Buchholz-Karikatur zu den verschiedenen Forderungen der 1848er. Foto: DK
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Schramberg. Es ist ein kleines, schwarzes, handgeschriebenes Notizbuch, doch dieses hat es in sich. Der Lokalhistoriker und ehrenamtliche Mitarbeiter des Stadtarchivs Schramberg, Günter Buchholz, hat eine Erzählung über die Geschehnisse rund um die Revolutionsjahre in Schramberg und Umgebung verfasst.








Bereits seit vielen Jahren beschäftigt sich der Historiker mit der Geschichte der Revolution von 1848 und veröffentlichte zu diesem Thema schon einige Beiträge unter anderem in der Zeitschrift des Museums- und Geschichtsvereins „D’Kräz“.

Anlässlich des 175. Jubiläums der Revolution schrieb Günter Buchholz nun eine Erzählung, die möglichst nah an der historischen Wirklichkeit gehalten ist. Im vergangenen Monat gab er einige Kapitel bei einer Vorlesung seiner Erzählung beim „Kräz“-Stammtisch im Café am Hirschbrunnen zum Besten. Alle Anwesenden waren sehr angetan von der fesselnden und humorvollen Erzählweise des Autors.

Der Zug nach Cannstatt

In seinem Buch schreibt Buchholz über die demokratische Gesinnung der Schramberger Bürger, die – von Friedrich Hecker (1811-1881) und weiteren Freiheitskämpfern bestärkt – nach Cannstatt ziehen wollten, um dort die Republik auszurufen. Die wichtigsten Forderungen der Demokraten waren Glaubensfreiheit, Versammlungsfreiheit, unentgeltliche Bildung, ein Gesamtdeutsches Parlament und die entschädigungslose Aufhebung des Feudalsystems, so der Historiker.

Hecker „dampfte jedoch nach Amerika ab“, nachdem sein demokratischer Aufstand in Baden gestoppt wurde. Die Schramberger zogen unterdessen mit dem Bürgerwehrkommandanten Anton Jegglin (1815-1856) weiter Richtung Cannstatt. Jegglin kundschaftete erst die Stuttgarter Gegend aus. Dort hat ihn aber der ebenfalls aus Schramberg stammende Landtagsabgeordnete Michael Trotter (1814-1867) über die wenig revolutionäre Stimmung im Stuttgarter Raum aufgeklärt.

Aus der Buchholz-Erzählung zu den Geschehnissen der Revolution in der Region. Foto: DK

Was würde Jegglin von Trotter zu hören bekommen? Würden die Schramberger unverrichteter Dinge umkehren müssen? Wie würde es dem regierungskritischen Abgeordneten Trotter selbst ergehen? „Darüber gibt die Erzählung Auskunft“, so der Autor Günter Buchholz.

Der Schwabo als “Revolutionsblättle”

Auch über bildungspolitische Themen der Revolutionszeit berichtet Buchholz in seiner Erzählung: Dies verdeutlicht er am Beispiel des 1816 geborenen Lehrers Karl Falk von katholisch Tennenbronn. Diesen hat die Obrigkeit inhaftiert, weil er aus dem Schwarzwälder Boten, der als „Revolutionsblättle“ galt, in einem Gasthaus den Bauern vorgelesen hatte.

Auf die Frage, ob das Buch veröffentlicht werden soll, erwidert der Autor: „Es sagen immer wieder Leute, ich soll daraus ein Buch machen, aber ich weiß noch nicht, wie und ob.“ Lesungen werde es aber auf jeden Fall geben. Insgesamt hat der Autor 13 Kapitel verfasst. Doch es sollen keine weiteren mehr hinzu kommen, so Buchholz, denn „sonst zieht sich die Geschichte ins Unermessliche.“

Neben der Geschichte hat der Autor sich auch noch künstlerisch mit dem Thema auseinandergesetzt und typische Parolen der Bürger für Freiheit zu Papier gebracht. Eine Karikatur zeigt „links die Ausrufung der Republik durch Gottlieb Rau (1816-1854), in der Mitte den Ausmarsch der Schramberger Bürgerwehr nach Cannstatt und rechts die Illusion einer Riesen-Volksversammlung auf dem Wasen“, so Günter Buchholz.

Foto: DK

Wer Interesse an dem Buch hat, ist zum nächsten „Kräz“-Stammtisch am Donnerstag, 11. Mai um 19 Uhr im Café am Hirschbrunnen (wird vorher noch angekündigt) eingeladen, bei dem Günter Buchholz weitere Kapitel vortragen wird.

 

David Kuhner (*2002) geboren in Rottweil und aufgewachsen in Schramberg. Nach dem Abitur am Gymnasium Schramberg im Jahr 2020 absolvierte er ein FSJK im Stadtarchiv und Stadtmuseum Schramberg. Sein großes Interesse gilt der Lokalgeschichte seines Heimatortes Schramberg. Seit dem Wintersemester 2021/22 studiert er an der Eberhard Karls Universität Tübingen Geschichtswissenschaft im Hauptfach und katholische Theologie im Nebenfach.