ROTTWEIL – Nachdem die schon zur Tradition gewordene alljährliche Reise der Katholischen Erwachsenenbildung (keb) Kreis Rottweil und Zollernalbkreis nach Assisi aufgrund der Corona-Pandemie in den letzten beiden Jahren ausfallen musste, starteten nun 26 Teilnehmer voller Vorfreude und Neugierde in diese Auszeitwoche unter dem Thema „Die Seele laufen lassen – Franziskus und Klara heute begegnen“.
Mit vielfältigen und wertvollen Eindrücken im Gepäck und einigen Kilometern unter den Füßen in der hügeligen Landschaft Umbriens kehrte die Gruppe nach Rottweil und Umgebung zurück. Allgegenwärtig in Assisi ist der bekannteste Sohn der Stadt: der heilige Franziskus. Und mit ihm die heilige Klara, die als seine enge Weggefährtin dort Anfang des 13. Jahrhunderts gelebt hat. Auf deren Spuren unterwegs zu sein, die originären franziskanischen Orte, die Wege und auch deren Spiritualität zu entdecken, war ein wesentliches Ziel dieser Reise.
Dabei wurde deutlich, was diese beiden großen Heiligen aktuell in unsere heutige Zeit hinein zu sagen haben. Spannend die Gespräche und Diskussionen, die nach dem Besuch von San Damiano in der Gruppe entstanden. Dort hörte Franziskus, kniend vor dem bekannten San Damiano-Kreuz die Stimme: „Franziskus, baue meine Kirche wieder auf“ – einer seiner Berufungsmomente. Wie damals ist auch heute die Kirche in einer ganz schwierigen Situation, wie damals werden auch heute in unserer Gesellschaft viele Menschen ausgegrenzt, wie damals gibt es auch heute jede Menge Unfrieden und viele Konflikte auf der Welt. Die Wege und Wendungen im Leben dieser beiden großen Gestalten inspirieren auch heute noch und Schritt für Schritt eröffnet sich in der Auseinandersetzung damit ein neuer Horizont, der die Sicht wie auch das Herz weitet und der Seele guttut.
Frido Ruf, Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung Kreis Rottweil und Ursula Grau, ehemalige Leiterin der keb Zollernalbkreis, hatten für diese Woche ein abwechslungsreiches Programm und Format vorbereitet. Zum einen natürlich der Besuch der heiligen Stätten in und um Assisi – mit Bezug und Impulsen zum eigenen Leben, zum anderen die verschiedenen Wanderungen auf Etappen des Franziskanischen Friedenswege.
Gleich am ersten Tag wanderte die Gruppe von Valfabricca auf Assisi zu und ließ sich von der Schönheit und Lebendigkeit der Stadt beeindrucken. Dann natürlich die „Königsetappe“, die von Assisi zur Einsiedelei Carceri und über den Monte Subasio bis hinunter auf die andere Seite ins wunderschöne Spello führte. Dabei mussten fast 1000 Höhenmetern bewältigt werden, doch angekommen beim Gipfelkreuz machte der Blick von oben auf das ganze Vale Umbra all die Mühen vergessen. Gerade die Eindrücke und Erlebnisse bei diesem Unterwegssein in der abwechslungsreichen herbstlichen Landschaft Umbriens, an Stationen wie Eremo Carceri, in San Damiano und San Masseo oder der Blick von Montefalco, dem „Balkon Umbriens“ auf die andere Seite des Vale Umbra, waren besondere Momente dieser Reise.
Das „Laudato si“ des Franziskus, seine Hymne für die Schöpfung und alle Kreaturen, war an vielen Stationen spürbar und erlebbar. Mit sich selbst wieder in Kontakt kommen, aber auch mit Weggefährten, ebenso seinen Rhythmus finden und sich eine Auszeit zu gönnen, sich etwas zumuten wie auch einfach die Seele baumeln lassen – all dies war in diesem dichten und vielseitigen Programmformat möglich. Und nicht zuletzt trug die aufmerksame und überaus liebevolle Gastfreundschaft der Schwestern im Casa di Santa Brigida, direkt an der Stadtmauer gelegen, dazu bei, dass schließlich in Rottweil überaus zufriedene und Assisi-begeisterte Teilnehmer aus dem Bus stiegen.