KREIS ROTTEWEIL – Persönliche Zusammenkünfte von mehreren Personen sind in diesen Pandemiezeiten nicht möglich. So nutzten die Mitglieder der Corona-Projektgruppe des Kreisseniorenrats Rottweil die Gelegenheit, sich per Videokonferenz zu beraten.
„Die Pandemie hat insofern den Vorteil, dass nun selbst wir älteren Semester Erfahrungen mit derartigen virtuellen Treffen sammeln können“, meinte der der Kreisseniorenratsvorsitzende Matthias Kohlhase schmunzelnd. Zunächst zog der Vorsitzende der Corona-Arbeitsgruppe, Dieter Gaus, zugleich stellvertretender DRK-Vorsitzender, eine erste Bilanz des „DRK-Zuhör-Telefons“.
Es ist seit 3. Dezember 2020 jeweils donnerstags von 12 bis 14 Uhr unter der Rufnummer 0741/479 236 zu erreichen. Das DRK und der Kreisseniorenrat wollen mit diesem Telefondienst vor allem älteren Menschen während der Pandemie bei seelischen
Belastungen zur Seite stehen. „Am Anfang ist es wirklich gut gestartet und angenommen worden. Dann ist sind die Anrufe eher etwas getröpfelt. Anfangs waren es in der Regel so drei Anrufe, jetzt ist es noch einer, “, erklärte Gaus. Er schätzt den Schnitt auf etwa 2,5 Anrufe pro Telefontermin.
„Inhaltlich war schon die Einsamkeit ein Schwerpunkt. In erster Linie konnten die Anrufer aber darüber informiert werden, an
wen sie sich mit ihren Problemen oder Anliegen wenden können, wo sie Hilfe bekommen“, betonte Gaus und würdigte das Engagement von Margit Armleder-Spreter, die am Zuhör-Telefon die Fragen der Anrufer beantwortet habe. Gaus sprach sich dafür
aus, das Zuhör-Telefon noch mindestens einen weiteren Monat anzubieten.
Gaus präsentierte die Ergebnisse einer „repräsentativen Quer- und Längsschnittbefragung von Menschen in der zweiten Lebenshälfte“ durch das Deutsche Zentrum für Altersfragen. Die Kernaussagen der Studie: „In der ersten Welle der Pandemie sind mehr Menschen einsam als in den Jahren zuvor.“ Laut Befragung hat sich die Einsamkeitsrate zwischen 2017 und 2020 um das 1,5-fache erhöht. Den Anstieg der Einsamkeit bewertet die Studie als „bedenklich, mit schwerwiegenden Folgen für die mentale und körperliche Gesundheit“.
Die Hoffnung auf ein deutlich erhöhtes Impftempo, um der Corona-Pandemie so möglichst rasch Herr zu werden und die erheblichen Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens zurückfahren zu können, wird bei der Corona-Projektgruppe
durch die Befürchtung, dass die Bürokratie die Impfstrategie ausbremst, etwas getrübt. Aus Gaus Sicht wurde bisher die Altersgruppe zwischen 65 und 80 in der Impfverordnung „vergessen“ und führte ein anschauliches Beispiel dafür an.
DRK-Mitarbeiter, die mit den Bereichen Pflege und Seniorenbetreuung zu tun hätten, hätten einen Termin zum Impfen mit Astra-Zeneca erhalten. „Diejenigen, die über 65 Jahre alt sind, wurden aber ausgeschlossen, obwohl der Astra-Zeneca-Impfstoff nun auch für diese Altersgruppe zugelassen ist. Die entsprechende Verordnung des badenwürttembergischen
Sozialministeriums ist aber immer noch nicht da.“
Generell monierten Matthias Kohlhase, Dieter Gaus und Peter Wolf, Mitglied der Corona-Projektgruppe und Vorstandsmitglied des Kreisseniorenrats, die schwerfällige Bürokratie, die neben dem Mangel an Impfstoff den Impfprozess noch zusätzlich
verlangsame. Wie Gaus darlegte, hat das Sozialministerium den vom DRK-Kreisverband Rottweil Mitte Februar gestellten Antrag auf Zulassung eines „Mobilen Impfteam-Light (MIT-L)“ immer noch nicht beschieden. Mit dem MIT-L möchte das Rote Kreuz die über 80-Jährigen, die daheim ambulant von einem Pflegedienst versorgt werden und nicht mehr mobil sind, einen Impftermin zu Hause ermöglichen.
Regina Steimer, die Leiterin der Kreisseniorenrats-Geschäftsstelle beim Landratsamt, bezog
sich auf ein Gespräch mit einem Mitglied der „Task Force Impfen“ der Landesregierung. Es sei angedacht, dass in Zusammenarbeit mit den Kommunen das „Mobile Impfteam (MIT)“ Menschen, die zuhause gepflegt würden, zum Impfen aufsuche. Aus Gaus Sicht eine „gute Sache“, wobei er befürchtete, dass bei der derzeitigen rasanten Entwicklung in der Impfstrategie in den Arztpraxen geimpft werde, bevor das Sozialministerium diesbezüglich in die Gänge komme. „Lasst doch die Hausarztpraxen endlich impfen. Die können dann die betreffenden Patienten bei Hausbesuchen impfen.“
Mit dem MIT-L könne das DRK aber die Hausärzte entlasten. Angenehm überrascht sind die Mitglieder der Projektgruppe über die vielen positiven Rückmeldungen von geimpften Personen, welche die Freundlichkeit und das strukturierte Vorgehen von
Ärzten und ehrenamtlichen Mitarbeitern im Rottweiler Impfzentrum ausdrücklich loben.
Unter dem Schlagwort „Kultur online“ will die Corona-Projektgruppe prüfen, inwiefern sich ein virtuelles Café realisieren lässt, bei dem sich Senioren online treffen, um unter der Leitung eines Moderators ein Thema zu diskutieren oder sich einfach nur
auszutauschen. „Da müssen diejenigen, die mitmachen wollen, zunächst an die Technik herangeführt werden“, erklärte Gaus. Ein Moderator mit Entertainer-Qualitäten könne die Akzeptanz eines solchen virtuellen Cafés noch steigern.