Eigentlich liest es sich ganz einfach: Der Kreis Rottweil möchte die auszubildenden Mechatroniker in einer eigenen Berufsschule unterrichten. Diese hätten, von wegen kürzerer Anfahrtswege, auch was davon. Aber die Nachbarn machen da nicht mit.
„Müssen wir uns alles gefallen lassen? Nein!“ So leitete Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel diesen Tagesordnungspunkt im Kreistag ein. Wie berichtet, wollte der Kreis für die Mechatronik-Azubis eine Klasse in der Schramberger Berufsschule einrichten – in und um Schramberg gibt es die meisten solcher Ausbildungsplätze. Das kann der Kreis aber nicht allein entscheiden, da ist das Land zuständig.
Schüler-Klau befürchtet
Einwände hatten die Nachbarkreise: Freudenstadt hat Angst, dass ihnen Schüler aus der Raumschaft Schramberg wegbleiben. Und der Schwarzwald-Baar-Kreis befürchtet, dass Azubis aus der Raumschaft St. Georgen und Königsfeld lieber nach Schramberg in die Schule fahren als nach Schwenningen. Auch die Tuttlinger hätten die Azubis aus Rottweil und Umgebung lieber in der Spaichinger Erwin-Teufel-Schule.
Mechatroniker rein, Friseure und Bauleute raus?
Das Regierungspräsidium hat nun zwar die Einrichtung der Mechatroniker-Klasse in Schramberg befürwortet, aber dafür den anderen beiden Kreisen ihres Sprengels Kompensation angeboten: Der Schulbezirk der Mechatroniker aus Rottweil, Zimmern und Villingendorf soll zu Spaichingen gehören. Maurer und Stahlbetonbauer der Fachstufen 1 und 2 sollen schrittweise von der Rottweiler Erich-Hauser-Schule nach Donaueschingen verlegt werden. Und die Beruflichen Schulen Schramberg sollen die Ausbildung der Friseure einstellen.
Handwerk übergangen
„Uns gefällt nicht, wie das Regierungspräsidium mit uns umgegangen ist“, sagte Michel nun im Kreistag. Die Handwerkskammer war zu einer Besprechung mit den Betroffenen überhaupt nicht eingeladen worden. In einer schriftlichen Stellungnahme machte die Kammer allerdings klar, dass sie mit den Vorschlägen des RP nicht einverstanden ist. Vor allem die Friseure aus der Region Schramberg hätten darunter zu leiden, teilweise hätten sie über eineinhalb Stunden Anfahrt nach Schwenningen.
Rainer Hezel (CDU) brachte dann auch einen fraktionsübergreifenden Antrag ein: Die Verwaltung solle nachverhandeln, weil der Kreistag mit dem Vorschlag des Regierungspräsidiums nicht einverstanden sei. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. „Das gibt uns Rückenwind“, freute sich der Landrat.