Freitag, 19. April 2024

Sieben-Tage-Inzidenz im Kreis liegt über 200

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Eine nächtliche Ausgangssperre droht im Kreis Rottweil: Erstmals ist am Mittwoch die Sieben-Tage-Inzidenz an Covid-19-Ansteckungen über 200 gestiegen. Sollte dieser Wert an drei Tagen in Folge übertroffen werden, so wird der Landkreis eine Allgemeinverfügung mit strengeren Regeln erlassen.

„Einkaufen nach 21 Uhr geht dann nicht mehr“

Wie diese im Einzelnen aussehen wird, steht auch jetzt noch nicht fest, wie Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel und Ordnungsamtsleiter Thomas Seeger heute bei der wöchentlichen Telefon-Pressekonferenz sagten. Jede einzelne Maßnahme müsste abgewogen werden und verhältnismäßig sein, betonte Seeger – auch im Bezug darauf, wie diffus das Ansteckungsgeschehen ist. In Frage kommen für ihn eine verstärkte Maskenpflicht, eine Schließung der Friseurgeschäfte und eine Verschärfung der Regulierung privater Treffen (auf ganz streng fünf Personen aus zwei Haushalten). Außerdem ist eine Ausgangsbeschränkung zwischen 21 und 5 Uhr möglich. „Einkaufen nach 21 Uhr geht dann nicht mehr!“, betonte Seeger im Hinblick auf Supermärkte, die bis 22 Uhr geöffnet haben. „Wer von der Nachtschicht nach Hause kommt, darf natürlich heim fahren“, erklärte Michel.

Tarnung als Gottesdienst

„So kann es nicht weitergehen“, betonte Landrat Michel und appellierte an die Menschen im Kreis, sich an die Regeln zu halten, aber auch nicht alles zu machen, was erlaubt ist. Als neue Umgehung der Regeln hat er ausgemacht, dass einzelne Vereine ihre (eigentlich nicht erlaubte) Weihnachtsfeier als (erlaubten) Gottesdienst deklarierten. Im Freien seien dafür bis 500 Teilnehmer zugelassen. Eine Feier in einer Kirche im Landkreis sei kurzfristig abgesagt worden, weil Teilnehmende positiv auf Corona getestet worden seien. Unvorstellbar, was passiert wäre, wenn der Test erst nach der Feier vorgenommen worden wäre. „Unverantwortlich und brandgefährlich“ nannte Michel solches Verhalten.

„Quarantäne ist vernünftig“

Inzwischen ist die Zahl der Todesfälle mit oder an Corona im Kreis auf 54 gestiegen. Seit Oktober waren es demnach genau so viele wie in den Monaten zwischen März und September, berichtete Gesundheitsamts-Chef Dr. Heinz-Joachim Adam (davon 18 im November, sieben im Dezember). Im November sei 4500 Mal Quarantäne angeordnet worden. Weil alle dieser Betroffenen täglich angerufen wurden, gab es 50.000 Telefonate zu je zwei bis drei Minuten, berichtete Adam von den Aktivitäten. Von 1400 Infizierten war zuvor fest die Hälfte in Quarantäne gewesen – „die Quarantäne ist vernünftig, denn jeder dieser Menschen hätte möglicherweise die Pandemie lokal angetrieben“, betonte der Amtsleiter. 88 Prozent der direkten Kontaktpersonen mit Infizierten (K1) kämen nur ein Mal in Quarantäne, das sei ein Zeichen dafür, wie diffus die Fälle im Landkreis verteilt seien.

Im November waren 74 Personen mit Covid-19 in den Krankenhäusern im Kreis behandelt wurden, berichtete Adam, im Dezember seien es bisher 28.

Impfzentrum wird vorbereitet

Er ist zuversichtlich, dass das Kreis-Impfzentrum am 15. Januar seine Arbeit aufnehmen könne, sagte der Erste Landesbeamte Hermann Kopp. Kassenärztliche Vereinigung und Landesärztekammer machten Werbung beim medizinischen Personal, das stimme ihn zuversichtlich. „Für den übrigen Bereich ist der Landkreis zuständig“, sagte er. Da werde im Amt unter den Mitarbeitern gesucht. Notfalls setzt er auf Unterstützung durch Bundeswehr-Kräfte.

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Wolf-Dieter Bojus
... war 2004 Mitbegründer der NRWZ und deren erster Redakteur. Mehr über ihn auf unserer Autoren-Seite.

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