ROTTWEIL – Das nimmt man ihm ab – dem Mesner der Ruhe-Christi-Kirche. Seit 45 Jahren nun ist Franz Wasmeier im Dienst jener Kirche, die in Rottweil als barockes Kleinod gilt. Ab 1710 wurde sie erbaut und man kann sagen, dass Wasmeier bereits zum Inventar gehört.
Er kennt seinen Arbeitsplatz in- und auswendig. In der benachbarten Mittelstadtstraße aufgewachsen, war er schon als elfjähriger Junge Ministrant in jener Kirche, die ihm von Kindesbeinen an immer mehr ans Herz gewachsen ist – und der Glaube an den Herrgott auch.
Der Beruf des Priesters ließ sich für Wasmeier nicht verwirklichen. Er erlernte den Handwerksberuf des Plattenlegers, später arbeitete er bis zu seinem Ruhestand in der Firma seines Bruders in Deißlingen. Doch vom Ruhestand als Mesner kann für den 7-1jährigen keine Rede sein. Im Gegenteil: jetzt ist er noch häufiger „in seinem Kirchlein“ anzutreffen: Ob auf der Leiter Figuren abstaubend oder mit Besen und Putzeimer den Boden säubernd.
Aber auch als stiller Beter mit dem Rosenkranz in der Hand – vor seinem Herrgott. Wasmeier kennt sich aus in der Liturgie und was ihrer Vorbereitung in Kirche und Sakristei bedarf: sei es das Bereitstellen der liturgischen Geräte, das Aufschlagen der Messbücher, das Entzünden der Kerzen oder das Ankleiden des Priesters – meistens muss alles gleichzeitig geschehen.
Und Ministrant ist er geblieben: Bei vielen Geistlichen und in unzähligen Gottesdiensten versah und versieht er bis heute den Dienst am Altar: bei den einst hier ansässigen Franziskanern und Eucharistinern, bei den ehemaligen Pfarrern Hermanns und Stöffelmaier bis hin zu den heutigen Seelsorgern und den Geistlichen der kroatischen Gemeinde.
Immer einsatzbereit als Lektor und Kommunionhelfer. Große Projekte fielen für ihn in die vergangene Zeit: die Innen- und Außensanierung der Kirche oder der Einbau einer neuen Orgel. Und wie alle Jahre wieder: der Aufbau der Krippe am linken Seitenaltar samt den zahlreichen Christbäumen. Und wenn Wasmeier einmal nicht in der Ruhe-Christi-Kirche zugange ist, so ist er an seinen Lieblingsorten auf dem Palmbühl oder auf dem Dreifaltigkeitsberg, beim Schwimmen im Aquasol oder bei einem Konzert.
Er ist übrigens ein großer Fan von James Last und seiner Musik: „Zuerst kommt der Herrgott, und dann kommt gleich James Last“, betont er mit verschmitztem Lachen. Die Corona-Krise stimmt ihn traurig – können derzeit wegen der Abstandsregeln keine üblichen Gottesdienste gefeiert werden. Doch Wasmeier freut sich trotzdem, jeden Tag in „seinem Kirchlein“ nach dem Rechten zu sehen und bei „seinem Herrgott“ zu sein. Nicht zuletzt wegen „Kira“, der Hundedame aus der Nachbarschaft der Kirche. Sie kennt die Arbeitszeiten des Mesners ganz genau und begrüßt ihn jeden Tag freudig durch das Sakristeifenster. Für sie hat Wasmeier immer ein Leckerli parat.