ROTTWEIL – Es begann mit der Umstellung der Gottesdienstsprache von Lateinisch auf Deutsch: Die von der Regierung angeworbenen Gastarbeiter brauchten eine geistliche Heimat, wollten Gottesdienste, die sie verstehen und mitfeiern konnten. So lag es auf der Hand, dass mit den Arbeitern aus Italien – welche ursprünglich nur fünf Jahre hier wirken sollten, um dann in ihre Heimat zurückzukehren und anderen Platz zu machen – auch italienische Geistliche nach Deutschland kamen, um die Neubürger seelsorgerlich zu betreuen. Rottweil war damit 1961 Vorreiterin und Gründungsort einer der ersten katholischen Missionen.
Die Jahre gingen ins Land, aus den geplanten fünf Jahren in der Fremde wurde eine neue Heimat, italienisch-deutsche Familien wurden gegründet und heute ist die italienische Kultur aus Rottweil nicht mehr wegzudenken.
Beim Festgottesdienst in Auferstehung Christi betonte der eigens angereiste Domkapitular Detlef Stäps aus Rottenburg, dass die katholische Kirche mit ihrer weltumspannenden Gemeinschaft Heimat ist für Menschen verschiedenster Nationen. Und Pfarrer Timo Weber legte dazu, dass die Rottweiler Gemeinde Auferstehung Christi mit ihrer Vielfalt und Weltoffenheit inzwischen Heimat für vielerlei internationale Gemeinden und Gemeinschaften geworden ist.
Neben den Italienern feiern auch die Polen hier Gottesdienst. Und nimmt man die Kroaten hinzu, die im kroatischen Gottesdienst oder auch im deutschen Kirchengemeinderat engagiert und integriert sind, spürt man etwas von dem Band des Glaubens, das die Menschen über die Kulturen hinweg verbindet.
Höhepunkt des durchgängig zweisprachig gefeierten Gottesdienstes war sicherlich die musikalische Gestaltung durch den italienischen Kirchenchor unter der Leitung von Angela Mariano. Den nüchternen deutschen Denkern taten die emotionalen und herzerwärmenden Melodien sichtlich gut. Besonders das „Pane del Cielo“ während der Kommunion weckte mit seiner Innigkeit und Anmut so manche Träne bei den Mitfeiernden.
Um einen Eindruck der immerhin zwei Generationen umfassenden Geschichte der letzten 60 Jahre zu geben, organisierte der Pastoralrat rund um die Vorsitzende Romina Karolewski eine Wanderausstellung mit Berichten und Bildern auf Plakatwänden. Karolewski hatte Andreas Dreher von PQM Planquadrat für die künstlerische Gestaltung der Ausstellung gewinnen können. Noch einige Wochen werden sie in Auferstehung Christi zu sehen sein, bevor sie ihren Platz in der Kapellenkirche finden.
Einziger Wermutstropfen des Festes war die Tatsache, dass sich das Jubiläum coronabedingt auf den Gottesdienst beschränken musste. Wer eines der italienischen Feste im Gemeindezentrum am Krummen Weg erlebt hat, weiß, wie schmerzhaft das für die Organisatoren war. So bleibt die Hoffnung, dass ein rauschendes Gemeindefest möglichst bald nachgeholt werden kann.