DEISSLINGEN – Der Aktionstag „Unser Neckar“ fand am Sonntag bei bestem Wetter statt. Und er bot in Schwenningen und Deißlingen vielfältige Möglichkeiten, sich rund um den jungen Neckar zu informieren und allerhand zu erleben.
In Schwenningen wurde er von Umwelt-Staatssekretär Baumann eröffnet, der zusammen mit Bürgermeister Detlev Bührer mit dem E-Bike unterwegs war. In Deißlingen konnte man sich mit einer Rikscha oder dem gemeindeeigenen Elektroauto zum Albvereinshäusle im Neckartäle kutschieren lassen oder selbst auf´s E-Bike steigen. Dort parkte das Ökomobil des Regierungspräsidiums und zeigte Kindern und auch allen anderen Interessierten, was im und um den Neckar so alles kreucht, schwimmt und fleucht.
Beim BUND-Ortsverein konnte man Rindenboote bauen und sie dann um die Wette schwimmen lassen, die Angler informierten über die Möglichkeiten, wie der Neckar renaturiert werden könnte. Wie er ursprünglich durchs Tal mäanderte, das zeigte der Albverein auf. Zudem gab es interessante Infos über Streuobstwiesen, die bot der Landschaftserhaltungsverein an, und wer mochte, konnte an der mobilen Saftpresse selbst Apfelsaft herstellen. Außerdem starteten die Angler ihr Projekt „Neckarsteine“, die konnte man bemalen und entlang des Neckarufers auslegen, damit sie dann von anderen gefunden und weitergetragen werden.
Etwas weiter neckarabwärts hatte die Bürgerenergiegenossenschaft Deißlingen zur Mittleren Mühle geladen, wo die Gäste nicht nur Pizza genießen, sondern sich auch die Funktion des Wasserrads und die Technik dahinter erklären lassen konnten. Das übernahm Mühlenbesitzer Fabio Tedesco: Bis zu zehn Haushalte kann das Rad mit Strom versorgen, allerdings merke man die beiden wasserarmen letzten Jahre durchaus an einem Rückgang. Die Technik hinter dem uralten Rad ist erstaunlich ausgereift: Aus sechs Radumdrehungen werden 1000 im Generator, die Schieber werden automatisch gesteuert, damit sie die Wasserzufuhr regeln, die liegt bei 600 Litern pro Sekunde.
Dass morgens weniger Wasser den Neckar runterkommt als mittags liege vermutlich an der Kläranlage, die dann mehr Wasser einlaufen lässt. Tedesco erzählte von der Geschichte der Mühle, die in den 60er-Jahren gegen den Willen des damaligen Besitzers von der Gemeinde stillgelegt, der Kanal eingerissen und das Wehr abgebaut wurde. Es kam zum Rechtsstreit, die Gemeinde musste alles wieder herstellen. In den 70ern brannte die gegenüberliegende Sägemühle ab, auch die Mittlere Mühle hatte Feuer gefangen, konnte aber gerettet werden.
Bis in die 90er-Jahre war die Mühle funktionstüchtig, dann wurden Wohnungen eingebaut, die durchs Gebäude laufenden Förderbänder und Riemen gekappt. Als Tedesco die Mühle übernahm, war der Keller zugeschüttet, die alte Technik ist aber noch vollständig vorhanden und könnte durchaus wieder zum Laufen gebracht werden. Er selbst habe viel lernen und auch viel Lehrgeld zahlen müssen, erzählte er den interessierten Besuchern. Auch Rottweil beteiligte sich am Aktionstag. Hier gab es eine historische Führung durch die Innenstadt.