Wohlstandsgesellschaft lebten viele, die in großer Not nicht ohne Sorgen ins Bett gehen könnten. Er sagte “in diese Welt hinein singen wir ,,Stille Nacht, heilige Nacht”, in diese Welt hinein erklingt auch heute das Gloria der Engel.“ Vielleicht sei ja gerade das die eigentliche und ursprüngliche „Weihnachtsstimmung“, weil hier besonders deutlich wird, dass uns Gott auf Augenhöhe entgegenkomme.
Gott sei sich nicht zu schade, diese Probleme, diese Nöte selbst zu erleben, um sich ganz auf unsere Seite zu stellen. Weil Gott den Himmel öffne und uns entgegen gehe, deshalb könnten wir in den Lobgesang der Engel einstimmen und uns erfassen lassen von der Romantik der Krippe und des Weihnachtsbaums.
Beim Gottesdienst am Weihnachtsmorgen sangen der Münsterchor und der Chor Vox Nova gemeinsam unter der Leitung von Wolfgang Weis in Auferstehung-Christi die Missa brevis in D, KV 194, von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Solisten waren Simone Stücker-Hildebrand, Roselinde Bucher und Patrick Mink. Es spielte das Orchester Cappella Vivace. Wolfgang Weis spielte auch die Orgel.
Dekan Martin Stöffelmaier sagte in Bezug zum Lukasevangelium, wo Maria und Josef keine Herberge gefunden haben, dass wir daraus wohl verstehen, dass wir Orte der Herberge bereithalten sollen, wo immer sie für Heimatlose gebraucht werden. Hilfe am Mitmenschen sei nie falsch. Die Botschaft der Engel „Friede den Menschen, die guten Willens sind“, könne die Welt verändern. Sie werde auch Waffen zum Schweigen bringen. Der Weihnachtstag wurde in der Kapellenkirche traditionell mit einem feierlichen Vespergottesdienst beschlossen, bei dem die Männerschola des Münsterchores sang.