In Kooperation mit dem Stadtmuseum pflegt der Arbeitskreis Krippen seit vielen Jahren die große Tradition der Krippenbaukunst in Schramberg. Für einen Nachbau der ehemaligen Sankt-Maria-Krippe wird in der Weihnachtszeit zu Spenden aufgerufen. Zum Hintergrund ein Beitrag von Carsten Kohlmann:
Der Besuch der Weihnachtskrippen in den Kirchen und der alljährlichen Dauer- und Sonderausstellungen im Stadtmuseum in Schramberg und in der Alten Sankt-Laurentius-Kirche in Sulgen gehört für viele Bürger wie auch für viele Gäste zur Weihnachtszeit. Die „Krippenhauptstadt des Schwarzwaldes“ zeigt zwischen dem ersten Advent und Maria Lichtmeß ihre beeindruckenden Schätze aus über drei Jahrhunderten der südwestdeutschen Krippenbaukunst.
Um die Erhaltung und Erforschung der örtlichen Weihnachtskrippen hat sich der 1994 von Eberhard Marte (1928 – 2014) gegründete Arbeitskreis Krippen große Verdienste erworben. Heute sind Walter Hartmann, Richard Marte, Ferdinand Moosmann und Thomas Rapp in diesem Arbeitskreis aktiv. Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement unterstützen sie die Katholische Kirchengemeinde Sankt Maria-Heilig Geist und das Stadtmuseum Schramberg, das im Jahr 2001 vom Gemeinderat den Auftrag erhalten hat, bedeutende Zeugnisse des örtlichen Krippenbaus durch den Aufbau einer städtischen Sammlung für die Nachwelt zu erhalten. In der Sammlung sind mittlerweile mehrere Spitzenwerke der „Schramberger Schule“ vorhanden, so dass immer wieder ein „Schwarzwälder Krippenmuseum“ ins Gespräch gebracht wird.
Sankt-Maria-Krippe
Ein Meisterwerk der Krippenbaukunst in Schramberg, die ehemalige Sankt-Maria-Krippe, will der Arbeitskreis für das Stadtmuseum wieder zu neuem Leben erwecken. Mit der 1939/40 auf Initiative von Dekan und Stadtpfarrer Hermann Josef Schmitt (1890 bis 1959) von dem Kunstmaler Theodor Gämmerler (1889 bis 1973) aus München und dem Schreinermeister Alfred Hauser (1901 – 1989) aus Schramberg gestalteten Kirchenkrippe wurde damals ein neues Kapitel in der Krippenbaukunst in der Schwarzwaldstadt aufgeschlagen.
Die neue Kirchenkrippe war die erste Bühnenkastenkrippe in Schramberg, die an die Stelle der bis dahin üblichen Landschaftskrippen trat. Sie wurde zum Vorbild der „Schramberger Schule“ mit den Krippenbauern Alfred Hauser, Georg Kaiser (1909 bis 1980), Karl Marte (1897 – 1947), Eugen Mey (1920 – 2000), Max Scheller (1921 – 1985) und Ulrich Scheller (*1949) und weit über Schramberg hinaus stilbildend.
Gegenentwurf zur NS-Herrschaft
Die Kirchenkrippe zeigte die Weihnachtsgeschichte vor der Kulisse der heimatlichen Schwarzwaldlandschaft. Im Hintergrund konnten die Betrachter Schramberg und die Sankt-Maria-Kirche sehen. Die Weihnachtsbotschaft wurde damit in die eigene Lebenswelt geholt. Die Menschen empfanden die Sankt-Maria-Krippe seinerzeit als bewussten Gegenentwurf zur Gewaltherrschaft des NS-Staates und zum Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Sie war ein Symbol der Geborgenheit, des Glaubens und der Hoffnung in einer Zeit größter Ängste und Gefahren.
Beim Abbruch der alten Pfarrkirche im Jahr 1972, von der nur der Zwiebelturm stehen blieb, wurde die alte Kirchenkrippe größtenteils entsorgt, weil es damals leider zu wenig Bewusstsein für solche Glaubenszeugen und Kulturschätze aus früherer Zeit gab.
Nachbau geplant
Der Arbeitskreis Krippen hat sich deshalb mit fachkundiger Unterstützung von Ulrich Scheller zum Ziel gesetzt, dieses Schlüsselwerk der Krippenbaukunst in Schramberg mit einem Nachbau wieder zu neuem Leben zu erwecken. Der Hintergrund und zwei Engel sind erhalten geblieben. Vieles muss aber nach alten Fotos neu gebaut und ersetzt werden. Das Stadtmuseum hat die Organisation des Projektes übernommen, in dessen Dauerausstellung der Nachbau eines Tages zu sehen sein soll, damit ein anschaulicher, vollständiger Überblick zur Geschichte der Weihnachtskrippen in Schramberg vom 18. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert möglich ist.
Das Stadtmuseum sammelt für das Projekt Spenden und bittet die Bürgerschaft zusammen mit dem Arbeitskreis Krippen in der Weihnachtszeit um Unterstützung. Jede Spende ist willkommen, um dieses Meisterwerk der Krippenbaukunst in einem originalgetreuen Nachbau wieder in der „Krippenhauptstadt des Schwarzwaldes“ erleben zu können.
(Bitte 2020 beachten: aufgrund der Schließung aus Corona-Gründen ist keine Krippenausstellung im Stadtmuseum und in der alten Sankt-Laurentius-Kirche zu sehen!)
Info:
Wer das Projekt unterstützen will, kann auf ein Konto der Stadtkasse spenden: KSK Rottweil (DE 93 642 500 40 0000 5000 98) oder Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar eG (DE 84 643 901 30 0621 0850 06). Verwendungszweck: Sankt-Maria-Krippe im Stadtmuseum Schramberg. Die Förderer des Projektes erhalten für ihre Unterstützung eine Spendenbescheinigung.