DEISSLINGEN – Es war eine große Überraschungsfeier, die Verabschiedung von Feuerwehrkommandant Klaus Zisterer am Samstagabend: Der Musikverein spielte auf, die Narrenzünfte aus beiden Ortsteilen übernahmen die Bewirtung, und die Gäste waren sogar aus der Partnergemeinde Schmiedeberg im Erzgebirge angereist.
Dabei wusste Zisterer selbst nur, dass irgendetwas stattfinden würde, „sie haben alle dichtgehalten, auch wenn ich sie ausgekitzelt hätte!“, freute sich ein sichtlich gerührter Kommandant a.D. „Muss des sei“, das sei Zisterers Reaktion gewesen, meinte Bürgermeister Ralf Ulbrich, passend in roter Krawatte. „Und ja, des muss, wenn jemand sein halbes Leben anderen widmet.“ Zisterer sei für viele schlichtweg das Gesicht der Deißlinger Wehr, und darum ernannte er ihn zum Ehrenkommandanten, den zweiten erst in der 145-jährigen Geschichte der Deißlinger Wehr. Ulbrich lobte Zisterers große Fachkenntnis, den außergewöhnlich hohen Ausbildungsstand der Wehr, seine beeindruckende Führungsstärke, „wie ein Fels in der Brandung. Aus solchen Holz werden Vorbilder geschnitzt.“ Ulbrich dankte auch Zisterers Frau Karin, ein Blumenstrauß könne allerdings nur ein Symbol dafür sein, worauf sie in den langen Jahren verzichtet habe.
Über 40 Jahre in der Feuerwehr, davon 27 Jahre als Kommandant, die erfolgreiche Zusammenführung der Wehren beider Ortsteile, dafür gab es von Jürgen Eberhardt, dem Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbands, eine weitere besondere Ehrung für den scheidenden Kommandanten: Er überreichte ihm das silberne Ehrenkreuz des deutschen Feuerwehrverbands. „Du warst ein großes Vorbild!“ Und Zisterer habe auch gute Nachfolger, „sie dürfen in Deinen Fußstapfen noch wackeln.“
Spontan war der Dank des erst kürzlich verabschiedeten Kreisbrandmeisters a.D. Mario Rumpf, „aber so kommt’s von Herzen.“ Immer dunkel und kalt sei es gewesen, wenn sie sich begegnet seien, außer wenns gebrannt habe, eben immer ungünstig. Aber der Klaus sei ihm, „Rainer, hör weg!“ immer der liebste Kommandant gewesen. Und jetzt habe er seine Ruhe, „jetzt piepst nix mehr!“
Fabian Frank, der als Nachfolger in die großen Fußstapfen Zisterers tritt, rechnete seine Lebensjahre gegen die aktiven Jahre Zisterers auf: „Als ich zur Welt kam, hatte ich schon viele Jahre Klaus verpasst!“ Zisterer sei sich für nichts zu schade gewesen, und als beim 125-jährigen Jubläum das Festzelt unter Wasser stand, habe er eben über seine Ausgehuniform Gummistiefel gezogen und mit angepackt. Und so gab´s als Geschenk ein Portrait, vom Deißlinger Künstler Arben Ferhati gemalt. Der betonte, der Auftrag sei schwierig gewesen, „irgendwann dachte ich, die wollen einen Dokumentarfilm“, aber wenn ein Mann es schaffe, die Jugend so zu überzeugen, „dann hat er alles richtig gemacht!“
Für die Alterwehr sprach Hubert Lissy, der in seinen Aufzeichnungen nachgeblättert hatte und sogar auf 28 Jahre gekommen war, die Zisterer als Kommandant leistete. Und dabei sogar ihn und seine Narrenzunftkollegen regelmäßig zu den Treffen des Narrenfreundschaftsrings chauffiert habe, notfalls sogar mit Martinshorn.
Björn Langhelm war mit seinen Kameraden aus dem Erzgebirge gekommen, von Deißlingens Partnergemeinde Schmiedeberg, er erinnerte an das Jahrhunderthochwasser 2002, als die Deißlinger einfach zum Helfen gekommen waren. Klaus Zisterer habe damals in sehr kurzer Zeit seine Mannschaft mobilisiert, sogar eine Nacht in der Werkstatt sei nötig gewesen, um das Fahrzeug fit zu machen. „Wir wussten von nichts. Sie standen einfach da und fragten: wo brennt´s?“ Er versprach, die Freundschaft zwischen Schwaben und Sachsen in die nächste Generation mitzunehmen, auch wenn es die Alten gewesen seien, „die das Hochwasser gerockt haben.“
Klaus Zisterer sei der einzige gewesen, der ihn und seine Zunftkollegen beleidigen durfte, witzelte Zunftmeister Rainer Schmeh, der Schlagzeilen mitgebracht hatte: „2015: Klaus Zisterer wird für’s Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Aber die Liste ist zu lang. Zisterer bekommt Ehrenhörnle der Narrenzunft. 2016: Klaus Zisterers Alarmgerät fällt in den Rasenmäher. Landkreis überlegt, Katastrophenalarm auszulösen. Februar 2020: Klaus Zisterer besucht mit Frau Karin seit langem mal wieder den Bürgerball.“ Dafür gab´s auch gleich die Karten, auch wenn das Motto noch nicht feststeht.
Zisterer selbst dankte für all die Ehrungen, er hatte auch ein Geschenk für Mario Rumpf organisiert. Der sollte in seinen ersten Tagen als Kreisbrandmeister in Rottweil zu einem Einsatz in die Deißlinger Uhlandstraße, doch weder er noch sein Lotse fanden die rechtzeitig und kamen erst an, als alles schon vorbei war. Darum wird nun ein geschmücktes „Uhlandstraße“-Schild Rumpfs Haus in Dunningen schmücken. Eine wunderbar gelungene Abschiedsfeier, die auch nicht von einem Einsatz unterbrochen wurde – die vorsorglich im Vorraum der Mehrzweckhalle bereitgelegte Ausrüstung wurde nicht benötigt.