Schramberg. Ausstellungseröffnungen in Coronazeiten fänden ja „leider ohne Publikum“ statt, bedauerte am Freitag Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Neben Ulrich Scheller und der stellvertretenden Museumsleiterin Annette Hehr waren nur noch ihr Chef Carsten Kohlmann und zwei Pressevertreter anwesend, um die diesjährige Krippenausstellung „Der Krippenbauer Max Scheller jr. – Ausstellung zum 100. Geburtstag“ im Stadtmuseum Schramberg zu eröffnen.
Eisenlohr berichtete, sie habe vor zwei Jahren von Scheller schon viel über den Krippenbau und über die „Schramberger Schule“ bei einer Führung durch die damalige Krippenausstellung erfahren. Ulrich Scheller sei der „Techniker unter den Krippenbauern“, habe sie beispielsweise damals gelernt.

Begründer der „Schramberger Schule“
Annette Hehr erläuterte, dass die traditionellen Krippen im Schwarzwald bis in die 1930er Jahre offene Landschaftskrippen gewesen seien. „Inspiriert durch Karl-Otto-Schimpf in Offenburg schuf Max Scheller als 14-jähriger seine erste so genannte Kastenkrippe.“ Bei den Krippenbauern der „Schramberger Schule“ sei man von dr offenen Krippe zu einem „klar abgegrenzten Bühnenraum“ übergegangen.
Die Krippen erinnerten an eine Theaterszene mit Bühnenbild. Ulrich Scheller habe das so ausgedrückt: „Mein Vater hat das Freilichttheater auf die Bühne geholt.“ Das Geschehen konzentriere sich auf die Heilige Familie, die „einsam, aber geborgen“ dargestellt werde. „Es ist, als würde die Zeit still stehen.“
Familientradition über vier Generationen
Der Krippenbauer Ulrich Scheller hat die Ausstellung im Wesentlichen gestaltet. Zu sehen sind etliche Krippen, die sein Vater Max Scheller Junior geschaffen hat, aber auch Krippenbeispiele von Ulrich, seinem Sohn Urs und seinem Enkel Max Otto. Er erinnerte sich, wie die Krippe, die das Plakat zeigt, 1957 in Schramberg entstand. Seine Mutter habe für die Maria Modell gesessen. „Für das Jesus-Kind verwendete mein Vater ein Foto von mir als Neugeborenem.“
Sein Vater habe als Feinmechanikermeister bei Junghans die Musterwerkstatt geleitet. Er habe seine Krippen immer gezielt gestaltet, um den Blick des Betrachters auf das zentrale Thema zu lenken.
Er selbst habe sich nach dem Abitur dem Lehrerberuf zugewandt. Aber mit Blick auf den Krippenbau seine Fächer ausgewählt: Religion, Kunst und technisches Werken. Als Lehrer und später als Schulleiter habe er immer seine Schüler motiviert, selbst Krippen zu bauen. Und natürlich auch seien Sohn Urs.
Eindrucksvolle Szenen

Beim Rundgang durch den abgedunkelten Ausstellungsraum beschrieb Hehr ihre Lieblingskrippe. Sie fasziniere besonders die „Flucht im Kahn“. Darin habe Max Scheller jr. ein Kriegserlebnis in Russland verarbeitet. Er sei bei eisigen Temperaturen in den Fluss Dnjepr gestürzt. Nur weil seine Kameraden ihn wieder herauszogen, sei er dabei nicht ertrunken und erfroren. „Die Trostlosigkeit jener Situation und die Kälte ist spürbar in der lebensfeindlichen Umgebung, aus der die Heilige Familie mit dem Kahn flieht.“ Die Krippe ist 1963 entstanden.
Arbeitskreis Krippen beteiligt
Auch in diesem Jahr hat sich der Arbeitskreis Krippen am Aufbau der Ausstellung beteiligt. Ferdinand Moosmann hat dieses Jahr eine aufwändige Video-Präsentation zu Max Scheller angefertigt, die in einem eigenen Raum zu sehen ist. Walter Hartmann kümmerte sich besonders um die Beleuchtung, Richard Marte, Thomas Rapp und Fritz Grüner um den Aufbau der Krippen.

Info: Die Ausstellung im Stadtmuseum Schramberg ist bis zum 2. Februar 2022 zu sehen. Das Museum ist geöffnet von Dienstag bis Samstag jeweils von 13 bis 17 Uhr. An Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Es gelten die aktuellen Corona-Vorgaben.