Leserbrief zur Pressemitteilung “Betriebsrätestärkungsgesetz nur überflüssige Bürokratie” des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall.
Als Betriebsseelsorger habe ich in meiner über dreißigjährigen Tätigkeit immer wieder erlebt, wie uneinsichtige Arbeitgeber mit aller Macht die Wahl eines Betriebsrates erfolgreich verhindert haben. Deshalb ist das von Arbeitsminister Heil nun vorgelegte Betriebsrätestärkungsgesetz notwendiger denn je, um die Gründung eines Betriebsrats leichter zu ermöglichen und die Kolleginnen und Kollegen, die diese Gründung vornehmen, besser zu schützen.
Wie wichtig Betriebsräte für die Beschäftigten in der Arbeitswelt sind, stelle ich tagtäglich bei meinen Begegnungen mit Betriebsräten fest, gerade auch jetzt in der Coronakrise. Denn nur mit einem Betriebsrat können Betriebsvereinbarungen zum Arbeitsplatzerhalt abgeschlossen werden. Nur mit einem Betriebsrat kann bei drohenden Entlassungen ein Interessenausgleich und Sozialplan ausgehandelt werden. Ohne Betriebsrat haben die Beschäftigten keinen Anspruch darauf und gehen leer aus. Betriebsräte sorgen dafür, dass die gesetzlichen und tariflichen Bestimmungen im Betrieb eingehalten werden, dass die Würde der arbeitenden Menschen geachtet wird und dass es ein kollegiales Miteinander gibt.
Gute und gut informierte Arbeitnehmervertreter mit gewerkschaftlichem Rückhalt sind eine Notwendigkeit und ein Gewinn für jeden Betrieb. Nicht nur Arbeitnehmer wissen das zu schätzen, sondern auch kluge Unternehmer. Betriebliche Mitbestimmung bedeutet eben nicht nur ein Teilen von Macht, sondern auch von Verantwortung.
Daher kann ich allen Belegschaften ohne Betriebsrat nur raten und ihnen ans Herz legen, einen Betriebsrat zu wählen. Unterstützung dazu gibt es beim Betriebsrätekreis von Betriebsseelsorge und DGB Rottweil-Tuttlingen.
Thomas Maile, Katholische Betriebsseelsorge Rottweil-Tuttlingen