Freitag, 8. Dezember 2023
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Rottweil

1,3 Millionen Überstunden – 789.000 für „umsonst“

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Es ist der „Fleiß-Pegel“: Rund 1,31 Millionen Überstunden haben die Menschen im Landkreis Rottweil im vergangenen Jahr am Arbeitsplatz zusätzlich geleistet. Davon 789.000 Arbeitsstunden zum Nulltarif – ohne Bezahlung.

(Kreis Rottweil). Das geht aus dem „Überstunden-Monitor“ des Pestel-Instituts hervor. Die Wissenschaftler haben dabei die „Plus-Stunden im Job“ im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) untersucht.

Ein pikantes Ergebnis aus dem „Überstunden-Monitor“: „Alle Beschäftigten zusammengenommen haben den Unternehmen im Landkreis Rottweil durch unbezahlte Mehrarbeit rund 11,36 Millionen Euro gleichermaßen ‚geschenkt‘. Und das ist schon äußerst sparsam – nämlich nur auf Mindestlohn-Basis – gerechnet“, sagt Burkhard Siebert von der NGG Schwarzwald-Hochrhein. Außerdem sei der Überstunden-Berg auch ein Gradmesser für den „massiven Fachkräftemangel“.

„Allein in Hotels, Restaurants und Gaststätten leisteten die Beschäftigten im vergangenen Jahr im Landkreis Rottweil rund 16.000 Überstunden. 6000 davon ohne Bezahlung – quasi für umsonst“, so das Pestel-Institut. Die Wissenschaftler haben bei ihrer Untersuchung aktuelle Mikrozensusdaten ausgewertet. Basis der Überstunden-Berechnung ist die Übertragung von Branchen-Durchschnittswerten auf die Beschäftigungsstruktur vom Kreis Rottweil.

Mit Blick auf die Überstunden warnt die NGG Schwarzwald-Hochrhein: Hotellerie und Gastronomie könnten nicht dauerhaft auf die „Goodwill-Überstunden“ ihrer Beschäftigten bauen. „Es wird höchste Zeit, das Fachkräfte-Loch zu stopfen, das die Corona-Pandemie noch vergrößert hat. Das klappt allerdings nur, wenn Hotels und Restaurants bereit sind, attraktive Löhne zu bezahlen. Perspektivisch muss der Gastro-Startlohn für eine Köchin oder einen Restaurantfachmann nach der Ausbildung bei 3000 Euro pro Monat für einen Vollzeitjob liegen“, so Burkhard Siebert. Dieses „Lohn-Ziel“ müsse die Gastro-Branche Schritt für Schritt erreichen. Nur dann werde es gelingen, junge Menschen für eine Ausbildung im Hotel oder Restaurant zu gewinnen.

Das Gastgewerbe erlebe gerade einen regelrechten „Fachkräfte-Schwund und Mini-Job-Schub“. Ob in der Küche, im Service, an der Hotelrezeption oder an der Bar: „Die Branche versucht, fehlende Fachkräfte immer häufiger durch angelernte Beschäftigte zu ersetzen“, berichtet der Geschäftsführer der NGG Schwarzwald-Hochrhein. Mittlerweile seien 60 Prozent der Gastro-Beschäftigten im Kreis Rottweil Mini-Jobber.

Pressemitteilung (pm)
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2 Kommentare
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Hans sauer
1 Monat her

Schöne Schlagzeile – nur leider falsch. Ohne die Arbeitsverträge zu kennen, kann und darf ich eine solche Aussage nicht treffen. In vielen Arbeitsverträgen ist ein bestimmtes Kontingent an Überstunden mit dem Gehalt abgegolten, also nicht “umsonst”.

Stefan Weidle
1 Monat her

Tja, könnte das vielleicht der Grund sein, dass der Unterschied zwischen Bürgergeldbezug und Denjenigen, wie sagt die Politik sonntagsredend oft so schön „die jeden Morgen aufstehen und hart arbeiten“, häufig derart gering ist? Aber Halt, Nein! Nachher gibt es noch eine Neiddebatte, da sollen die um den Lohn ihrer Fron Betrogenen doch lieber einen Frust auf Hartzer, Bürgergeldler und andere Umsonstkrieger entwickeln, dass erspart unangenehme „systematische“ Fragen nach da „Oben“. Merke: Nicht das Existenzminimum ist zu hoch, Nein, Du wirst für das was du tust, einfach nur zu schlecht, oder eben gar nicht bezahlt!