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Feldhecken: Kinderstube und Nahrungsquelle zugleich

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KREIS ROTTWEIL – Haselmaus, Schlehenfalter und Buchfink haben eines gemeinsam: Sie brauchen Feldhecken zum Überleben. Die Gehölze sind für viele Tiere Lebens- und Rückzugsraum, Kinderstube und Nahrungsquelle zugleich. Mit Beginn des Monats März werden die ökologisch wertvollen Heckenriegel nun sich selbst überlassen, Pflegemaßnahmen sind erst wieder im Herbst möglich. Darüber informiert die Untere Naturschutzbehörde im Kreis Rottweil.

Feldhecken gliedern unsere Landschaft und erfüllen wichtige Funktionen wie Erosionsschutz, Windschutz und Sichtschutz. Die Gehölzriegel bieten zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen idealen Lebensraum, und tragen zur Vernetzung in der Landschaft bei. Damit eine Feldhecke diese Funktionen dauerhaft erfüllen kann, benötigt sie von Zeit zu Zeit eine fachgerechte Pflege. Überaltert eine Feldhecke geht ihr mehrschichtiger Aufbau aus Saum-, Strauch- und Baumschicht verloren. Sie wirft einen immer größeren Schatten auf die angrenzenden Flächen, was deren Bewirtschaftung nach und nach erschwert.

In früheren Tagen wurden Feldhecken regelmäßig gepflegt, denn damals waren sie noch Brennholzlieferanten: Äste und Stämme wurden abschnittsweise über dem Boden abgesägt und landeten später im Holzofen. „Heute hingegen müssen die Heckenriegel speziell gepflegt werden“ so Franz Kreibich von der unteren Naturschutzbehörde im Landkreis Rottweil.

Und dabei gibt es einiges zu beachten, wie seine Kollegin Elisabeth Hämmerle ergänzt. „Pflegemaßnahmen sind laut Bundesnaturschutzgesetz lediglich vom 1. Oktober bis zum 29. Februar erlaubt.“ Oft bieten Feldhecken den einzigen Rückzugsraum in der ausgeräumten Agrarlandschaft – folglich muss bei den Pflegemaßnahmen unbedingt der Großteil des Lebensraums erhalten bleiben. Deshalb dürfen Feldhecken nur abschnittweise „auf den Stock gesetzt“ werden, was bedeutet, sie 20 bis 30 Zentimeter über dem Boden abzusägen. Hämmerle: „Einzelne Abschnitte einer Hecke zu mulchen entspricht dabei nicht einer fachgerechten Pflege.“

„Der Umfang der Maßnahmen hängt immer von der Länge der Feldhecke ab. Die Pflegemaßnahmen dürfen rund ein Drittel der Gesamtlänge umfassen, maximal 20 Meter insgesamt“ weiß Franz Kreibich. Der nächste Pflegeabschnitt folgt dann etwa fünf Jahre später. Einzelne Bäume und Sträucher sowie abgestorbene Stämme als wertvolles Totholz sollten stehen bleiben. Elisabeth Hämmerle: „Wer eine Feldhecke pflegt, muss das Schnittgut unbedingt entsorgen! Wird es gemulcht und in die Hecke eingeblasen, gewinnen nährstoffliebende, rasch wachsende Pflanzen die Überhand und verdrängen seltene Arten, die ökologische Vielfalt sinkt.“

Die Pflege der Feldgehölze erfordert also viel Fachwissen und geplantes Vorgehen. Für Gemeinden mit großen Heckenanteilen auf ihren Gemarkungsflächen empfehlt die untere Naturschutzbehörde die Erarbeitung eines Heckenpflegekonzeptes, weil dadurch ein strukturiertes und effizientes Vorgehen ermöglicht wird. Bei Rückfragen können sich Interessierte bei der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Rottweil unter der Mailadresse kreisbauamt@landkreis-rottweil.de oder beim Landschaftserhaltungsverband Landkreis Rottweil e.V., LEV@Landkreis-Rottweil.de, melden.

Info: Paragraph 30 des Bundesnaturschutzgesetzes definiert das gesetzlich geschützte Biotop „Feldhecke“ als „linienförmige, schmale Gehölzbestände in der freien Landschaft, aufgebaut aus Sträuchern und/oder Bäumen“, sofern sie aus heimischen Sträuchern oder Bäumen bestehen. Eine solches Biotop zu entfernen, etwa durch Ausreißen der Wurzelstöcke oder durch Mulchen, ist von Gesetzes wegen verboten.

Pressemitteilung (pm)
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