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Weiter kämpfen und die Freude am Leben behalten

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Schramberg. Auf 18 großen Stellwänden können Schrambergerinnen und Schramberger sich an die nun mehr als vier Jahrzehnte dauernde Geschichte der Schramberger Weltladenbewegung erinnern. Am vergangenen Samstag hatte die Schirmherrin der Ausstellung, Schrambergs Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, die Ausstellung eröffnet.

OB Dorothee Eisenlohr begrüßt die Gäste. Foto: privat

Der erste Welt-Laden stand in der Sängerstraße und wurde am 11. April 1980 eröffnet, damals noch als „Dritte-Welt-Laden“ bezeichnet. Seither habe das Eine-Weltforum mit zahlreichen Aktionen, Veranstaltungen und den Märkten der Kulturen in Schramberg ein Bewusstsein geschaffen, dass lokales Handeln etwas bewirken könne. Sie erinnerte an die lokale Agenda 21, und schließlich daran, dass die Stadt seit 2016 „Fair-Trade-Stadt“ sei. Seit vielen Jahren nehme Schramberg auch Geflüchtete und Asylsuchende auf, so Eisenlohr.

“Rührige Gruppe”

Die Vorsitzende des Weltladenvereins Monika Rudolf berichtete aus ihrer persönlichen Sicht, wie sie als Zugezogene aus Freiburg zu der „rührigen Gruppe“ gestoßen war, die damals einen Weltladen gründen wollte. Diese Gruppe habe sich intensiv mit der ungerechten Ausbeutung des globalen Südens durch den Norden beschäftigt. Dem wollte die Gruppe unter dem Motto „faire Preise – guter Lohn für gute Arbeit“ begegnen.

Die Gruppe beschäftigte sich auch mit dem Fleischkonsum, aber auch mit Haiti, dem Umweltschutz und dem Frieden und gestaltete beispielsweise einen Ausländertag mit türkischen Gruppen.

Rudolf erinnerte an den Kindergipfel, die Eine Welttage, die Markt-der-Kulturen-Feste, die lange Bürgertafel in der Marktstraße und schließlich die Neueröffnung des Weltladens im Parkhaus 2016.

Albert Risch vom Eine Welt-Forum trug ein Grußwort von Philipp Keil, dem Vorstand der Stiftung Entwicklung und Zusammenarbeit Baden-Württemberg vor. Darin würdigte Keil das „nimmermüde Engagement“ der Schramberger für den fairen Handel.

Zwei der 18 Schautafeln, die Rainer Landgrebe und Hermann Körner entworfen und gestaltet haben. Foto: pm

Die Kirchen gemeinsam

An den ökumenischen Aspekt der Eine-Welt-Arbeit erinnerte Stadtpfarrer Rüdiger Kocholl. Sein evangelischer Kollege Michael Hauser habe ihn bei seiner Amtseinsetzung 2005 mit einem „Überlebenskorb“ beschenkt. Daraus habe sich eine langjährige Freundschaft mit gemeinsamen Veranstaltungen zum Thema „Eine-Welt“ entwickelt.

Der frühere Schramberger Hauptamtsleiter Hermann Körner berichtete von den schon zuvor bestehenden ökumenischen Kontakten und lebhaften Gesprächsrunden im evangelischen Pfarrhaus bei der Familie Brezger.

Michael Hauser war aus Ulm gekommen und erzählte von der Eröffnung des Weltladens in der Marktstraße. Damals habe er gesagt: „Unser Ziel ist es, den Laden zu zumachen.“ Dann nämlich, wenn alle Geschäfte in Schramberg nur noch fair gehandelte Waren verkaufen. Das sei leider noch nicht eigetreten, aber auch bei anderen Entwicklungen wie der Gleichberechtigung oder der Abschaffung von nationalstaatlichen Militäreinrichtungen sei man ja noch nicht wirklich am Ziel angekommen. Hauser forderte die Besucher auf, weiter zu kämpfen – aber dabei nicht den Spaß und die Freude am Leben zu verlieren.

Info: Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Mai in der Mediathek Schramberg, Berneckstraße 9, zu sehen.

Martin Himmelheber (him)
... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.

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