Das Ensemble bei der Aufführung in Sigmarinegn. Foto: pm
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ROTTWEIL – Am 15. Juli  ab 11 Uhr ist das Straßentheaterprojekt des Reutlinger Theater in der Tonne in Rottweil auf dem Münsterplatz zu sehen. Unter dem Titel „Hierbleiben… Spuren nach Grafeneck” nimmt sich das Projekt ein historisch bedeutendes Ereignis der „Euthanasie”-Verbrechen zum Anlass. Durch die Begegnung mit den Darstellern mit Behinderung im öffentlichen Raum wird auch ihre heutige Situation aufgezeigt.








Die berüchtigten „Grauen Busse” kamen auch in die damalige Privatheilanstalt der Barmherzigen Schwestern von Untermarchtal für Nerven- und Geisteskranke in Rottenmünster bei Rottweil und deportierten Menschen mit Einschränkungen nach Grafeneck, die dort am Tag der Ankunft ermordet wurden. Insgesamt wurden im Jahr 1940 in der Zeit des Nationalsozialismus 10.654 Menschen mit Behinderungen oder geistigen Erkrankungen in Grafeneck ermordet, weil Sie den Nationalsozialisten als „lebensunwert” galten.

In Anspielung an die “Grauen Busse”, die damals zur Deportation dienten, wurden 25 Herkunftsorte der Menschen mit Einschränkungen in Baden-Württemberg für das Straßentheaterprojekt ausgewählt. Grafeneck selbst ist Teil dieser 25 Orte. Der Theaterbus fährt mit dem inklusiven Ensemble, Requisiten, Bühnenbild, Kunstobjekten direkt vor Ort, um die performative Aufführung umzusetzen. Unter der Regie von Theaterintendant Enrico Urbanek wird das Projekt vom Theater Reutlingen Die Tonne umgesetzt.

Bei diesem Projekt verbindet sich Choreografie, Musik, bildender Kunst, Medienkunst und dokumentarischen Elementen. Über eine facettenreiche Auseinandersetzung zwischen Ensemble und Publikum werden Denkanstöße gegeben, die weit über Betroffenheit einerseits und Information andererseits hinausgehen. Durch den Einsatz historischer Fakten in Zusammenarbeit mit dem Dokumentationszentrum Gedenkstätte Grafeneck wird ein direkter regionaler und gesellschaftlicher Bezug hergestellt.

Der Bus verweilt dabei circa eineinhalb Stunden auf dem Münsterplatz und bietet verschiedene Begegnungen mit dem Ensemble. Die Interaktionen mit dem Publikum können Aufgrund der Corona-Pandemie nur unter gebührendem Abstand stattfinden. Um die nötigen Abstände zwischen den Zuschauern während der Corona-Pandemie einzuhalten, wird auf dem Münsterplatz eine Theatersituation aufgebaut, sodass Sitzplätze in einem abgesperrten Bereich vor der Bühne vorhanden sind. Der Eintritt ist frei, jederzeit kann man noch dazu stoßen und wieder weiterziehen.

„Wir danken der Kirchengemeinde Heilig-Kreuz, der LEADER-Region Oberer Neckar und dem Vinzenz von Paul Hospital, die uns nach allen Möglichkeiten bei der Umsetzung der Aufführung des Projekts in Rottweil unterstützen, trotz Corona”, so Projektleiter Maximilian Tremmel. Ursprünglich hätte die Premiere am 8. Mai 2020 in Reutlingen im Rahmen Festivals Kultur vom Rande stattgefunden. Die Corona-Pandemie machte eine Neuplanung nötig, die erste Aufführung fand am 17. September 2020 in Mosbach statt. In Gesprächen berichteten die Zuschauer, darunter auch mehrere Schulklassen, von einem beeindruckenden und bewegenden Theatererlebnis. Die Aufführungen stießen auf großes Interesse bei der Bevölkerung.

Nach den ersten sieben Aufführungen im Herbst 2020 stehen für 2021 weitere Aufführungen auf dem Programm. Nach der winter- und coronabedingten konnten bereits fünf Termine ab Mitte Juni 2021 gespielt werden, darunter in Sigmaringen, Gammertingen-Mariaberg und Gengenbach.

Das seit 60 Jahren bestehende Theater Reutlingen Die Tonne hat bereits seit vielen Jahren Erfahrungen mit der inklusiven Theaterarbeit und präsentiert die entwickelten Inszenierungen regelmäßig auf Festivals im deutschsprachigen Raum. Seit 2012 gibt es am Theater Reutlingen Die Tonne eine von den örtlichen Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen mitgetragene Initiative, bei der Menschen mit Beeinträchtigungen einen Teil ihrer Arbeitszeit am Theater absolvieren und dort eine künstlerische Ausbildung erhalten.

Das Projekt wird gefördert durch die LEADER-Förderung (ein von der EU eingerichtetes Förderprogramm für die Entwicklung ländlicher Räume) und von der „Lernenden Kulturregion Schwäbische Alb” im Rahmen von „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel”, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes, den Landkreis Reutlingen sowie durch Daimler Truck.

Kooperationspartner sind BAFF [Träger Lebenshilfe und BruderhausDiakonie], die Fakultät für Sonderpädagogik der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, die BruderhausDiakonie-Werkstätten Reutlingen sowie die Habila GmbH Rappertshofen Reutlingen.

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