Markenschuhe bestellt und nur billige No-Name-Treter erhalten? Ihr Kreditkartenkonto macht sich zugleich selbstständig? Sie könnten Opfer einer neuen Abzock-Masche geworden sein. Vor dieser warnt der Zoll.
Beim Zollamt Deißlingen (Kreis Rottweil) sind in den vergangenen Wochen mehrere Privatleute erschienen, um Postsendungen aus Fernost abzuholen. Ihr Paketdienstleister hatte sie alle aufgefordert, beim Zoll vorzusprechen. Sie mussten die zollrechtlichen Formalitäten persönlich – bis hin zur Paketöffnung – direkt vor Ort erledigen. Im Klartext: Es gab mit ihren Paketen ein Problem.
Es stellte sich dann heraus, dass sie alle auf einer deutschen Homepage Markenschuhe namhafter Sportschuhhersteller bestellt haben. Das berichtet Michael Hauck von der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit beim Hauptzollamt Singen. Er erklärt auf Nachfrage der NRWZ, dass in den meisten Fällen der Millionen Pakete, die täglich aus Drittstaaten, also aus Nicht-EU-Ländern nach Deutschland kommen, die Zollabwicklung über den Paketdienst liefe. Nur in den Fällen, in denen offenbar Deklaration der Ware (außen) mit dem Inhalt der Pakete nicht übereinstimme, gingen die Päckchen nicht an den Empfänger, sondern an das für ihn zuständige Zollamt.
Nur Ramsch in den Paketen
Dort wurden die Postsendungen kontrolliert. Im Beisein des Adressaten geöffnet, alleine darf der Zoll das nicht. Die Öffnungen hätten ergeben, dass sämtliche dieser Paketsendungen aus China stammten, so Zöllner Hauck. „Die Pakete enthielten jedoch keine Markenschuhe, sondern lediglich billige No-Name-Produkte.“
Abbuchungen vom Konto
Alle Empfänger gaben hätten nun übereinstimmend gegenüber dem Zoll angegeben, dass mit ihren Kreditkartendaten mehrfach vom Konto Abbuchungen in jeweils unterschiedlicher Höhe vorgenommen worden seien. Die Abbuchungen hätten nichts mit der zuvor getätigten Online-Bestellung zu tun gehabt.
Hauck und seine Kollegen sind sich daher sicher: Sie hatten Betrugsopfer vor sich. Die Umstände hätten darauf schließen lassen, „dass die Verkäufer ihre Internetseiten lediglich zur Erlangung von Kreditkartendaten betreiben“, so Hauck. Mit diesen Daten würden dann in betrügerischer Absicht weitere Beträge von den Kreditkartenkonten abgebucht.
Auf eine Spekulation, warum die Versender sich die Mühe machen, Ramschware einzupacken und zu versenden, wollte der Zöllner sich nicht einlassen. Er habe sich an die Fakten zu halten. dass es nahe liege, dass die Empfänger zunächst einige Zeit in Sicherheit gewogen werden sollten, der Betrug nicht zu schnell auffliegen sollte, wies Hauck nicht von sich.
Um an die Kreditkartendaten zu gelangen, gehen die Betrüger nach Angaben des Zolls sehr professionell vor: Die Internetseiten, auf denen die Artikel bestellt werden können, seien deutschen Bestellportalen oder den Seiten der Originalhersteller oftmals täuschend ähnlich nachempfunden. Auch werde den potentiellen Käufern durch die Seitenaufmachung suggeriert, sich auf einer deutschen oder EU-Webseite zu befinden.
Den drohenden Betrug erkennen
Der Zoll gibt Tipps, die dem Kaufinteressenten helfen können, solche betrügerischen Seiten zu erkennen:
- Markenartikel werden oftmals für die Hälfte des handelsüblichen Preises angeboten, mindestens jedoch rund 40 bis 50 Euro preiswerter.
- Als Händlerkontakt wird sehr häufig lediglich eine E-Mail-Adresse (oftmals ein „hotmail-“ oder „gmail“-Account) angegeben, jedoch keine – wie bei Online-Shops üblich – vollständige Postadresse und/oder eine Telefon- bzw. Faxnummer.
- Auf den Onlineseiten sind häufig zahlreiche Schreibfehler zu finden (gerade in den AGBs, den „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“).
- Ein Impressum fehlt oftmals vollständig.
- Die zunächst noch auf der Internetseite suggerierte Möglichkeit der PayPal-Zahlung wird beim anschließenden Bestellvorgang verweigert. Stattdessen kann dann nur per Kreditkarte bezahlt werden.
- Es wird den Käufern zugesagt, dass es im Rahmen des Versandes keinerlei Probleme mit der Zollabwicklung geben wird.
Zöllner Hauck rät zudem: „Wer grundsätzlich entsprechende Vorsicht bei Online-Bestellungen walten lässt und die Internetseiten aufmerksam auf solche Indizien hin überprüft, wird das Risiko, einer derartigen Betrugsmasche zum Opfer zu fallen, sehr stark minimieren können.“