Den Tag der Freien Schulen nutzte der frischgebackene Landtagsabgeordnete Daniel Karrais zu einem ausführlichen Besuch der Stiftung St. Franziskus in Heiligenbronn. Der Vertreter der FDP für den Wahlkreis Rottweil war beeindruckt davon, was an den Schulen mit seh-, hör- sowie mehrfach behinderten Schülern geleistet wird, heißt es in einer Pressemitteilung der Stiftung.
Eigentlich hatte sich Daniel Karrais, der seit kurzem Dr. Gerhard Aden als Abgeordneter ersetzt, gar nicht recht vorstellen können, was man tun muss, damit ein junger Mensch mit einer Hör- oder Sehbehinderung oder gar beidem lesen, schreiben und rechnen lernt. Doch bei seinem Besuch von drei unterschiedlichen Schulklassen wurde klar: In Heiligenbronn sind die Sonderpädagogen im Umgang mit Sinnesbehinderungen unterschiedlicher Art und Ausprägung geschult. Sie wissen, wie sie ihre Schüler fördern können, damit diese soweit ihr Leben soweit wie möglich selber in die Hand nehmen können.
Auch die Rahmenbedingungen sind auf die Bedürfnisse der rund 250 Schülerinnen und Schüler, die in Heiligenbronn am Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Sehen sowie am SBBZ Förderschwerpunkt Hören unterrichtet werden, abgestimmt etwa mit indirektem, sehr hellem Licht, spezieller Raumakustik, Klassenhöranlagen sowie höhen- und neigungsverstellbaren Tischen und vielen Ruhezonen.
Die Ausstattung mit Computern gehört für die Schüler höherer Klassen zum Standard. Er ermöglicht vor allem Kindern mit Sehbehinderungen selbstständiges Arbeiten allein und in der Gruppe. Wie gut das funktioniert, zeigte die Achtklässlerin Michaela an ihrem mit einer Braille-Tastatur verknüpften Rechner. „Unser Ziel ist, dass alle sehbehinderten Schüler, die Heiligenbronn mit einem Schulabschluss verlassen, am PC mit Word-Programmen arbeiten können“, erklärte Schulleiter Dietmar Stephan. „Unser Anspruch ist, darin genauso gut und besser zu sein als andere Schulen.“
Sonderpädagogin Beate Schork fasst das Ziel der Schulbildung so zusammen: „Unsere Aufgabe ist es, den Schülern die Welt herzutragen und zu vermitteln; wir bereiten auf das Leben vor.“ Dazu gehört in Heiligenbronn nicht nur die schulische, sondern auch die berufliche Ausbildung, die sich nach dem Schulbesuch im Berufsvorbereitungsjahr, in einem der Betriebe oder der Werkstätten sowie der Sonderberufsschule anschließen können. Dazu gehören aber auch die mobilen Beratungsstellen für Sehbehinderte, Hörgeschädigte oder Hörsehbehinderte. Deren Mitarbeiter begleiten insgesamt rund 300 Schülerinnen und Schüler teilweise in ganz Baden-Württemberg in ihrem Familien- oder Lernalltag.

Direktor Stephan vom SBBZ Sehen und Direktor Ludger Bernhard vom SBBZ Hören ließen Karrais wissen, dass dringende Unterstützung aus Stuttgart nötig sei, um den Standard der Bildungseinrichtung zu halten und stetig zu verbessern. Der von Heiligenbronn aus betreute Personenkreis sei schulpolitisch aufgrund der im Verhältnis geringen Schülerzahl zu wenig im Blick, sagte Stephan. Deshalb sei es wichtig, dies immer wieder deutlich zu machen. Besonders im Bereich von Taubblindheit und Hörsehbehinderung sehe sich die Stiftung als „Mitgestalter von neuen Bildungsangeboten“.
Unter den Nägeln brennt den Schulleitern vor allem der landesweite Mangel an Sonderpädagogen. Die Zahl der Studienplätze wurde inzwischen etwas erhöht, sagte Ludger Bernhard dazu. Unklar sei aber, wie lange verbeamtete Lehrer zukünftig noch in den Privatschuldienst beurlaubt werden können. Die Überlegungen, dass diese nach 15 Jahren in den Staatsdienst zurückkehren müssten, schaffe viel Unruhe bei seinen Lehrkräften.
Karrais, zu dessen Sachgebieten im Landtag auch die Haushaltspolitik gehört, nahm die Anregungen neben viele neuen Eindrücken mit nach Stuttgart. Doch eine gute Nachricht hatte er auch im Handgepäck dabei: 69 Millionen zusätzliche Mittel seien für sonderpädagogische Schulförderung im Nachtragshaushalt des Landes eingebracht. Wohin die fließen sollen, konnte er am Tag der Freien Schulen allerdings noch nicht sagen.