Nach mehrjähriger Renovierung wird die ehemalige Villa von Arthur Junghans am 10. September als Gästehaus wiedereröffnet. Das Gebäude bildet auch den Rahmen für eine einmalige Ausstellung mechanischer Musikinstrumente.
Schramberg – Viele Jahre führte das mächtige Gebäude hoch über der Schramberger Talstadt ein Schattendasein: Gut Berneck, erbaut 1910/11 vom Geheimen Kommerzienrat Dr.-Ing. h.c. Arthur Junghans nach den Plänen des Stuttgarter Architekten Paul Schmohl. Jetzt hat der Schramberger Ehrenbürger Dr.-Ing. Hans-Jochem Steim die Villa aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Renovierung dauerte mehrere Jahre
Nach einer mehrjährigen, denkmalgerechten Renovierung erstrahlt das Bauwerk mit insgesamt 84 Zimmern und einer Wohn- und Nutzfläche von etwa 3300 Quadratmetern nun in neuem, altem Glanz. Auch originale Einrichtungsgegenstände wie der Billardtisch von Arthur Junghans kehren zurück.

In dem Gebäude werden künftig Veranstaltungen stattfinden, Gäste können in neun stilvoll eingerichteten Suiten übernachten. Einen Coup konnte Dr.-Ing. Steim bei der Ausstattung der Gästezimmer landen: Die Möblierung stammt zum Teil aus dem Hotel Savoy (Baur en Ville) in Zürich am Paradeplatz und schafft eine stilgerechte Atmosphäre.
In erster Linie werde die Uhrenfabrik Junghans Gut Berneck für Geschäftspartner und Firmenevents nutzen, teilt Steim mit. Aber auch Privatpersonen oder andere Unternehmen können die Räumlichkeiten mieten.
Selbstspielende Musikinstrumente
Darüber hinaus bietet Gut Berneck den idealen Rahmen für eine einzigartige Ausstellung selbstspielender Musikinstrumente, die Steim von einem Sammler aus Leinfelden-Echterdingen erwerben konnte und teilweise mit großem Aufwand in Stand setzen ließ. So kehrt auf Gut Berneck nun wieder neues Leben ein.

Buchpräsentation über Gut Berneck
Bei der feierlichen Wiedereröffnung am 10. September, dem bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“, wird unter anderem die baden-württembergische Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi MdL, zu den geladenen Gästen sprechen.
An diesem Tag findet auch die Präsentation des neuen Buches „Gut Berneck – Das Wohnhaus des Arthur Junghans in Schramberg“ statt, das auf 368 Seiten erstmals den Bau und Entwicklung des Gebäudes beschreibt, die unterschiedliche Nutzung und die Menschen, die hier lebten.
Aufwändige Recherchen, unter anderem über den Architekten, die verschiedenen Räume und ihre Funktionen, den Park, die Familie Junghans und vieles mehr ergeben ein interessantes Gesamtbild. 433 Abbildungen ermöglichen einen visuellen Einblick in eine der größten Industriellenvillen im Land. Mit diesem Buchprojekt bot sich die Chance, die Unternehmervilla und ihre Geschichte umfassend aufzuarbeiten.
Bewegte Geschichte
Die Villa Gut Berneck ist eng mit der Unternehmensgeschichte der Uhrenfabrik Junghans verbunden. Nach der Fertigstellung im Jahr 1911 lebte Arthur Junghans (1853 – 1920) mit seiner Familie in der Villa mit ihrer prächtigen Gartenanlage.
Nach seinem Tod bewohnten sein ältester Sohn Erwin (1875 – 1944) und seine Frau Helene (1881 – 1952) das Gebäude. Sie mussten jedoch schnell die hohen Kosten für den Unterhalt als kaum tragbare Bürde erkennen.

Vom Krankenhaus zum Gästehaus
1946 ging Gut Berneck an die Stadt über, die es in den folgenden Jahren als „Junghans Krankenhaus“ nutzte. Anfang der 1960er Jahre ließ die Stadt im Park des Anwesens ein neues Krankenhaus errichten,. In der Villa waren später die Krankenpflegeschule und die Krankenhausverwaltung untergebracht.
1982, mit der Übernahme des städtischen Krankenhauses durch den Landkreis, wechselte wiederum der Eigentümer – bis 2012, nach der Schließung der Klinik, die Liegenschaften wieder an die Stadt gingen.
Zuletzt stand das Gebäude leer. Im Jahr 2017 kaufte die Immobilienverwaltung Geißhalde GbR der Familie Dr.-Ing. Hans-Jochem Steim das Gebäude und hat es so vor dem Verfall gerettet.

Info: Der Eigentümer ließ Gut Berneck über mehrere Jahre aufwändig und mit hohem finanziellem Aufwand renovieren. Gefördert wurde die denkmalgerechte Renovierung durch die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und durch das Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen, die Oberste Denkmalschutzbehörde Baden-Württemberg und die Denkmalsstiftung Baden-Württemberg. Baufachliche Beratung und Mitwirkung durch die Oberfinanzdirektion Karlsruhe Abteilung Bundesbau-Betriebsleitung Freiburg und Radolfzell und das Landesamt für Denkmalpflege Dienstsitz Freiburg.
Eine erste Möglichkeit für die Bevölkerung, Gut Berneck zu besichtigen, bietet die Volkshochschule Schramberg am 29. November: Carsten Kohlmann spricht dann im Gut Berneck über „Erhard Junghans und wir – make it in Schramberg, gestern, heute, morgen“. Anschließend führt Dr. Hans-Jochem Steim durch das Gebäude.