Im Kampf um die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl am 14. März hat der Sulzer AfD-Landtagsabgeordnete Emil Sänze eine Niederlage erlitten. Bei einer online-Abstimmung hat eine Mehrheit der teilnehmenden AfD-Mitglieder Fraktionschef Bernd Gögel am Sonntagabend gewählt.
Darüber berichten der Südwestfunk und einige Tageszeitungen. Weder auf der Homepage von Sänze noch auf seiner Facebookseite ist darüber etwas zu erfahren. Auch die AfD Baden-Württemberg berichtet nicht auf ihrer Homepage. Lediglich auf der Seite der AfD-Landtagsfraktion findet sich ein Hinweis: Im Anreißer für eine Äußerung Gögels heißt es: „Der Fraktionschef und frisch gekürte Spitzenkandidat Bernd Gögel MdL…“
Wenig Interesse in der Partei
Ursprünglich hatten Gögel und sein Stellvertreter als Fraktionsvorsitzender Sänze als Doppelspitze antreten wollen. Das fanden die AfD-Mitglieder aber nicht so gut. Nur etwa ein Drittel hatte bei einer ersten online-Abstimmung für das Duo votiert. Am Sonntag fand nun eine Stichwahl zwischen den beiden statt, die Gögel mit 55 Prozent für sich entschied. Sänze kam auf knapp 38 Prozent, der Rest stimmte mit nein oder enthielt sich. Laut Heilbronner Stimme hatten gut 1300 AfD-Mitglieder der 4500 Mitglieder abgestimmt.
Sänze steht dem ultrarechten „Flügel“ um Björn Höcke nah. Bei einer Veranstaltung im vergangenen Jahr in Rottweil hatte er ausschließlich „Flügel“-Sympathisanten eingeladen.
Fraktion schrumpft
Bei der letzten Landtagswahl hatte die AfD 15,1 Prozent der Stimmen geholt. Mit 23 Mandaten war sie stärkste Oppositionspartei. Nach heftigen Streitereien spaltete sich die Fraktion, kam aber wieder zusammen. Seither sind etliche Abgeordnete entweder aus der Fraktion geworfen worden oder haben sie verlassen. Derzeit hat die AfD-Fraktion noch 15 Mitglieder.
„Keine Zeit für frivole Spielchen“
Auf Sänzes Facebookseite, seiner Homepage und auf der Homepage des Kreisverbandes findet sich kein Wort zu der Wahlentscheidung (Stand Montagabend 18 Uhr). Stattdessen steht dort einer von Sänzes Kommentaren: Diesmal kündigt er den Text selbst so an: „Liebe Leser, Heute wird es lang: Wenn man in eine Abrechnung mit ‚den Zuständen‘ gerät, kommt man leichter hinein als wieder heraus.“
Sänze schreibt 5345 Wörter – ein Zeitungsartikel hat zwischen 350 und 500 Wörter, dieser 386 – aber nichts zu seiner Kandidatur. Zum Zustand seiner Partei findet sich diese Passage: „Wenn uns die Bürger aber fragen, dann haben wir keine Zeit für Eifersüchteleien und Karriere-Schaukämpfe, charakterloses Über-die-Bande-Spielen mit der stets feixenden Presse, schmutzige Abgänge unter maximaler Schädigung der Partei und sonstige frivole Spielchen und andere untermaßige Interessen von Menschen, die außerhalb des politischen Biotops wenig aufzuweisen haben – dann muss gefälligst GELIEFERT werden.“
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