Leserbrief zum Tschernobyl-Jahrestag
Der (heutige) Jahrestag der Tschernobylkatastrophe am 26.April und die Abschaltung der letzten drei deutschen AKWs am 15. April sind für uns zwei wegweisende Jahrestage, die uns Antrieb sind für weiteres Engagement gegen jeden Einsatz von Atomenergie.
Tschernoybl hat 1986 das Leben Hunderttausender zerstört. Die „Bürgerinitiative für eine Welt ohne atomare Bedrohung“ steht bis heute in engem Kontakt zu den Opfern der damaligen Katastrophe und deren auch häufig geschädigten Nachkommen, die der belarusische Staat nicht unterstützt und mit allen Mitteln mundtot macht.
Wer hätte es 1986 für möglich gehalten, dass Tschernobyl und weitere AKWs in einem Krieg in Europa erneut eine lebensbedrohliche Rolle spielen würden und dass mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht wird. Es gibt noch viele weitere gewichtige Gründe gegen Atomkraft: den hohen Preis pro kWh, die Notwendigkeit großer Wassermengen zur Kühlung, die weltweit ungelöste Endlagerfrage, die Gefahr einer Havarie…
Trotz der in Deutschland nun abgeschalteten AKWs bleibt für uns deshalb ein zweifaches Engagement weiterhin wichtig: die Unterstützung der Tschernobyl-Opfer in Belarus und der engagierte Einsatz für die Energiewende.
Der 1984 von der GDE aufgrund des fortschrittlichen Energiemanagements verliehene Titel „Freie Energiestadt Rottweil“ müsste auch gegenwärtig Motivation für städtische Maßnahmen sein, die sich an optimalen Möglichkeiten der Energienutzung, Planung und Ausbau der Erneuerbaren orientieren. Wir sehen in Rottweil eine Entwicklung beim Einsatz von PV-Anlagen im Privaten und Gewerblichen, auf den Dächern der öffentlichen Liegenschaften ist allerdings noch sehr viel Luft nach oben. Noch stiefmütterlich werden die für die Energiewende entscheidenden Faktoren Windenergie und nichtfossile Wärmekonzepte behandelt. Wir erwarten hier dringend Maßnahmen und in Rottweil eine Politik, die erkennbar und kraftvoll in Richtung CO2-Neutralität voranschreitet.
Angela Gessler, Bürgerinitiative für eine Welt ohne atomare Bedrohung
Ulli Wagner, Arbeitskreis Klimaschutz
Thomas Lippert, BUND Rottweil