Schramberg. „Junghans ist Schramberg und Schramberg ist Junghans.“ Am Freitagmorgen bewahrheitete sich dieser Spruch einmal mehr. Auf Einladung des Stadtmuseums waren einige Ehrengäste gekommen, um ein Buch zu Ehren von Erhard Junghans, dessen 200. Geburtstag man am 1. Januar feiern konnte.
Der Autor Thomas Poller war aus aus Frankfurt am Main gekommen, um sein Buch vorzustellen. Er ist ein Ur-Ur-Urenkel von Erhard Junghans. Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr hieß die Gäste willkommen. Neben dem heutigen Eigentümer von Junghans, Dr. Hans-Jochem Steim, auch Gernot Stähle und Renate Junghans, ebenfalls eine Nachfahrin des Firmengründers.
Erhard Junghans und seine Familie
Eisenlohr hob hervor, das die Familie Junghans für Schramberg sehr wichtig war, die Entwicklung vom Marktflecken zur Industriestadt sei ohne sie nicht denkbar. Immerhin fünf Familienmitglieder seien Ehrenbürger der Stadt geworden, darunter mit Helene Junghans auch die erste Ehrenbürgerin.
Eisenlohr erinnerte an das Stück der Theaterwerkstatt, „Die Unruh des Herrn Junghans“, das auf „sehr anschauliche Weise Szenen aus der Familiengeschichte auf die Bühne gebracht“ habe. Im Herbst folge dann noch ein Musical der Musikschule. Auch das JUKS werde sich im Sommer mit Junghans beschäftigen, kündigte Eisenlohr an.

Unbekanntes Grab restauriert
Poller berichtete über das Buch zum Gedenken an Erhard Junghans‘ 200. Geburtstag. Dieser habe „viele Spuren in Schramberg und weltweit hinterlassen“. Für seine Publikation habe er etliche Anregungen von Hans-Jochem Steim erhalten, etwa bei einem gemeinsamen Gang über den Friedhof. Dabei habe er entdeckt, dass hinter dem großen Grabmal von 1910 das Grab von Erhard Junghans aus dem Jahr 1870 verborgen lag.

Er hatte einen achteckigen Quader und einen felsartigen Steinblock gefunden, auf dem eine abgebrochene Säule gestanden hatte. Davon berichtete Arthur Junghans in seiner Hauschronik.
Für Luise Junghans-Tobler, die Witwe von Erhard, muss der frühe Tod ihres Mannes sehr hart gewesen sein. Die abgebrochene Säule symbolisiere „ein Lebenswerk, das fortgesetzt werden will oder muss“, so Poller. Er hat diese Säule nun wieder in Seedorfer Sandstein nachbilden und aufstellen lassen.

Wer war Jakob Christoph Zeller?
Weiter beschäftigt sich Poller mit dem Schwager und späteren Firmenteilhaber von Erhard Junghans, dem Züricher Jakob Christoph Zeller, über den bisher wenig bekannt gewesen sei.
Zeller stammte aus einer Färberfamilie. In Zürich sah er keine Perspektive und kam nach Schramberg. Hier beteiligte er sich an der Strohmanufaktunr von Erhard Junghans. Die bot Arbeit für arme Leute, hatte aber „keine große Zukunft“, so Poller. Daraufhin starteten sie ein kleines Unternehmen für die Uhrenherstellung.
Büste im Bauhof gefunden
Hausherr und Museumsleiter Carsten Kohlmann präsentierte eine Büste des „Schwarzwälder Uhrenkönigs“, wie Erhard Junghans genannt worden war. Die Büste hatte er bei einem Besuch des Bauhof in Sulgen entdeckt. Woher sie stammt, sei bislang noch ein Rätsel.

Ebenfalls rätselhaft sei, wie es zu zwei Einschusslöchern am Hals und Kinn gekommen ist. Von Erhard Junghans seien nur wenige Porträts bekannt, so Kohlmann.

Der „Schultes vom Freiamt Tös“, Jochen Buhr, hob die „Visionen und Innovationskraft“ von Junghans hervor. Die Fabrik im Tös sei „eine Schlagader für die Stadt“ gewesen. Er dankte Steim, ohne den die Uhrenfirma Junghans in ihrer heutigen Form sicher nicht mehr existieren würde..
Junghans-Erbe bewahren
Hans-Jochem Steim selbst berichtete, je länger er sich mit Erhard Junghans beschäftige, desto deutlicher werde ihm dessen Bedeutung und die seiner Nachkommen. Das betreffe aber auch Paul Landenberger und die vielen Mitarbeiter des Unternehmens. Steim forderte die Stadt auf, „das Erbe Junghans nicht klein zu machen“.

Er dankte Thomas Poller und erinnerte daran, dass dessen Vater Horst auch schon ein Buch über die Familie geschrieben hatte. Es freue ihn, dass die Familien Junghans und Landenberger sich seit einiger Zeit auch wieder in Schramberg träfen.
OB Eisenlohr lud anschließend die Gäste zu einem kleinen Umtrunk im Museum ein.
Info: Das Buch „Erhard Junghans. 1. Januar 1823 – 9. September 1870. Zum Gedenken an seinen 200. Geburtstag“ hat 58 Seiten und ist im Buchhandel erhältlich. ISBN 978-3-9823785-5-8