Es ist Fasnetszeit – und da darf gelegentlich auch an ein krummes Jubiläum erinnert werden. ein solches feiert in diesem Jahr die Theaterwerkstatt. einer der Mitbegründer und langjährige Regisseur der leidenschaftlichen Theaterspielgruppe, Harald Frommer hat notiert, was die Theaterwerkstatt in den letzten 33 Jahren alles gespielt hat und wie das ganze überhaupt begann:
Angefangen hat alles mit einem Treffen der Ehepaare Andreae und Frommer und der Idee, den Einakter „Der Heiratsantrag“ von Tschechow im Freundeskreis szenisch zu lesen. Das Spektakel kam bei den Freunden so gut an, dass sie beschlossen, sich mit einer Inszenierung an die Öffentlichkeit zu wagen. Es kam die Zeit der Proben, und da das Stück von einem streitbaren Trio handelt, füllten sich die Häuser Andreae und Frommer von Zeit zu Zeit mit solchem Geschrei, dass die Nachbarn um den Bestand der jeweiligen Ehe fürchten mussten.
Am 25. März 1985 war Premiere im Foyer des Schramberger Schlosses. Sechsmal insgesamt gelang es, das Foyer mit einem überaus wohlwollenden Publikum zu füllen, und das Quartett der Anbieter erlag prompt der Verführung zum Weitermachen. Im Sommer 1986 wurden zwei Einakter von Curt Goetz inszeniert, dann, nach einer Verschnaufpause, im Herbst 1989 die Posse „Die große Wut das Philipp Hotz“ von Max Frisch.
Getreu dem Motto „Frisch gewagt ist halb gewonnen“ wagte sich das inzwischen gewachsene Team danach an Größeres, wiederum von Frisch, an das Lehrstück „Biedermann und die Brandstifter“. Seine Aufführung im Sommer 1991 brachte einen bisher nicht gekannten Bedarf an Bühnentechnik: Schließlich galt es, ein Inferno im Schloss ausbrechen zu lassen, ohne Schaden zu verursachen.
Und es kam, wie es kommen musste: Die nächste Inszenierung sprengte die Möglichkeiten des Spielraums im Schloss. Die Premiere der „Die Kunst der Komödie“ von Eduardo de Filippo fand 1993 in der frisch eröffneten KulturSzene Majolika, dem heutigen Subiaco, statt Auxch die kommenden Inszenierungen waren dort zu sehen. Darunter die antifaschistische Komödie „Klawitter“ von Georg Kaiser (Frühjahr 1995) oder „Kunst“ von Yasmina Reza, handelnd von drei Männern, die über ein weißes Bild in Streit geraten.
Mit der Satire „Die Kleinbürgerhochzeit“ (2000) beginnt die Bertolt-Brecht-Periode in der Geschichte der Theaterwerkstatt. Sie „gipfelt“ im Wortsinn in der Besteigung des Hatelma-Bergs am 14. November 2001, dem Tag der Premiere des Volksstücks „Herr Puntila und sein Knecht Matti“.
Auf Brecht folgte Friedrich Dürrenmatt mit zwei Dramen, zunächst „Die Physiker“ (2003), dann „Der Besuch der alten Dame“ (2005). Daneben und dazwischen liegt, gleichsam als Hors d´oeuvre, die Aufführung des Zweipersonenstücks „Karin“ von Arie Chen.
Die „alte Dame“ war die bislang aufwändigste Inszenierung. Es galt, eine ganze Gemeinde auf die Bühne zu bringen, noch dazu auf verschiedenen Schauplätzen, insgesamt wurden 22 Schauspieler aufgeboten. Der Theaterwerkstatt kam dabei ein Glücksfall zu Hilfe, das Angebot der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn, auf der Bühne im Elisabetha-Glöckler-Saal zu spielen.
Im gleichen Raum und im gleichen Jahr erinnerte ein Abend mit Tschechow-Einaktern an das nunmehr zwanzigjährige Bestehen der Theaterwerkstatt – nur dass im „Heiratsantrag“ die „jungen“ Darsteller von damals durch noch jüngere ersetzt werden mussten.
Die Inszenierung des Lustspiel-Klassikers „Der zerbrochne Krug“ von Kleist im Jahre 2009 brachte in der Rolle des Dorfrichters Adam den letzten Bühnenauftritt von Harald Frommer, er beschränkt sich seitdem auf die Aufgabe der Regie, erstmals bei der Inszenierung des Kriminalstücks „Die Mausefalle“ von Agatha Christie (2010).

In der Folgezeit entdeckten einzelne Mitglieder der Truppe ihre Liebe zu Ein-Personen-Stücken. Den Auftakt machte Gerhard Ruoff mit Patrick Süskinds „Kontrabaß“ (2011), Klaus Andreae trat in der „Sternstunde des Josef Bieder“ von Eberhard Streul auf (2012). Zuletzt präsentierte Gerhard Ruoff „Heute weder Hamlet“ von Rainer Lewandowski (2014).

Einen Höhepunkt in der Geschichte der Theaterwerkstatt bildete die „Welt-Uraufführung“ des Lassalle-Dramas von Felix Huby und Hartwin Gromes im Jahr 2013. Die darauffolgende Inszenierung der „Top Dogs“ (2014/5), der preisgekrönten satirischen Komödie von Urs Widmer, stellte unser Ensemble vor neuartige Herausforderungen. Mit dem traditionellen „Illusionstheater“, das auf die möglichst getreue Abbildung von Wirklichkeit abzielt, war dem Stück nicht beizukommen. Gefordert war ein „Demonstrationstheater“, das aufzeigt, was hinter der Wirklichkeit steckt.

Das Drama „Tod eines Unternehmers“, dem wir uns anschließend (2015/16) widmeten, war wiederum eine „Welt-Uraufführung“, wiederum von Felix Huby und Hartwin Gromes verfasst und brandneu (2014), dazu aktuell und bewegend. Es handelt vom Schicksal eines Familienunternehmens im ersten Jahrzehnt unseres Jahrtausends. Ein Verhängnis nimmt seinen Lauf, die Inszenierung war vom Ticken einer „Zeitbombe“ begleitet.

Mit der Inszenierung der klassischen Komödie „Sonny Boys“ von Neil Simon (2016/17) schlägt das Pendel wiederum in die andere Richtung aus. Sie handelt von zwei gealterten, ehedem als komisches Duo berühmten Schauspielern, die miteinander in einer unauslöschlichen Hassliebe verbunden sind.

Seit dem vergangenen Herbst arbeitet die Theaterwerkstatt an der Inszenierung einer klassischen Komödie, die ein ehrwürdiges Alter aufweist: „Der Raub der Sabinerinnen“, auf das Wiener Brüderpaar Franz und Paul von Schönthan zurückgehend. Roland Eisele hat sie – erstmals als Regisseur agierend – drastisch gestaltet, die Aufführung verspricht, vergnüglich zu werden.

Premiere ist am Mittwoch, 21. Februar im Elisabetha-Glöckler-Saal der Stiftung, weitere Aufführungen: Am Freitag, 23., Samstag, 24., Sonntag, 25. Februar und am Freitag, 2. März (jeweils 20 Uhr). Karten bei Buchhandlung Buchlese in Schramberg (Telefon: 07422/3585).