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„„Man muss nicht überall dabei sein““, Veröffentlicht: Montag, 19. Oktober 2020, 18.19 Uhr

„Man muss nicht überall dabei sein“

Der Kreis Rottweil geht der Vorwarnstufe bei der Sieben-Tage-Inzidenz entgegen: Zwar liegt die Zahl der Corona-Ansteckungen noch bei 32, aber Landrat Wolf Rüdiger Michel rechnet damit, dass der Landkreis „in ein, zwei, drei Tagen die 35 erreicht und deutlich überschreitet“, wie er bei der telefonischen Pressekonferenz sagte.

„Ob wir über 50 kommen wie der Schwarzwald-Baar-Kreis, … ist möglich, wenn täglich zehn, zwölf neue dazukommen“. Derzeit gebe es 75 „aktive Fälle“ im Kreis. Er appellierte daher an alle: „Man muss nicht überall dabei sein.“

Allein im Oktober gab es bisher 80 positiv Getestete, berichtete Dr. Heinz-Joachim Adam, der Leiter des Gesundheitsamts. Bei den Ansteckungsherden waren zwei Fußballvereine („16 bis 16 Ansteckungen“), aber auch Feiern, und im kulturellen Bereich waren es Gesangsveranstaltungen, wo trotz der wohl eingehaltenen Abstandsregeln Menschen mit Covid 19 angesteckt wurden. Daher Adams Appell: „Meiden Sie wenn möglich solche Mannschaftssportarten, auch Gesangs- und Musikveranstaltungen!“

Die Ansteckungen waren noch im September zu 26 Prozent im hiesigen Bereich erfolgt, der Rest waren Reiserückkehrer. Inzwischen seien es 95 Prozent im Landkreis, berichtete Adam. Er erwähnte einen Mann, der nach positivem Test trotz angeordneter Quarantäne noch unterwegs war und auch eine private Feier besucht habe – und das alles ohne Mund-Nasen-Schutz. „Wir werden die Person zur Anzeige bringen“, sagte Landrat Michel dazu, „dieses Verhalten sollte nicht ungestraft bleiben!“

Von den positiv Getesteten seien 48 Prozent ohne Symptome, berichtete Adam. Gerade zwei Patienten seien im Krankenhaus, einer davon werde beatmet.

Zur Nachverfolgung der Kontakte von positiv Getesteten ist das Personal aufgestockt worden, zunächst um 15 Stellen, berichtete Adam. Am Montag wurde an das Regierungspräsidium ein Antrag auf Amtshilfe gestellt, damit Angehörige der Bundeswehr weitere Ermittlungen machen können. Im Oktober sind bereits über 1100 Kontakte angesprochen worden; im ganzen September waren es 330.

Die Benachrichtigung von Getesteten, während der ersten Welle ein Problem, sei nun wesentlich schneller, weil fast alle Labore die Betroffenen über die Corona-App benachrichtigten. So würden diese schneller informiert als das Gesundheitsamt.

Die Maskenpflicht an den Schulen, vor allem in Pausenhöfen, wird nach Auskunft von Ordnungsamtsleiter Thomas Seeger von den Schulen selber kontrolliert. Wer keine Maske trage, werde darauf angesprochen, und da habe es keine Probleme gegeben. „Es gab noch keine Maskenverweigerer“, sagte er über die Situation in Rottweil. Eine Kontrolle durch das Ordnungsamt sei laut den Schulleitern „kontraproduktiv“. Seeger erinnerte an die neu geltenden Vorschriften, unter anderem die Maskenpflicht auch im Freien, wo Abstände nicht eingehalten werden können.

In dieser Woche werde von den Ortspolizeibehörden die Einhaltung der Quarantäne-Pflicht besonders kontrolliert, berichtete Landrat Michel.

 

 

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