ROTTWEIL (pm) – Kirchentag in Unternehmen – unter dieser Überschrift fanden dieses Jahr das erste Mal verschiedene Veranstaltungen auf dem Evangelischen Kirchentag in Stuttgart statt. Eine davon bei der Robert-Bosch GmbH in Stuttgart – Feuerbach, moderiert von Pfarrerin Esther Kuhn-Luz aus Rottweil.
Dr. Rolf Bulander, Geschäftsführer Robert Bosch GmbH, Gerlingen, Kerstin Griese, MdB, Vorsitzende Arbeit und Soziales , Berlin und Alfred Löckle, Vorsitzender Gesamtbetriebsrat Robert Bosch GmbH, Gerlingen diskutierten mit der Moderatorin Pfarrerin Esther Kuhn-Luz über das Thema „„ Gute Arbeit durch gute Zusammenarbeit im Betrieb?“
Über 200 Kirchentagsbesuchende waren gekommen, um den Podiumsgästen zu zu hören, und auch Ihre eigenen Fragen ein zu bringen. „ Damit wir klug werden“ – so lautete das Motto des Kirchentags . In vielen verschiedenen Dimensionen der gesellschaftlichen Fragen muss darum gerungen werden , was denn Klugheit bedeutet.
Und natürlich ist das auch eine wichtige Frage an die Ökonomie. Wie sieht kluges und ethisches Wirtschaften aus? Mit welcher Motivation arbeiten wir – wen haben wir im Blick – und mit wem sind wir unterwegs ?
Die Arbeitswelt ist im Umbruch – auf vielen Ebenen. Griese ging auf die Flexibilisierung der Arbeitswelt ein – was das bedeutet, wenn nur noch circa 60 Prozentder Arbeitsplätze in Deutschland unbefristet und sozialversicherte Arbeitsplätze haben. Immer mehr Menschen arbeiten in befristeten Arbeitsverhältnissen, in Zeitarbeitsfirmen in prekärer Arbeit – mit allen materiellen und psychischen Belastungen, die das mit sich bringt.
Kerstin Griese, Mitglied der EKD-Synode, wies dann auch hin auf die neue Denkschrift der EKD ( Evangelische Kirche Deutschland) „ Solidarität und Selbstbestimmung im Wandel der Arbeitswelt“. Hier wird auch kritisch gefragt, wie denn Arbeit gestaltet werden muss, dass dabei die Wertschätzung – materiell und menschlich – in allen Bereichen verwirklicht werden kann.
Dr. Bulander – einer von zehn Vorständen des globalen Unternehmens Bosch, das mit 360 000 Mitarbeitenden immer noch eine GmbH ist und sich so nicht dem Druck des Aktienmarkts beugen muss, ging auf die Herausforderungen der digitalen Arbeit der Zukunft ein – mit dem Stichwort „ Industrie 4.0“ „ Das Internet der Dinge“ wenn fast alle produzierten Dinge eine IP-Nummer bekommen und miteinander kommunizieren, dann werden einige Arbeitsplätze überflüssig – der Anspruch an die Ausbildung aber immer höher werden.
Er sprach ganz bewusst die vielen jungen Besucher an, welche Chance sie haben in dieser digitalen neuen Arbeitswelt und dass es Aufgabe der Unternehmen sei, sie in ihrer Kreativität zu unterstützen. „ Junge Menschen müssen nicht ins Silicon Valley gehen, um neue Ideen zu entwickeln.“ Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Alfred Löckle sprach dann „ Arbeit 4.0“ und „Mitbestimmung 4.0“.
Die guten Erfahrungen mit der Sozialpartnerschaft und Tarifpartnerschaft müssen auch in globale Zusammenhänge transportiert werden – und in einer digitalen Arbeitswelt brauchen Arbeitnehmende einen größeren Freiraum der Selbstbestimmung. Vieles ist da im Fluß. Wenn wir heute über Arbeiten 4.0 reden, dann sprechen wir automatisch von mobilem Arbeiten, von neuen Arbeitsweisen und -formen und von einer Vielzahl von Apps, die auf den Geräten zum Einsatz kommen.
Zum Schluß brachte die Moderatorin Pfarrerin Kuhn-Luz die Frage ein, was denn kluges Arbeiten und Wirtschaften bedeute angesichts der Begrenzung der Ressourcen und des Lebens. Denn – das Motto des Evangelischen Kirchentags kommt ja aus dem Psalm 90: „ Lehre uns bedenken, dass unsere Lebenszeit begrenzt ist, damit wir klug werden zum Leben.“
Über die Grenzen des Wachstums, dem Umgang mit entgrenztem Arbeiten angesichts der technischen Kommunikationsmöglichkeiten ( Immer über all online sein) und der Auswirkungen auf psychische Belastungen – auch die Notwendigkeit klarer Grenzen und gemeinsamer Pausen – nicht zuletzt die Bedeutung des Sonntags für eine menschliche Arbeitswelt waren Themen, die dann auch in der Diskussion lebhaft aufgenommen wurden.