ROTTWEIL – Wie überall in diesen Tagen verliefen auch die Kar- und Ostertage in Auferstehung Christi in Rottweil ganz anders als gewohnt. Aber der Verzicht schuf ungeahnten Platz für neue kreative Ideen und Begegnungsräume.
An Karfreitag schmückten Vertreter des (bisherigen) Kirchengemeinderats die leere und karge Kirche. Reproduktionen der Kreuzwegstationen von Franz Friedrich, welche den hinteren Raum der Kirche zieren wurden auf die Altarstufen gelegt, gemeinsam mit meditativen Texten, Gebeten und Gelegenheiten, diese gestalterisch-kreativ umzusetzen. Da konnten Steine für Beschwerliches gelegt werden, mit Farben dem eigenen Auferstehungsglauben Ausdruck gegeben werden und ein persönliches Zeugnis geschrieben werden.
Immer wieder fanden sich einzelne Beter in der Kirche – unabgesprochen und mit dem nötigen Sicherheitsabstand und zur Todesstunde Jesu erhob sich plötzlich ein Gesang mit Liedern aus Taizé – berührend für die, die es erlebten. Angeregt durch verschiedene Presseberichte über Fotos in den Kirchen boten die Organisatoren Platzhalter – Namensschilder – an, welche in der Kirche aufgestellt werden konnten, so als wäre man selber hier. Nach und nach füllte sich die Kirche mit zahlreichen weißen Papierschildern als wäre es ein gut besuchter Gottesdienst. So wussten die zelebrierenden Priester, welche in der abgeschlossenen Kirche die Gottesdienste feierten, dass ihre Gemeinde irgendwie doch anwesend war und sich zu ihrer Gemeinde bekannten.

Ungeplant und aussagekräftig waren die Namensschilder, welche die Ministranten auf ihre Plätze im Altarraum gelegt hatten, ein Bekenntnis zu ihrem Dienst und ihrer Gemeinde. So ließen es sich auch die Oberministranten nicht nehmen, hinten kleine Geschenke vorzubereiten mit dem Aufruf via whatsapp, im Laufe des Osterfestes die Kirche zu besuchen und das Geschenk mitzunehmen. Was ist ein Ostern ohne Osterhasen? 40 kleine Hasen wurden in der Kirche versteckt und warteten darauf, von Besuchern gefunden und zusammen mit einer mutmachenden Osterbotschaft um den Hals nach Hause genommen zu werden.
Und selbst die dargebrachten Osterspeisen schienen dieses Jahr viel mehr zu sein als in den Jahren davor. Zahlreiche Osterbrote, Eier, Lämmer und Hasen bis hin zu Würsten und sonstigen Lebensmitteln zierten die Altarstufen und warteten darauf, in einem der Ostergottesdienste gesegnet zu werden. So war die Auferstehungskirche immer leer, bis auf 2 – 3 Beter, die sich auf die Kirche verteilten, aber durch die Spuren der Anwesenheit in Karten, Lichtern, Geschenken voller Leben.
Ein Höhepunkt dabei war, als am Samstag abend um 21.25 Uhr zum ersten Mal seit Donnerstag die Kirchenglocken läuteten und ankündigten, dass der polnische Pfarrer, welcher gerade in der verschlossenen Kirche die Osternacht zelebrierte und ins Internet streamte, beim Gloria angekommen war. Folge war ein Ostergruß auf whatsapp von Haus zu Haus.
Alles in allem sind alle sicher froh, wenn nächstes Jahr hoffentlich alles wieder wie gewohnt läuft. Dennoch schien in dem Ganzen ein Zauber hindurch und nicht wenige fühlten einen Stolz, zur Gemeinde dazugehören zu dürfen mit der grauen Betonkirche im Mittelpunkt.