Die Situation in den Kinderkliniken und Kinderarztpraxen ist derzeit in unserer Region stark angespannt. Der Ärztemangel im ländlichen Raum macht auch im kinderärztlichen Bereich nicht Halt. Die Suche nach Nachfolgern aufgrund der steigenden Altersstruktur in der Ärzteschaft gestaltet sich zunehmend schwieriger.
Kreis Rottweil. Um gemeinsam Maßnahmen für die Verbesserung der Versorgung der stationären sowie ambulanten Bereich zu erreichen, hat der Rottweiler Landtagsabgeordnete Stefan Teufel und stellvertretenden Vorsitzenden der CDU Landtagsfraktion zu einem konstruktiven Gespräch in Rottweil eingeladen.
Der Sicherstellungsauftrag der medizinischen Versorgung liegt bei der Kassenärztlichen Vereinigung. Wohlwissentlich, dass dort keine neuen Ärzte generiert werden können, braucht es innovative Lösungen. Damit sich im Landkreis Rottweil etwas bewegt, konstruktiv nach Lösungen gesucht werden soll, hat Teufel eine Expertenrunde einberufen.
Letzte Woche trafen sich die Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Dr. Doris Reinhardt in Begleitung eines weiteren Vertreters der KV, zwei Kinderärzte aus Rottweil und Schramberg, sowie Vertreterinnen/Vertreter aus dem Landratsamt und dem Gesundheitsamt. Verschärft hat sich die Situation durch den abrupten Wegfall/Todesfall von Dr. Wartha in Oberndorf. Nun schlagen die Kinderärzte im Landkreis Alarm. Teufel fordert in den Gesprächen Übergangslösungen, flexible Interimslösungen. In solchen Ausnahmesituationen muss jetzt außerordentlich gehandelt werden. Er fordert Weiterbildungsstätten für Kinderärzte im Land und ist hierzu mit dem Landesgesundheitsminister im Gespräch.
Die Durchsetzung der Landarztquote ist gelungen. Dies bedeutet, dass jedes Jahr zusätzlich 75 Medizinstudienplätze bereitgestellt werden, wenn sich der/die Bewerber/-in nach seinem Studium verpflichtet, in ein unterversorgtes Gebiet zu gehen und für 60 Monate dort zu praktizieren. Diese unterversorgten Gebiete sind mittlerweile nicht mehr nur im ländlichen Bereich. Das Programm ist mehrfach überzeichnet; das bedeutet, dass es mehr Bewerber als Plätze gibt. Teufel will es weiter ausbauen, wenngleich es nicht mehr, als ein Mosaikstein darstellt.
Die Infektwelle steht vor der Tür und fordert die Praxen zusätzlich. Auch Eltern dürfen ihrer Gesundheitskompetenz vertrauen und entscheiden, ob der Gang zum Arzt wirklich notwendig ist. Das würde die Kinderärzte ein wenig entlasten. Denn die Selbsteinschätzung, wann ein Kind tatsächlich zum Arzt muss oder nicht, ist ein weiteres Thema, das die Situation enorm verschärft. Auch das Problem der Medikamentenversorgung kommt zur Diskussion. Für Teufel ist klar, dass alle befindlichen Kapazitäten genutzt werden müssen, um ausreichend Arzneimittel, wie etwa Fiebersaft für die anstehende Winterzeit zur Verfügung stehen.
Des Weiteren rät er den Beteiligten zu Überlegungen hinsichtlich von genossenschaftlichen Modellen oder Planung von medizinischen Versorgungszentren (MVZ) sowie Einführung von Stipendienprogrammen. Seitens der Politik wurde kürzlich die Entbudgetierung bei den Kinderärzten beschlossen. „Die Gesellschaft ist im Wandel. Den Hausarzt in der Form wie wir ihn kannten, gibt es nicht mehr. Aufgrund der vielen weiblichen Ärztinnen, die Familie mit Beruf vereinbaren müssen, benötigen wir Strukturänderungen“, berichtet Teufel.
Für den Landkreis würde dies eine weitere Herausforderung bedeuten. Doch die Zahlen sprechen für sich. Es werden sich keine Haus- und Kinderärzte schlagartig im Kreis niederlassen. Im Land gibt es mittlerweile einige gute Beispiele, wie mit MVZ oder genossenschaftlichen Verbänden Lösungen gefunden wurden.