Carsten Kohlmann berichtete über die Geschichte der Falkensteiner Kapelle. Foto: pm
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Dass ihm Schramberg am Herzen liegt, war für die zahlreichen, sehr interessierten Gäste deutlich zu spüren. Carsten Kohlmann, Leiter des Stadtarchivs und Stadtmuseums Schramberg, sprach beim Generationen- und Senioren Treff des Senioren Forums über die Falkensteiner Kapelle. Ein Thema, das ihn schon seit vielen Jahren beschäftigt und interessiert. Über den Nachmittag berichtet Barbara Olowinsky








Welche Bedeutung hat die Falkensteiner Kapelle für die Stadt? Frühere Abbildungen auf Postkarten , aber auch Gemälde und Zeichnungen zeigen immer wieder das Stadtbild mit der Kapelle. Auch Planungen für die Bewerbung zur Landesgartenschau hatten dieses Kleinod in seiner unverwechselbaren Lage zur Ruine Falkenstein mit einbezogen.

Dennoch vermisst Kohlmann in der heutigen Zeit einen öffentlichen Hinweis auch für Auswärtige auf dieses besondere Kleinod, dieses neugotische Kirchlein, das einen besonderen Schatz beherbergt, die Falkensteiner Beweinung. Das ungefasste Relief aus Nadelholz wurde etwa um 1520 von Bildhauer Conrad Rötlin aus Rottweil gefertigt, der insbesondere für Kaiser Maximilian I. arbeitete. Dieses Altarbild zählt zu den schönsten Beweinungen Süddeutschlands und hat somit internationale Bedeutung.

Die Falkensteiner Bbeweinuing. Foto: him

 

 

Erste Erwähnung 1004

Als erste Erwähnung angeblich 1004 als Kirche, die dem heiligen Erasmus (einer der 14 Nothelfer) geweiht ist. In den Protokollen der Diözese Konstanz wird im Jahr 1275 erstmals eine Seelengemeinde Valkenstein urkundlich erwähnt, die unter dem Patrozinium von Sankt Erasmus als Eigenkirche den Herren von Falkenstein und Ramstein im Mittelalter gehörte. 1634 im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde das Bauwerk bei Kämpfen schwedisch-württembergischer Truppen zerstört.

1689 ließ Reichsfreiherr Ferdinand Carl von Bissingen und Nippenburg in der Ruine seine Mutter Katharina Kunigunde von Bissingen und Nippenburg beisetzen, da sie zur protestantischen Glaubensgemeinschaft von Kaspar Schwenckfeld gehörte und deshalb nicht wie andere Familienmitglieder in der katholischen Pfarrkirche Sankt Nikolaus beigesetzt werden konnte.

Wallfahrtsort

Fast ein Jahrhundert später, im Jahre 1713, wurde die Kapelle von Carl Freiherr von Bissingen wieder aufgebaut und Mitte des 18. Jahrhunderts durch den Suffraganbischof Reichsgraf Johann von Fugger aus Konstanz geweiht. Sie gehörte 1787 zur benachbarten Pfarrgemeinde Lauterbach und galt als bedeutender lokaler Wallfahrtsort und Friedhof – Grabfunde belegten es Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts.

Von 1860 bis 1863 entstand dann dort eine Familiengruft als Erbbegräbnisstätte der Grafen von Bissingen und Nippenburg, die auch heute noch im gräflichen Familienbesitz ist. Jüngstes Familienereignis der gesamten gräflichen Familie war 2014 die Taufe von Graf Wilhelm-Cajetan von Bissingen und Nippenburg in der Falkensteiner Kapelle.

Sanierung

Nach dem historischen Überblick führte Carsten Kohlmann seine Gäste sehr anschaulich mit Bild und Text durch die Kapelle, verwies auf die kulturgeschichtliche Bedeutung dieser Kapelle und unterstrich damit die Wichtigkeit der Erhaltung dieses Kulturdenkmals. Mit einer großzügigen Spende der gräflichen Familie , Zuschüssen der Denkmalpflege, einem Zuschuss der Stadt Schramberg sowie des Einsatzes des Förderkreises Falkensteiner Kapelle wird derzeit die Kapelle wieder renoviert und somit gerettet.

Eingerüstet: Die Falkensteiner Kapelle wird derzeit saniert. Fotzo: him

Abschließend jedoch betonte Carsten Kohlmann, ein Gebäude lebe von seiner Nutzung, wie Patroziniumsfest des heiligen Erasmus (2. Juni) , Andachten des Katholischen Frauenbunds Schramberg und kirchliche Musikstunden (kommenden Juli), aber auch kunstinteressierte Besucher seien willkommen, so könne diese Kapelle wieder stärker ins Stadtbild integriert werden.

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