„Endlich Nora!“ so stellte Nora Dahmer ihr Buch vor bei der zweiten Veranstaltung des Städtischen Frauenbeirats in diesem Jahr aus Anlass des dreißigjährigen Bestehens dieses Gremiums in Schramberg. Mit eingeladen in den Gemeindesaal Heilig Geist haben der Deutsche Katholische Frauenbund Schramberg-Tal, die Volkshochschule und die BuchLese Schramberg. Über die Lesung berichtet Barbara Olowinsky vom Frauwenbeirat:
Bei dieser Lesung aus dem 2022 erschienenen Buch handelte es sich nicht nur um eine inhaltliche Übermittlung, der Abend wurde vielmehr für viele der zahlreichen Gäste zu einer sehr emotionalen Erfahrung, einer Kenntnis- und Verständniserweiterung. Die Autorin erzählte aus ihrem Leben, ihrer Kindheit und Jugend, von ihrem ständigen Geheimnis als Jugendlicher und später auch als Erwachsener, das sie schon seit dem Alter von vierzehn Jahren umtrieb.
Sie beschrieb mit Auszügen aus dem Buch den Werdegang im Privaten wie im Beruflichen und dabei immer wieder die insgeheimen Zweifel, Sehnsüchte aber auch Ängste, die sie als Mann bis ins Alter von 57 Jahren bewegten. Sollte die familiäre Situation nach über fünfundzwanzig Ehejahren und zwei bereits erwachsenen Kindern, aber auch das erfolgreiche berufliche Leben aufs Spiel gesetzt werden? Aber da war der brennende Wunsch, als immer schon gefühlte Frau weiterzuleben.
Ausbruch aus dem Schamkäfig
Der Leidensdruck wurde immer größer. Nach langen inneren Kämpfen dann der Entschluss, den über Jahrzehnte geschlossenen „Schamkäfig“ zu öffnen und sich der Ehefrau und Familie gegenüber zu outen. Was dann folgte, fühlte sich richtig für sie an, die Noch-Ehefrau schenkte ihr den Namen Nora und sie sind heute geschieden, leben aber doch in einer Wohngemeinschaft.
Der nun eingeschlagene Weg war dann für Nora über drei Jahre oft schwer, aber immer wieder mit Bestätigung erfüllt, das Richtige entschieden zu haben. Körperliche und auch seelische Probleme mussten bewältigt werden und nicht zuletzt auch nach der körperlichen Transition von Mann zu Frau der damals noch sehr mühsame und diskriminierende juristische Vorgang der Namens- und Geschlechtseintragung in allen Bereichen (Erst seit 2022 gibt es ein neues Gesetz: „Der Geschlechtseintrag im Pass soll künftig durch eine einfache Erklärung beim Standesamt geändert werden können.“ )
Mit Auszügen aus ihrem Buch schilderte Nora Dahmer immer wieder Stationen auf diesem langen Weg, berührende Ereignisse, ungewohnte Entdeckungen auch an sich selbst, aber auch quälende Tiefpunkte, die alles in Frage zu stellen schienen. Aber mit viel professioneller Hilfe von außen, vor allem aber mit großer Unterstützung im privaten Umfeld und letztlich auch mit viel eigener Stärke schaffte sie den Weg und kann heute sagen: “Ich bin angekommen!“
Sie ist heute als Trans(idente)Frau mit sich selbst im Reinen. Und das spürten die zahlreichen Gäste, die gebannt zuhörten und einen großen Kenntnisschatz und bestimmt manch veränderte Einstellung mitnahmen gegenüber Menschen , die sich zu der Gruppe der LGBTQIA+ zählen.
Die Autorin möchte mit ihrem spannenden Buch und auch in Vorträgen und Seminaren durch die sehr offene Darstellung ihres ungewöhnlichen Wegs einer Transition von Mann zu Frau auch anderen Menschen, die nicht der heteronormativen Zweigeschlechter-Gesellschaft zuzuordnen sind, helfen, diese Fragen für sich selbst zu beantworten. Aber auch Außenstehenden wird Gelegenheit gegeben, die Einstellung diesen Fragen gegenüber zu verändern.
Info: Nora Dahmer „Endlich Nora!“ ISBN: 978-3-7546-4927-5 ( auch als E-Book)
Empfohlen: noradahmer.de Interview mit Nora Dahmer und Tochter Laura „Wird aus Papa Mama?“ und andere Interviews bei swr1.