KREIS ROTTWEIL – Da waren die Vorstands- und Ausschussmitglieder des Kreisseniorenrats Rottweil tief beeindruckt: Gabriele Schneider, seit 1. März Seniorenbeauftragte für die Verwaltungsgemeinschaft Oberndorf, Epfendorf und Fluorn-Winzeln, zeigte mit der Schilderung ihrer Tätigkeit anschaulich auf, wie viel sich im Bereich der Seniorenarbeit schon in einem halben Jahr bewegen lässt, wenn jemand mit so viel Herzblut, Elan und umfassender Kompetenz an eine derartig komplexe Aufgabe herangeht.
Für den Vorsitzenden Egon Kalbacher ist Gabriele Schneider ein leuchtendes Beispiel dafür, wie eine „Kümmererstelle“ ausgestaltet werden könne. Er war sich mit den Vorstands- und Ausschussmitgliedern einig, dass es dringend geboten sei, bei den Kommunen mit Nachdruck darum zu werben, die im Kreisseniorenplan verankerte und vom Kreis geförderte Kümmererstelle zu installieren. Manuel Forstner, stellvertretender Leiter des Kreissozialamts und als Delegierter des Landratsamts Mitglied im Vorstand des Kreisseniorenrats, betonte lakonisch, dass neben Oberndorf nur noch eine weitere Kreiskommune, nämlich Deißlingen, eine „Kümmererstelle“ eingerichtet habe.
Forstner war skeptisch, ob ein nochmaliges Nachfassen bei den Kommunen seitens des Landratsamts Erfolg haben werde. Damit wollen sich aber Kalbacher sowie seine Vorstands- und Ausschusskollegen nicht zufrieden geben. Der Vorsitzende regte an, das positive Beispiel von Schneider in der nächsten Versammlung der Bürgermeister im Kreis vorzustellen. Die Oberndorfer Seniorenbeauftragte könne dort wie jetzt vor dem Kreisseniorenrat ihre Tätigkeit darstellen. Der stellvertretende Vorsitzende Matthias Kohlhase forderte die Umsetzung des Kreisseniorenplans und fragte sich, was diesbezüglich in den drei Jahren seit dessen Verabschiedung geschehen sei. Und so gaben Vorstand und Ausschuss Forstner in dieser Hinsicht einige Fragen mit auf den Weg, die sie in der nächsten Sitzung gerne beantwortet hätten.
Schneider betreut als Seniorenbeauftragte für Oberndorf, Epfendorf und Fluorn-Winzeln seit diesem März insgesamt zwölf dörfliche und eine städtische Kommune. „Mir ist nicht langweilig“, betonte sie schmunzelnd. An der Stelle habe sie neben der Tatsache, dass sie zu 100 Prozent und unbefristet ausgeschrieben gewesen sei, auch die komplexe und auf selbstständige Initiative fußende Aufgabenstellung gereizt habe, erklärte Schneider, Soziotherapeutin und vor ihrem Engagement in Oberndorf Geschäftsführerin des Vereins für gemeindenahe Psychiatrie Balingen. Sie habe in Bezug auf Seniorenarbeit und bürgerschaftliches Engagement ein von Ort zu Ort unterschiedliches Geflecht angetroffen. „Ich musste zuerst die Menschen sowie die jeweiligen Gegebenheiten und Strukturen kennenlernen. Ich habe alle Seniorentreffen besucht, war bei Singkreisen und vielen Ausflügen dabei.“ Gerade bei Ausflügen habe es Gelegenheit zu sehr vielen Gesprächen gegeben. „Ich habe an die 700 Visitenkarten bei allen Einrichtungen verteilt.“
Nach ihrer Kennenlerntour und einer ersten Analyse wollte Schneider als erstes Projekt einen „Anrufdienst für Senioren“ initiieren. „Ein Senior sollte einen festen Ansprechpartner bei der Stadtverwaltung erhalten,. Ich durfte bei den Verwaltungsmitarbeitern dafür werben. Gut zehn haben sich freiwillig dazu bereit erklärt.“ Trotz aller Werbung über die verschiedenen Medien habe sich aber kein einziger Senior gemeldet, der diesen Anrufdienst nutzen wollte. Neben den festen Sprechstunden in Oberndorf (einmal in der Woche), Epfendorf und Fluorn-Winzeln (jeweils einmal im Monat) mache sie Hausbesuche. In Fluorn-Winzeln sei ein Präventiv-Projekt mit Hausbesuchen und Beratungsgesprächen gestartet worden. „Ich möchte im Vorfeld Senioren, die noch fit sind, beraten, wie sie beispielsweise rechtzeitig ihr Haus beziehungsweise ihre Wohnung barrierefrei umbauen und dafür einen speziellen Kredit in Anspruch nehmen können“, erklärte Schneider.
Einige Erwartungen setzt Schneider in die Sanierung und den Ausbau des historischen ehemaligen Lehrerwohngebäudes in der Oberndorfer Oberstadt zu einem Mehrgenerationenhaus. Als weitere Projekte zählte die Seniorenbeauftragte Kochgespräche in Kleingruppen, in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule ein Seniorentanztheater, die von einer Krankenkasse gesponserte Notfalldose und anderes auf. Auf ihrer Agenda für künftige Projekte stehen für sie einen Ehrenamtsbörse, die Gründung eines Stadtseniorenrats, Nachbarschaftshilfe, kleinere Pflegeeinrichtungen, die vernetzt sind. Ihre Vision ziele auf eine Gemeinschaft, in der man sich gegenseitig helfe. Die Senioren schätzten es sehr, dass sie zu ihnen nach Hause komme.
Der Beifall und die positive Resonanz der Kreissenioren zeigte, dass die „eierlegende Wollmilchsau“, so bezeichnete Schneider sich selbst, mit ihren Ausführungen bestens angekommen war. Kalbacher hob die umfassende Vielfalt von Schneiders Engagement hervor. Robert Nübel ging mit der Seniorenbeauftragten einig, dass Hilfsbedürftige oft ihre Situation nicht überblickten und deshalb die offerierte Hilfe nicht annähmen.