Leserbrief zur Diskussion über die künftige Schulentwicklung in Schramberg: „Hätte die NRWZ so viel Wert auf meine Meinung gelegt, wie auf die von Herrn Wittkowski, wäre meine Stellungnahme schon vor der Vorstellung des CDU Vorschlags veröffentlicht worden.
Nein, die Eltern bedauern nicht das „Rumlungern“ zur Mittagszeit in der Innenstadt. Auch wenn es sich niemand getraut auszusprechen: Wir haben in Schramberg einen horizontalen Schnitt, was die finanziellen Möglichkeiten unserer Mitbürger betrifft. Wer Geld hat, wohnt oben. Halbhöhenlage, Sulgen, Hardt, Dunningen…
Der Rest wohnt unten.
Dagegen Dunningen-Seedorf: Der finanzielle Durchschnitt besser und bisher kein Gymnasium vor Ort. Da kam auch der gutgestellte überdurchschnittliche Schüler in die Realschule: Weil bevor ein Zehnjähriger morgens mit dem Bus nach Rottweil fahren muss, kann er auch erst einmal Mittlere Reife machen und danach auf ein Gymnasium nach Rottweil.
Heute ist in Dunningen auch ein Abitur möglich. Noch besser. Daraus folgt: überdurchschnittliches Niveau, so gut wie keine Ausländer, wenig sozialpolitisch schwierige Fälle – hier liegt der Grund. Und den muss man ehrlich benennen.
Das Tal hinab, Schiltach? Früher hatte ich die meisten Schiltacher Schüler in Schramberg im Tanzkurs. Wenige über die Realschule, einige über das Gymnasium.
Heute habe ich den Großteil (beinahe alle Schiltacher) in Hausach im Tanzkurs. Auf Nachfrage warum, erhalte ich die Antwort: Ortenau-S-Bahn. Regelmäßig. Mir wurde aber schon von durchaus kompetenter Stelle erklärt, dass meine Schüler es selbst nicht beurteilen können, warum sie Hausach bevorzugen. (Ich hoffe, man bemerkt den Sarkasmus.)
Warum Tennenbronn sich nach St.Georgen orientiert entzieht sich meiner Kenntnis. Die Schüler von dort fehlen im Gegensatz zu 1990 beinahe komplett. (1:15) Aichhalder Realschüler sind bisher schon in Schramberg-Talstadt, warum Werkrealschüler nicht? Also liegt der Grund für Sulgen definitiv nicht in dem Ringen um Schülerzahlen begründet.
Also, warum Sulgen?
Die Lieblingsworte der Industrie: Synergie. Effizienz. Nur am Rande: die meisten Zusammenschlüsse in der Industrie, konnten die erhofften Synergieeffekte nie realisieren.
Aber egal, ich kann die Möglichkeiten und die Notwendigkeiten nicht beurteilen. Aber ich weiß, dass Schramberg-Talstadt die Schule benötigt. Und wenn die Bedingungen dafür nicht ausreichend sind, dann muss man sie eben schaffen. Diese Entscheidung kann kein Gremium von irgendwelchen universitären Erbsenzählern übernehmen. Dafür haben wir Politiker gewählt, dass die den Mut haben zu entscheiden. Sonst wählen wir in Zukunft einfach, von welchem Abschlussjahrgang welcher Universität wir verwaltet werden wollen.
Und warum braucht die Talstadt die Realschule?
Zum Beispiel „Rumlungern“. Das sind sicher zweihundert Euro pro Mittagspause. Fünfmal in der Woche. Dieser Umsatz macht sich auch bei einem Rossmann oder einem Müller durchaus bemerkbar. Und einen Drogerie-Müller zu verlieren, kann sich Schramberg nicht leisten.
Aber auch andere Unternehmungen, wie zum Beispiel ich selbst, oder die Musikwerkstatt werden leiden. Ein Schüler hat nicht mehr unbedingt eine Monatskarte, die bis in die Schramberger Talstadt reicht. Das heißt, wer hier etwas unternehmen will, zahlt auf. Oder hat Taxi Mama. Shopping – wenn sowieso Mama fahren muss, die Schüler nicht sowieso in der Talstadt sind – warum dann nicht gleich das Schwarzwald-Baar-Center?
Oder ganz gemein unterstellt: Die Musikschule Schramberg ist von Natur aus ein Treffpunkt der besseren Schramberger Kinder. Und die sind auf dem Gymnasium. Die werden auch in Zukunft eine Monatskarte haben. Das ist vielleicht ein Zufall, aber ein praktischer.
In der Wahrnehmung von Auswärtigen ist Schramberg abends ausländerlastig. Mit allen damit zusammenhängenden Vorurteilen. Je länger die kompletten Schüler durch das Städtle streichen, desto ausgewogener ist das Stadtbild. Und dies gilt es so lange wie möglich zu erhalten.
Sonst sind irgendwann in der Innenstadt die Läden geschlossen, ein Ghetto in der Talstadt und Schramberg komplett eine ganz weit weggelegene Vorstadt von Rottweil. Damit lässt sich dann aber auch kein qualifiziertes Personal mehr begeistern und die Industrie auf dem Sulgen wird noch größere Schwierigkeiten bei Neubesetzungen bekommen.
Es geht hier nicht darum, wo steht ein Schwebebalken im Sportunterricht, sondern wohin entwickelt sich die Stadt Schramberg. Darüber muss gestritten werden. Und um auf den Anfang zurückzukommen – lieber spät als gar nicht!“
Hans-Jörg Dierstein, Schramberg
Hallo Hans-Jörg Dierstein, das Argument mit der nicht mehr in die Talstadt Schramberg reichenden Fahrkarte stimmt so nicht. Das war früher mal so. Habe mich gerade bei der SBG erkundigt, ob ich da auf dem aktuellen Stand bin. Von den Schülermonatskarten her macht es keinen Unterschied, ob die Schule auf dem Sulgen oder in der Talstadt steht. Das sind heute Zonenfahrkarten. Und da das ganze Stadtgebiet eine Zone ist, macht es keinen Unterschied, ob das Ziel auf dem Sulgen oder im Tal liegt. Ein Beispiel: Ein Schüler aus Rötenberg hat eine Monatsfahrkarte mit der er zur Schule auf dem Sulgen… Weiterlesen »