Landtagspräsidentin Muhterem Aras sprach bei der Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus an der Gedenkstätte Eckerwald. Foto: Moni Marcel
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ROTTWEIL – Am Eckerwald bei Zepfenhan wurden in den letzten beiden Kriegsjahren mindestens 529 Zwangsarbeiter beim Versuch der Nationalsozialisten, Öl aus Schiefer herzustellen, getötet. Dieser, aber auch der mindestens 1774 anderen Opfer der Konzentrationslager Dautmergen und Schörzingen – die tatsächlichen Zahlen liegen wohl viel höher -, wurde bei einer Gedenkfeier gedacht, bei der auch Landtagspräsidentin Muhterem Aras sprach.








Die Vorsitzende der Gedenkstätteninitiative, Brigitta Marquart-Schad betonte einführend: „Das Erinnern öffnet Wege in eine konstruktive Zukunft“, inzwischen seien viele Stimmen der Opfer verstummt, „was bleibt, sind Zeugnisse.“ Sie forderte auf, wachsam zu sein gegen jede Form der Entrechtung. Zahlreiche Angehörige der Opfer waren zum Eckerwald gekommen, aus Polen, aus Luxemburg, aus Ungarn, aus Frankreich, aber auch der Sohn einer Frau, die den Häftlingen einst heimlich Lebensmittel zusteckte.

„Erinnern ist das Fundament der Demokratie“, das betonte Landtagspräsidentin Muhterem Aras. Dabei sei dies nicht selbstverständlich: „Erst die Demokratie ermöglicht aufrichtiges Erinnern an eine unschöne Vergangenheit. In einer Diktatur ist das unmöglich.“ Hier im einstigen „Unternehmen Wüste“ seien Menschen mit Nummern versehen, für wenige Reichsmark verkauft und umgebracht worden. Ihr Appell: „Wer unsere Geschichte kennt, wird denen nicht auf den Leim gehen, die sie verdrehen.“ Das Grundgesetz sei, so Aras, die Antwort auf den Zivilisationsbruch der Nationalsozialisten.

Den „äußerst fahrlässigen Umgang“ von Coronaleugnern mit Begriffen wie Diktatur kritisierte die Landtagspräsidentin scharf als „unerträgliche Vergleiche“, ebenso wie dies manche mit Sophie Scholl oder Anne Frank machten. „Das ist eine Verhöhnung der Opfer!“ Auch in Deutschland müsse man wachsam sein, „der Rechtsextremismus ist die größte Gefahr unserer freiheitlichen Grundordnung.“ Taten wie die von Morde von Hanau oder an Walter Lübcke seien, so Muhterem Aras, nur die Spitze eines riesigen Eisbergs. Hier schärfe die Erinnerungsarbeit der Gedenkstätten den Blick und sorge dafür, dass die Zahl der Extremisten schrumpft. „Wir müssen dieses Kapitel kennen und studieren. Die Erinnerung darf nicht verblassen.“

Auch Angehörige von Opfern erinnerten daran, wie schnell demokratische Grundwerte mit den Füßen getreten werden können. „Es geht nicht nur um uns. Es geht um die ganze Welt“, so ein Mann aus Luxemburg. Aus Warschau war Arek Koperski gekommen, sein Großvater war nach dem Aufstand in Warschau nach Dautmergen verschleppt worden, er starb 1945 in Vaihingen/Enz. Seine Mutter Urszula überlebte als einzige der Familie das KZ Auschwitz-Birkenau und fand erst 44 Jahre nach dem Krieg das Grab ihres Vaters. Auch er warnte, Terror und Kriegen gegenüber nicht gleichgültig zu sein. Schweigen sei falsch, „Auschwitz ist nicht vom Himmel gefallen.“

 

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